210064 SE BAK9: Politische Theorien und Theorienforschung (2020S)

Konflikt hat einen schlechten Ruf. Das Gros politischer Theorien stellt Konsens und Ordnung in den Fokus und auch in der öffentlichen Diskussion wird Streit oft als Zeichen für Ineffizienz und das Fehlen einer klaren politischen Vision verstanden. Doch es gibt auch alternative, positivere Zugänge zu Konflikt in der politischen Ideengeschichte. Für Machiavelli ist die Auseinandersetzung zwischen den popoli und den grandi der Ursprung republikanischer Freiheit und das moderne Konzept des zivilen Ungehorsams sieht in dieser Form des Protests eine Bereicherung für die öffentliche Sache. Dieses Seminar begibt sich auf die Spuren derjenigen Autor*innen, die in Uneinigkeit, Dissens und Antagonismus eine spezifische Produktivität für Politik im Allgemeinen und Demokratie im Speziellen entdecken und behandelt unter anderem Texte von Niccolò Machiavelli, Karl Marx, Frantz Fanon, Hannah Arendt und Chantal Mouffe.

Dies ist ein Seminar in politischer Theorie und Ideengeschichte. Es wendet sich an Studierende, die die Motivation mitbringen, sich mit komplexen historischen und theoretischen Texten eingehend zu beschäftigen. Das Seminar erfordert eine sehr hohe Lesebereitschaft (Richtwert: 150 Seiten pro Woche). Außerdem werden auch englische Originaltexte gelesen.

Ziel ist es, dass Studierende am Ende dieser Lehrveranstaltung
1) politiktheoretische Konzepte erklären und diskutieren können;
2) komplexe politische Theorien artikulieren und mit gegenwärtigen Debatten in Verbindung bringen können;
3) politische Konzepte im Lichte historischer und gegenwärtiger Ereignisse kritisch reflektieren und bewerten können;
4) Argumente und Thesen mündlich sowie schriftlich textbasiert verteidigen und rechtfertigen können.