210152 VO G8/G10/F: VO: Biopolitik, Männlichkeit und der homo sacer (2009S)

In dieser Vorlesung soll deutlich werden, dass die altrömische Rechtsfigur des homo sacer nicht zu einer Idee von souveräner Herrschaft in Beziehung steht, die sich über die Entscheidung über Leben und Tod herstellt. Eine solche Beziehung zwischen homo sacer und Souveränität ist Gegenstand einer lebhaften Diskussion, die seit einigen Jahren in Anlehnung an die Schriften des italienischen Philosophen Giorgio Agamben geführt wird. Ein spezifisches Verständnis von Biopolitik bildet dabei den Rahmen, in dem Souveränität und homo sacer zueinender ins Verhältnis gesetzt werden.
Diese Argumentation soll mit einer feministischen Perspektive problematisiert und ihr eine andere entgegen gestellt werden, eine Argumentation, in der im Gegenteil die Figur des homo sacer ein entscheidendes Instrument der Selbstermächtigung bedeutet, nicht der Herrschaft. Die Figur des homo sacer hat zudem eine entscheidende Funktion in der Herausbildung einer spezifischen Form patriarchaler Männlichkeit. Um diese Funktionen des homo sacer deutlich zu machen, soll er nicht nur in den historischen Kontext der frühen römischen Geschichte gesetzt werden. Im Wesentlichen geht es einer solchen Unternehmung um die Einschätzung dieser Funktion im Kontext gegenwärtiger politischer Theorien.