Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

210032 LK BAK5 LK Theoriegeschichte und Theoriedebatten (2016S)

Queere und feministische Theorien

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Seminare

Die selbstständige Anmeldung innerhalb der Anmeldephase zu Semesterbeginn ist für die Teilnahme an dieser Lehrveranstaltung verpflichtend!

Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.

Anwesenheitspflicht in der ersten LV-Einheit: Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung, und Studierende von der Warteliste können nachrücken.

Nach der ab Oktober 2015 geltenden Satzung der Universität Wien gibt es neue letztmögliche Abgabefristen für Seminararbeiten falls Lehrveranstaltungsleiter keine kürzeren Fristen bekannt geben.

Wintersemester der 30.April

Sommersemester der 30. September

Die Lehrveranstaltungsleitung kann im Einzelfall entscheiden, ob ein Gespräch zur Arbeit erforderlich ist.
Das Gespräch ist notenrelevant und ist zu dokumentieren (Prüfungsprotokoll).
Stellt sich bei dem Gespräch heraus, dass der/die Studierende über die Inhalte des schriftlichen Beitrags keine oder ungenügend Auskünfte geben kann, ist die Seminararbeit (=Teilleistung) negativ zu bewerten.

Gibt der/die Studierende zu, dass die Arbeit nicht selbst verfasst wurde, ist die Lehrveranstaltung mit einem "X" zu bewerten (HfL "Nichtbeurteilung wegen unerlaubter Hilfsmittel").

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Donnerstag 10.03. 18:30 - 21:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 07.04. 18:30 - 21:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 21.04. 18:30 - 21:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 19.05. 18:30 - 21:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 02.06. 18:30 - 21:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 16.06. 18:30 - 21:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 30.06. 18:30 - 21:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Seit rund 30 Jahren hat das englische Wort „queer“ weltweit Karriere gemacht und seine Verwendung ist aus politischen Diskussionen ebenso wenig wegzudenken wie aus Kultur, Medien und Wissenschaft. Gegenstand der dazu gehörigen Theorie ist die Analyse und Destabilisierung gesellschaftlicher Normen von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit. Ihr zentrales Anliegen ist es, „Sexualität ihrer vermeintlichen Natürlichkeit zu berauben und sie als ganz und gar von Machtverhältnissen durchsetztes, kulturelles Produkt sichtbar zu machen.“ (Jagose: 2001, S 11)
Queere Theoretiker_innen liefern unterschiedliche Ansätze, die sich sowohl mit der Kritik an Identitätskategorien sowie dem binären Geschlechtersystem auseinandersetzen, als auch den suggerierten de- bzw. rekonstruierten Subjekten konkrete Handlungsmöglichkeiten in der Sphäre des Politischen zuschreiben. Das Ziel queerer Politik bzw. queerem Handelns verfolgt das Interesse an einer Veränderung, d.h. eine Dekonstruktion bzw. eine Destabilisierung und Denaturalisierung heteronormativer, binärer, hierarchischer, hegemonialer Geschlechterverhältnisse, indem Geschlechterkategorien aufgelöst und vielseitige Subjektpositionen lebbar gemacht werden. „Die 'Queer Theory' und die 'Queer Studies' verstehen sich […] als Frageperspektive, die auf alle kulturwissenschaftlichen Fächer übergreift“ (Kraß 2003, S 20), und ausgehend von diesem Verständnis stellt die Queer Theory auch den Gender Studies neue Fragen in Bezug auf die Konstruktion geschlechtlicher Identitäten, sexuellem Begehren und hierarchischen Geschlechtersystemen. So rücken für eben diese Theorie relevante Begriffe, deren Existenz lange Zeit unbeachtet geblieben war, in das Blickfeld der Analyse und werden für eine politische Theorie und Praxis brauchbar.
In der Lehrveranstaltung soll die Geschichte und Entwicklung der Queer Theory sowie ihrer wichtigsten Vertreter_innen nachgezeichnet, von Gender Theory/Studies abgegrenzt und exemplarisch die für die Debatte wichtigsten Standpunkte diskutiert werden. Dafür sollen (wissenschaftliche) Texte aus Philosophie, Politik-, Literaturwissenschaften sowie aus der Frauen- und Geschlechterforschung herangezogen werden, um eine interdisziplinäre Annäherung an das Thema zu ermöglichen und die Breite der Debatte zu veranschaulichen. Gleichzeitig soll aber auch die feministische wie auch antirassistische Kritik an queeren Ansätzen nicht ausgespart bleiben.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- Kritische Auseinandersetzung mit queertheoretischen, geschlechter- und sozialwissenschaftlichen-theoretischen Texten im Allgemeinen und eine Annäherung an die Auseinandersetzung mit sex, gender und queer Debatten im Kontext der Vorstellungen von politischem Handeln
- Beschäftigung mit zentralen (historischen und zeitgenössischen) Begrifflichkeiten, Theorien, Erklärungsmodellen und Konzepten
- Beschäftigung mit Machts- und Herrschaftsanalyse und Subjektkonzeptionen in der Queer Theory
- Analyse und Kritik politisch-theoretischer/gender-theoretischer/queer-theoretischer Konzeptionen und Argumente
- Vertiefung des Wissens zur Frauen- und Geschlechterforschung sowie den Queer Studies
- Mündliche und schriftliche Präsentations- und Interpretationsfähigkeiten der gelesenen Texte
- Vertiefung des selbstständigen, wissenschaftlichen Arbeitens und Argumentierens

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Anwesenheit (mindestens 80% = maximal 3 mal Fehlen)
Mitarbeit (Diskussionsbeiträge, Abgabe der Aufgaben)
Bearbeitung von Texten entlang von Leitfragen
Verfassen eines Abstracts eines Haupttextes
Verfassen einer Sammelrezension von mind. Zwei Texten zu einer Einheit/ Optional auch Präsentation der Texte in der jeweiligen Einheit
Verfassen einer Abschlussarbeit (15 Seiten)

Lernplattform:
Die zu lesenden Texte und weitere Informationen werden im Rahmen einer Lernplattform (z.B. Moodle) zugänglich gemacht.

Maßstäbe der Beurteilung:
Mitarbeit (Partizipation, Aufgaben und Abstracts während des Semesters) (25%)
Referat/Sammelrezension (25%)
Schriftliche Abschlussarbeit (50%)
Ad Abschlussarbeit:
a) Review-Prozess:
Es besteht die Möglichkeit bis zu einer bestimmten Deadline einen Entwurf der Abschlussarbeit abzugeben, der dann „korrigiert“ wird und nach Feedback durch die LV-Leiterin noch einmal korrigiert werden kann. Der Entwurf wird selbstverständlich NICHT benotet.

b) Möglichkeit der Nachbesprechung mit Feedback zu Gesamtperformance in LV

c) Möglichkeit der Überarbeitung:
Sollte die Abschlussarbeit negativ ausfallen besteht die Möglichkeit, diese in einer Frist von vierzehn Tagen zu überarbeiten.

Theoretische Einbettung
In der zweiten Lehrveranstaltungseinheit ist ein Überblicksvortrag seitens der Lehrveranstaltungsleiterin über die wichtigsten Begrifflichkeiten, theoretischen Ansätze, TheoretikerInnen und Entwicklungen der Diskurse und Politiken zum Themenbereich vorgesehen. Vertiefende Auseinandersetzungen mit einzelnen Aspekten soll über die Pflichtlektüre einzelner Texte sowie die zusätzlichen Aufgabestellungen (Beantworten von Fragen, Verfassen eines Abstracts, Sammelrezension oder Abhalten von Referaten) ermöglicht werden. In dem über die Lernplattform zugänglichen Reader wird außerdem eine umfassende, weiterführende Textsammlung zur Verfügung stehen.

Prüfungsstoff

Geschichte der Homophilenbewegung, Homo-Befreiungsbewegung, Frauenbewegungen, (lesbischem) Feminismus, „Gender Theory“, „Gender Studies“ und „Queer Theory“, „Queer Studies“
Abgrenzung/Gemeinsamkeiten „Gender Studies“ und „Queer Studies“
Überblick über die wichtigsten theoretischen Hintergründe der Queer Theory sowie ihrer bedeutendsten Vertreter_innen
Einführung und Vertiefung in das Werk von Judith Butler und Antke Engel
Einführung und Vertiefung sex und gender Debatten
Einführung und Vertiefung: Subjekttheorien in der Queer Theory, politische Subjektkonzeptionen
Einführung und Vertiefung: Macht- und Herrschaftsanalyse in der Queer Theory
Einführung und Vertiefung: Vorstellungen von Politik und politischem Handeln in der Queer Theory
Kritische Positionen zur Queer Theory
aktuelle Debatten und Diskussion über queeres politisches Handeln in den Medien, politischen Parteien, sozialen Bewegungen

Literatur

Böcker, Anna (2012): Rassismus schreiben und schweigen. In: Gender Initiativkolleg [Hrsg.in] (2012): Gewalt und Handlungsmacht. Queer_Feministische Perspektiven. Köln: Campus Verlag.
Butler, Judith (1991): Das Unbehagen der Geschlechter. Aus dem Amerikan. von Kathrina Menke. Frankfurt am Main: Suhrkamp-Verlag.
Butler, Judith (1997): Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts. Aus dem Amerikan. von Karin Wördemann. Frankfurt am Main: Suhrkamp-Verlag.
Engel, Antke (2002): Wider die Eindeutigkeit. Sexualität und Geschlecht im Fokus queerer Politik der Repräsentation. Frankfurt/Main [u.a.]: Campus-Verlag.
Engel, Antke (2009): Ökonoqueer. Sexualität und Ökonomie im Neoliberalismus, In: AG Queer Studies [Hrsg.in] (2009): Verqueerte Verhältnisse, Intersektionale, ökonomiekritische und strategische Interventionen. Hamburg: Maennerschwarm-Verlag.
Engel, Antke (2000): Differenz (der) Rechte. Sexuelle Politiken und der Menschenrechtsdiskurs, In: quaestio [Hrsg.in] (2000): Queering Demokratie [sexuelle Politiken]. Berlin: Querverlag.
Eder, Barbara (2008): „Queer Moment“. Über die (Un-)Möglichkeit der Institutionalisierung queeren Wissens. Eine Replik auf Sabine Hark. In: Babka, Anna/Hochreiter, Susanne [Hrsg.innen] (2008): Queer Reading in den Philologien. Göttingen: Vienna University Press.
Fiegl, Veronika A. (2004): Feministische Politik ohne essentialistische Kategorie "Frau". Politikkonzeptionen queer feministischer Theoretikerinnen. Wien: Dipolmarbeit einger. von Veronika Andrea Fiegl.
Hark, Sabine (2008): Total normal? Queer Theorie in der Akademie. In: Babka, Anna/Hochreiter, Susanne [Hrsg.innen] (2008): Queer Reading in den Philologien. Göttingen: Vienna University Press.
Jagose, Annamarie (2001) : Queer theory. Eine Einführung. Berlin: Querverlag.
Klapeer, Christine M. (2007): Queer.contexts. Entstehung und Rezeption von Queer Theory in den USA und Österreich. Innsbruck, Wien [u.a.]: Studien-Verlag.
Kraß, Andreas [Hrsg.] (2003): Queer denken. Gegen die Ordnung der Sexualität (Queer Studies). Frankfurt am Main: Suhrkamp-Verlag.
Mesquita, Sushila (2003): Identity Queer? Wien: Diplomarbeit eingereicht von Sushila Mesquita.
Perko, Gudrun [Hrsg.in] (2004): Lust am Denken. Queeres jenseits kultureller Verortungen. Das Befragen von Queer-Theorien und queerer Praxis hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit auf verschiedene gesellschaftspolitische Bereiche. Köln: PapyRossa-Verlag.
Perko, Gudrun (2006): Queer-Theorien als Denken der Pluralität: Kritiken – Hintergründe – Alternativen – Bedeutungen . In: Quer. Lesen denken schreiben, Hg. Alice-Salomon-Fachhochschule, Nr. 12/06, Berlin 2006
Petzen, Jennifer (2012): Queer Trouble. The Evation of Race in Queer and Feminist Practice. In: Gender Initiativkolleg [Hrsg.in] (2012): Gewalt und Handlungsmacht. Queer_Feministische Perspektiven. Köln: Campus Verlag.
Raab, Heike (2004): „Queer meets gender“ - Prekäre Beziehung oder gelungene Koalition? In: Hella Hertzfeld, Katrin Schäfgen, Silke Veth [Hrsg.innen] (2004): Geschlechterverhältnisse. Analysen aus Wissenschaft, Politik und Praxis, Berlin: Dietz Verlag
Voß, Heinz-Jürgen (2004): Queer zwischen kritischer Theorie und Praxisrelevanz. In: H. Hertzfeldt, K. Schäfgen, S. Veth (Hrsg.): Geschlechter Verhältnisse – Analysen aus Wissenschaft, Politik und Praxis. Dietz Verlag, Berlin 2004
Steyerl, Hito [Hrsg.in]: Spricht die Subalterne deutsch? Migration und postkoloniale Kritik Münster: Unrast-Verlag.
Wolter, Salih Alexander (2013): Von der Erfindung der Homosexualität zum Queer Lifestyle. In: Heinz-Jürgen Voß/Salih Alexander Wolter (2013): Queer und (Anti-)Kapitalismus. Stuttgart: Schmetterling Verlag.
Woltersdorff, Volker alias Lore Logorrhöe (2003): Queer Theory und Queer Politics. In: UTOPIE kreativ, H. 156 (Oktober 2003), Seite 914-923

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:38