Universität Wien

230084 SE Entwicklung von Gender Indikatoren (2015S)

Theorie, Methode und Anwendung

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Donnerstag 19.03. 09:00 - 12:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 16.04. 09:00 - 12:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 30.04. 09:00 - 12:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 21.05. 09:00 - 12:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 28.05. 09:00 - 12:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 25.06. 09:00 - 12:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In den letzten Jahren ist in unterschiedlichen Bereichen der Bedarf an Indikatoren, die Gleichstellung messen, sowohl auf nationaler wie auch internationaler Ebene gestiegen. Dies ist u.a. auf die Implementierung der Gender Mainstreaming Strategie und den damit einhergehenden Bedarf an aussagekräftigen Indikatoren für die Evaluation von Gleichstellungspolitiken aber auch auf die Diversitätspolitiken von Organisationen und Unternehmen zurückzuführen. Breits um die Jahrtausendwende wurde als ein erster konkreter Schritt im Zuge der Implementierung von Gender Mainstreaming die gesonderte Ausweisung von Frauen und Männern in Verwaltungsdaten, amtlichen Statistiken und in der Berichtslegung gefordert. Solche geschlechtersegregierten Daten wurden auch für die Erstellung von Gleichstellungsberichten u.ä. genutzt. Bei der Aufschlüsselung von Daten nach Frauen und Männern handelt es sich allerdings oft um ein reines "sex counting", das aus einer gleichstellungstheoretischen Perspektive dafür kritisiert wurde, dass damit die unterschiedlichen Lebenswelten von Frauen und Männern nicht adäquat abgebildet werden. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Daten, die durch Verwaltungsprozesse generiert wurden (etwa Daten des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Daten der Arbeitslosenstatistik o.ä.) auch für sozialwissenschaftliche Analysen genutzt werden sollen.
Die Evaluation von konkreten Gleichstellungspolitiken oder die Entwicklung von Gender Monitoring Systemen verlangen daher nach Indikatoren, die über die erwähnten geschlechtersegregierten Daten hinausgehen und die Lebenssituation von Frauen und Männern gleichermaßen abbilden. Für die Interpretation solcher Gleichstellungsindikatoren ist es zudem notwendig, zugrunde liegende gleichstellungspolitische und theoretische Konzepte zu explizieren. So wird beispielsweise die Interpretation der Teilzeitquote für Frauen und Männer anders ausfallen, je nachdem ob dieser Interpretation der Differenz- oder Gleichheitsansatz zugrunde liegt.
Ein expliziter Bezug zu gleichstellungspolitischen Zielsetzungen ist dabei insbesondere für die Entwicklung von Gender Monitorings bzw. Gleichstellungs-Monitorings von Bedeutung, wie sie gegenwärtig in zahlreichen Politikfeldern die klassischen Frauenberichte ablösen und mit deren Hilfe im Zeitverlauf die Entwicklung gleichstellungsrelevanter Indikatoren (also m.a.W. die Erreichung gleichstellungspolitischer Ziele) fortlaufend beobachtet werden können. Auch in diesem Zusammenhang gewinnen Gleichstellungsindikatoren an Bedeutung, mit deren Hilfe nicht mehr einfach nur Geschlechterunterschiede, sondern auch deren zeitliche Veränderung (somit also der Erfolg oder Misserfolg von Gleichstellungspolitiken) abgebildet werden können.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Für eine Benotung sind regelmäßige Mitarbeit in der LV, Gruppenarbeit und Präsentation sowie Seminararbeit erforderlich.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ziel der LV ist es, die theoretischen und methodischen Grundlagen für die Entwicklung und Interpretation von Gender-Indikatoren zu vermitteln.

Prüfungsstoff

Die Lehrveranstaltung ist in drei Teilen konzipiert:
1. Gendertheoretische Grundlagen und Gleichstellungskonzepte, methodische Grundlagen der Indikatorenentwicklung, Entwicklung komplexer Indizes und Monitoringsysteme
2. Doing gender mit Statistiken (kritische Reflexion verfügbarer Datengrundlagen in unterschiedlichen inhaltlichen Feldern)
3. Konzeptionalisierung von Gender-Indikatoren anhand ausgewählter Beispiele
Jede Einheit der Lehrveranstaltung besteht aus einem Input der Lehrveranstaltungsleiterinnen und einem praxisbezogenen Teil. Die Inputs fokussieren auf folgende Themen: Gendertheoretische Grundlagen, Gleichstellungskonzepte, Indikatorenentwicklung, Entwicklung komplexer Indizes, Monitoring und Evaluation für Gleichstellung (evtl. 2 Einheiten), Präsentation und Diskussion konkreter Beispiele für Gleichstellungsindikatoren in unterschiedlichen Themen (z.B. Arbeitsmarkt, Bildung, Wissenschaft, Mobilität, politische Partizipation) und konkreter Monitoringsysteme für Gleichstellung (z.B. auf EU-Ebene, auf nationaler oder regionaler Ebene).
Parallel dazu werden die jeweiligen Themen anhand der von Studierenden für ihre Seminararbeiten gewählten Themen in Gruppen bearbeitet und im Plenum diskutiert. Ziel ist es, in diesen Diskussionen zu einer kritischen Reflexion verfügbarer Datengrundlagen zu kommen und das Bewusstsein für das doing gender mit Statistiken zu wecken. Die Studierenden setzen sich in der Lehrveranstaltung mit Gleichstellungskonzepten, Indikatoren, Datengrundlagen und deren Interpretation in einem selbst gewählten Themenfeld auseinander.

Literatur

Die endgültige Literatur wird in der ersten Einheit besprochen.
Bergmann, Nadja; Pimminger, Irene (2004), Praxishandbuch Gender Mainstreaming. Konzept, Umsetzung, Erfahrungen, Wien.
Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst (2010), Frauenbericht 2010. Bericht betreffend die Situation von Frauen in Österreich im Zeitraum von 1998 bis 2008, Bundeskanzleramt, Wien.
Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst (2011), Gender Index 2011. Frauen und Männer in Österreich. Geschlechtsspezifische Statistiken, Bundeskanzleramt, Wien.
Döring, Nicola (2013), Zur Operationalisierung von Geschlecht im Fragebogen: Probleme und Lösungsansätze aus Sicht von Mess-, Umfrage-, Gender- und Queer-Theorie, Gender - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 5(2): 94-113.
European Institute for Gender Equality (2013), Gender Quality Index Report, Vilnius.
Fraser, Nancy (2001). Die halbierte Gerechtigkeit. Schlüsselbegriffe des postindustriellen Sozialstaats, Suhrkamp, Frankfurt /M.
Hedman, Brigitta; Perucci, Francesca; Sundström, Pehr (1996), Engendering Statistics. A Tool for Change, Statistics Sweden, Stockholm.
Leitner, Andrea; Pirklbauer, Sybille; Walenta, Christa; Wroblewski, Angela (2007), Indikatoren, in: Equal Entwicklungspartnerschaft qe gm (Hrsg.), Qualitätsentwicklung Gender Mainstreaming, Band 5, Wien.
Meyer, Wolfgang (2004), Indikatorenentwicklung: Eine praxisorientierte Einführung, CeVal Arbeitspapiere Nr. 10, Centrum für Evaluation, Saarbrücken.
Moser, Annalise (2007), Gender and Indicators. Overview Report, UNDP Bridge, Brighton.
Stadt Wien, MA 57 (2014) (Hrsg.), Wiener Gleichstellungsmonitor, Wien.
United Nations (2010), Developing Gender Statistics: A Practical Tool, Geneva.
Wetterer, Angelika (2003), Gender Mainstreaming und Managing Diversity. Rethorische Modernisierung oder Paradigmenwechsel in der Gleichstellungspolitik, In: Schacherl, Ingrid (Hg.), Gender Mainstreaming. Kritische Reflexionen, Innsbruck, 131151.
Wroblewski, Angela; Leitner, Andrea (2013), Analyse von Gender-Indikatoren. WB-Kennzahl 1.A.5 Gender Pay Gap und Datenbedarfskennzahl 1.3 Geschlechterrepräsentanz im Berufungsverfahren, Studie im Auftrag des BMWF, Wien. Wroblewski, Angela; Leitner, Andrea; Steiner, Peter (2005), Gendersensible Statistik - Vom Sex-Counting zur Genderanalyse, in: Statistische Mitteilungen der Stadt Wien, 1,2/2005, Wien: 7-45.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39