Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.
190274 SE 5.8.4 Je est un autre - Ich ist ein Anderer. (2010W)
Problemlagen spätmoderner Bildungs- und Subjekttheorien
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Mo 06.09.2010 09:00 bis So 19.09.2010 09:00
- Anmeldung von Do 23.09.2010 09:00 bis Mi 29.09.2010 09:00
- Abmeldung bis Sa 30.10.2010 10:00
Details
max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Freitag 08.10. 14:00 - 16:00 (Erkerzimmer, Garnisongasse 3/2. Stock, 1090 Wien)
- Freitag 12.11. 18:00 - 20:30 (Erkerzimmer, Garnisongasse 3/2. Stock, 1090 Wien)
- Freitag 26.11. 18:00 - 20:30 (Erkerzimmer, Garnisongasse 3/2. Stock, 1090 Wien)
- Freitag 17.12. 16:00 - 19:00 (Erkerzimmer, Garnisongasse 3/2. Stock, 1090 Wien)
- Samstag 18.12. 12:00 - 17:00 (Erkerzimmer, Garnisongasse 3/2. Stock, 1090 Wien)
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Prüfungsstoff
Literatur
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
5.8.4
Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:37
In einem Brief an Georges Izambard, vom 13. Mai 1871 schrieb Rimbaud: "C'est faux de dire: Je pense. On devrait dire: On me pense." ("Es ist falsch zu sagen: Ich denke. Es müsste heißen: Man denkt mich.")Dieses Ziat Rimbauds bricht mit dem klassischen Subjektverständnis der Aufklärung, welches tradionell dem descartschen "cogito ergo sum" verpflichtet war und ein autonomes, selbstbestimmtes Vernunftsubjekt als Prämisse voraussetzte. Noch ehe Freud mit seinem Konzept eines unbewussten, triebhaften Subjekts der Menschheit jene, wie er es nannte, dritte Kränkung nach Kopernikus und Darwin zumutete, weist das rimbaudsche Zitat bereits auf die sich anbahnenden Veränderungen des 20. Jahrhunderts hin. Es wird das kommende Subjektverständnis des Strukturalismus, Poststrukturalismus prägen und den "Tod des Subjekts" in der Rezeption der Postmoderne einleiten.Ein künftig in der Alterität gebrochnes Ich, wird auch die Bildungstheorien nachhaltig beeinflussen, ihr Konzept eines ermächtigten, zur Kritik fähigen und zu "bildenden" Subjekts vor entscheidende Probleme stellen. Welche Konsequenzen hat dies für aktuelle Fragestellungen der Bildungstheorien, wenn sie nicht mehr länger ein autonomes, zur Freiheit bestimmtes Menschenbild unhinterfragt in Anschlag bringen können, wenn das Ich nicht mehr länger "...Herr im eigenen Haus ist?" Wenn das Verständnis von Bildungsprozessen sich auch als Formationen von Brüchen und Akten des Misslingens erweisen, wie dies etwa Reichenbach nahegelegt hat? Wenn der Wert von Bildung sich nicht mehr länger der Rationalität einer kapitalistischen Ökonomie unterziehen lässt, indem Anlagen und Vermögen "zu bildender Subjekte" zu optimieren wären? Und welche subversive Kraft und auch Möglichkeit liegt in der Konstitution von "gespaltenen Subjekten" in einer Zeit, die patriachalen Lebensformen den Kampf angesagt, Individualisierung zur höchsten Maxime erhoben hat und Technologien des Selbst entwickelte? Wo neue Selbst-technologien dem Einzelnen nahelegen, sich selbst ein Bild zu geben, welches einen maximalen narzisstischen Mehrwert zu suggerieren versucht, bei zunehmender Abkehr von kollektiven Sicherungsformen.Die Individualisierung der Gesellschaft mit zunehmender Auflösung tradierter Lebens- und auch Bildungsformen (Stichwort "lebenslanges Lernen") hat längst auch die Bildungspolitik erreicht und konfrontert diese mit aktuellen Problemlagen. In der gegenwärtigen Zeit erscheint ein brüchiges Subjekt, dessen Identitätsentwürfe schon immer von einem "Anderen" entlehnt wurden, wie ich meine als Akt der Provokation. Dieser Provokation will dieses Seminar einen Ort und einen Rahmen geben.Das Seminar versucht unter Zuhilfenahme von Basistexten der Postmoderne sowie aktuellen Rezeptionen der Bildungstheorien, diesen Entwicklungen kritisch Rechnung zu tragen.
Das Seminar findet im Rahmen eines Lektüreseminars statt und erfordert von den Studierenden die Bereitschaft, sich mit einem umfangreichen Textcorpus auseinanderzusetzen. Ziel des Seminars ist es weiters, den Studierenden ein Grundvermögen in der Auslegung und Interpretation von Texten zu vermitteln.