Universität Wien

230107 SE (Neu)Konstruktionen von Mutterschaft und Vaterschaft: Who cares? (2010S)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 01.03. 14:15 - 17:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 14.04. 10:00 - 14:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 28.04. 10:00 - 18:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 02.06. 15:00 - 19:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 30.06. 14:30 - 18:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Im Seminar wird diskutiert, inwieweit eine nach wie vor weitgehend in den Bereich des Privaten gelagerte Debatte um gleichwertige Beteiligung von Männern und Frauen an gesellschaftlicher Versorgungsarbeit im Feld des Öffentlichen strukturelle und rechtliche Aufnahme findet.
Ausgehend von einer Erhöhung des Frauenanteils am (in der Segmentierung und insgesamt kleiner werdenden) Erwerbsarbeitssektor, welche bis dato mit sogenannten "Lücken" in der Abdeckung von privat und unentgeltlich geleisteter Versorgungsarbeit in Verbindung steht (da diese gemäß einem traditionellen weiblichen Rollenbild oftmals und in höherem Ausmaß von Frauen geleistet wurde und wird), werden im Seminar Modelle diskutiert, die per se ungeschlechtlich definierte Vorstellungen einer Zweiheit von erwachsenen Erwerbsarbeitenden ("adult worker") und erwachsenen Versorgungsarbeit leistenden Menschen ("adult carer") in den Blick nehmen (vgl. u.a. Dackweiler 2006). Am Beispiel der Ökonomisierung von Pflegearbeit einerseits und anhand von privat und unentgeltlich geleisteter Versorgungsarbeit (vgl. u.a. Amann 2004) andererseits wird analysiert, inwieweit "neue", (post)moderne Konzeptionen von Mutterschaft und Vaterschaft in der individuellen Lebensgestaltung von Männern und Frauen als tragfähige Konstanten von gesellschaftlicher Versorgungsarbeit betrachtet werden und als "Konzeptgrundlage" fungieren können.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Anwesenheitskontrolle, Kleingruppenarbeiten; schriftliche Arbeit oder mündliche Prüfung.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Analyse und Diskussion der folgenden Fragestellungen auf Basis der Literatur des Seminars (Reader wird zur Verfügung gestellt):
Zentrale Fragestellungen des Seminars: Sind (post)moderne Konzepte von Mutterschaft und Vaterschaft als Konzepte zur Abdeckung einer nicht kapitalökonomisch-oganisierten Versorgungsarbeit geeignet? Können sie als tragfähige Konstruktionen zur Verteilung von Arbeit fungieren? Vor dem Hintergrund, dass insbesondere Pflegearbeit, Kinderbetreuung und Reinigungsarbeiten in westlichen Industriestaaten (mit wachsenden Dienstleistungsanteil) Sektoren sind, die in hohem Maße von Migrantinnen geleistet werden, wird im Seminar eine geschlechtsunspezifische Verteilung von (Versorgungs)Arbeit in den Blick genommen, welche von einer Ersetzung der Frau durch die Frau vermittels Kaufkraft abweicht (vgl. Mauerer 2006, Treusch-Dieter 2003).

Prüfungsstoff

Plenarvortrag; Diskussion in der Peergruppe sowie mit der LV-Leiterin sowie mit den beiden Gastreferentinnen Tove Soiland (CH, Historikerin, Gendertheoretikerin); Bärbel Mende-Danneberg (A, Journalistin, Autorin).

Literatur

Amann, Anton: Die großen Alterslügen. Generationenkrieg - Pflegechaos - Fortschrittsbremse? Böhlau: Wien Köln Weimar 2004.
Bereswil, Mechthild/ Meuser, Michael/ Scholz, Sylka: Dimensionen der Kategorie Geschlecht: Der Fall Männlichkeit. Münster 2007.
Casale, Rita/ Rendtorff, Barbara (Hg.): Was kommt nach der Genderforschung. Zur Zukunft der feministischen Theoriebildung. Bielefeld 2008.
Dackweiler, Regina-Maria: Reproduktives Handel im Kontext wohlfahrtsstaatlicher Geschlechterregime. In: Peter A. Berger & Heike Kahlert (Hg.): Der demografische Wandel. Chancen für die Neuordnung der Geschlechterverhältnisse, Frankfurt/ Main 2006.
Dies.: Demografischer Wandel als "soziales Problem"? Feministische Perspektiven auf eine
gesellschaftspolitische Debatte. In: Bauer, Annemarie/Gröning, Katharina (Hg.): Gerechtigkeit, Geschlecht und demografischer Wandel. Marburg 2008.
Gildemeister, Regine: Geschlechterdifferenz - Geschlechterdifferenzierung. Beispiele und Folgen eines Blickwechsels in der empirischen Geschlechterforschung. In: Buchen, Sylvia / Helfferich, Cornelia / Maier, Maja S.: Gender methodologisch. Empirische Forschung in der Informationsgesellschaft vor neuen Herausforderungen. Wiesbaden 2004: 27-45.
Jochimsen, Maren A.: Careful Economics. Integrating Caring Activities and Economic Science, Boston 2003.
Joachimsen, Maren A.: Für andere sorgen heißt: sich in Beziehung setzen. Die Analyse von Sorgebeziehungen und die Ökonomie. In: Praetorius, Ina (Hg.): Sich in Beziehung setzen. Zur Weltsicht der Freiheit in Bezogenheit. Königstein/ Taunus 2005: 25-36.
Krondorfer, Birge (Hg.): Gender im Mainstream? Kritische Perspektiven. Ein Lesebuch. Wien 2007. Kucklick, Christoph: Das unmoralische Geschlecht. Zur Geburt der negativen Andrologie. Frankfurt/ Main 2008.
Laqueur, Thomas: Auf den Leib geschrieben. Die Inszenierung der Geschlechter von der Antike bis Freud, Frankfurt/Main, New York 1992.
Lehner, Erich/ Schnabl, Christa (Hg.): Gewalt und Männlichkeit. Männerforschung Bd.1, Wien 2007.
Löw, Martina: Geschlecht und Macht. Analysen zum Spannungsfeld von Arbeit, Bildung und Familie. Wiesbaden 2009.
Martschukat, Jürgen/ Stieglitz, Olaf (Hg.): Geschichte der Männlichkeiten. Frankfurt/ New York 2008.
Unter aller Kritik und über alle Maße: die Mutter, in: Gesine Palmer (Hg.): Mutterkonzepte/ Motherhood. Figurationen. Gender Literatur Kultur. 01/06:. Köln u.a. 2006: 87-102.
Mauerer, Gerlinde: Medeas Erbe. Kindsmord und Mutterideal. Wien 2002.
Mende-Danneberg, Bärbel: Alter Vogel, flieg! Tagebuch einer pflegenden Tochter. Wien 2008.
Meschnig, Alexander/ Stuhr, Mathias (Hg.): Arbeit als Lebensstil, Frankfurt/ Main 2003.
Naumann, Barbara (Hg.): Vaterkonzepte/ Fatherhood. Figurationen: Gender, Literatur, Kultur, 02/05, Köln, Wien Weimar 2005.
Palmer, Gesine (Hg.): Mutterkonzepte/ Motherhood. Figurationen. Gender Literatur Kultur. 01/06, Köln, Wien Weimar 2006.
Richter, Horst-Eberhard: Die Krise der Männlichkeit in der unerwachsenen Gesellschaft. Gießen 2006.
Schaeffer-Hegel, Barbara (Hg.): Frauen und Macht, Der alltägliche Beitrag der Frauen zur Politik des Patriarchats, Pfaffenweiler 1988.
Treusch-Dieter, Gerburg: Die Abschaffung der Arbeit. Von den Zumutungen der "modernen Dienstleistung". In: Krondorfer, Birge (Hg.): Gender im Mainstream? Kritische Perspektiven. Ein Lesebuch. Wien 2007: 68-77.
Wetterer, Angelika: Rhetorische Modernisierung: Das Verschwinden der Ungleichheit aus dem zeitgenössischen Differenzwissen. In: Knapp/ Wetterer (Hg.): Achsen der Differenz II Münster, 2003, 286 - 319.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

in 905 : MA Forschungsspezialisierung Sozialgerontologie, Generationen und Familie oder MA EF Erweiterung einer gewählten Forschungsspezialisierung |
in 121: Angewandte Soziologie (Praxisfelder), 3. Abschnitt oder Analyse sozialer Problemfelder, 2. Abschnitt

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39