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230113 SE "Technik ist stabilisierte Gesellschaft": Einführung in Bruno Latours Techniksoziologie (2013W)
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Di 17.09.2013 09:00 bis Do 26.09.2013 09:00
- Anmeldung von Mo 30.09.2013 09:00 bis Do 03.10.2013 09:00
- Abmeldung bis So 20.10.2013 23:59
Details
max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Dienstag 08.10. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 15.10. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 22.10. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 29.10. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 05.11. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 12.11. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 19.11. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 26.11. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 03.12. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 10.12. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 17.12. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 07.01. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 14.01. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 21.01. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Dienstag 28.01. 11:45 - 13:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
- Regelmäßige Anwesenheit und aktive Teilnahme an Diskussionen
- Kurzpräsentation eines Textes
- Verfassen eines Thesenpapiers zu jeder Lektüreeinheit (Umfang ca. 1,5 - 2 Seiten)
- ODER - Verfassen einer schriftlichen Abschlussarbeit im Umfang von 16 Seiten
- Kurzpräsentation eines Textes
- Verfassen eines Thesenpapiers zu jeder Lektüreeinheit (Umfang ca. 1,5 - 2 Seiten)
- ODER - Verfassen einer schriftlichen Abschlussarbeit im Umfang von 16 Seiten
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Im ersten Teil des Seminars werden zunächst zentrale techniksoziologische Begriffe und Paradigmen anhand einer Auseinandersetzung mit Klassikern der Techniksoziologie herausgearbeitet werden. Hierbei wird unter anderem mit Marx nach der Rolle technischer Objekte im Konstitutionsprozess des Sozialen gefragt werden, das Verhältnis von Technik und Gesellschaft in den Arbeiten der Kritischen Theorie durchleuchtet werden sowie am Beispiel feministischer Kritik der Frage nach der Vergeschlechtlichung der Technik nachgegangen werden.
Im zweiten Teil des Seminars wird Bruno Latours techniksoziologischer Neuentwurf gelesen, die zentralen Begriffe und Konzepte seiner Techniksoziologie und Gesellschaftstheorie herausgearbeitet, und schließlich deren erkenntnistheoretischer und empirischer Wert für die Soziologie kritisch diskutiert werden. Anhand Latours Auseinandersetzung mit der Soziologie Auguste Comtes, Émile Durkheims und Max Webers wird herausgearbeitet werden, wieso zentrale soziologische Begriffe wie jener des sozialen Handelns und der sozialen Struktur - ja sogar der Begriff der Gesellschaft selbst - für Latour gegenwärtig zur Disposition stehen. Latours zentrales Argument, dass soziales Handeln auch (und oftmals erst) durch Objekte ermöglicht, vermittelt oder verhindert wird, und sich (menschliches) Handeln und gesellschaftliche Strukturen damit erst unter Einbeziehung technischer Objekte erklären ließen, soll vor diesem Hintergrund einer kritischen Analyse unterzogen werden.
Was leistet Latours neue Soziologie für neue Gesellschaft? Was charakterisiert diese neue Gesellschaft? Welche Perspektive eröffnet solch ein Ansatz, der technische Objekte als aktiv mitbeteiligt an der Herstellung und Stabilisierung der Gesellschaft verhandelt? Was bedeutet es für die Soziologie wenn Latour dafür plädier Technik nicht so sehr als ein Artefakt sondern als Programm und Handlung zu begreifen, und den Begriff der Gesellschaft zugunsten der Idee eines Kollektives von Menschen und nicht-menschlichen Akteuren zu verwerfen? Wo liegen die Grenzen Latours Techniksoziologie und welche Schwierigkeiten gehen mit solch einem Entwurf einher?
Im zweiten Teil des Seminars wird Bruno Latours techniksoziologischer Neuentwurf gelesen, die zentralen Begriffe und Konzepte seiner Techniksoziologie und Gesellschaftstheorie herausgearbeitet, und schließlich deren erkenntnistheoretischer und empirischer Wert für die Soziologie kritisch diskutiert werden. Anhand Latours Auseinandersetzung mit der Soziologie Auguste Comtes, Émile Durkheims und Max Webers wird herausgearbeitet werden, wieso zentrale soziologische Begriffe wie jener des sozialen Handelns und der sozialen Struktur - ja sogar der Begriff der Gesellschaft selbst - für Latour gegenwärtig zur Disposition stehen. Latours zentrales Argument, dass soziales Handeln auch (und oftmals erst) durch Objekte ermöglicht, vermittelt oder verhindert wird, und sich (menschliches) Handeln und gesellschaftliche Strukturen damit erst unter Einbeziehung technischer Objekte erklären ließen, soll vor diesem Hintergrund einer kritischen Analyse unterzogen werden.
Was leistet Latours neue Soziologie für neue Gesellschaft? Was charakterisiert diese neue Gesellschaft? Welche Perspektive eröffnet solch ein Ansatz, der technische Objekte als aktiv mitbeteiligt an der Herstellung und Stabilisierung der Gesellschaft verhandelt? Was bedeutet es für die Soziologie wenn Latour dafür plädier Technik nicht so sehr als ein Artefakt sondern als Programm und Handlung zu begreifen, und den Begriff der Gesellschaft zugunsten der Idee eines Kollektives von Menschen und nicht-menschlichen Akteuren zu verwerfen? Wo liegen die Grenzen Latours Techniksoziologie und welche Schwierigkeiten gehen mit solch einem Entwurf einher?
Prüfungsstoff
Textlektüre, Gruppendiskussionen, Verfassen eines Thesenpapiers zu jeder Einheit (Umfang ca. 1,5 - 2 Seiten), Kurzpräsentation eines Textes.
Alternativ zum regelmäßigen Verfassen von Thesenpapieren können die Teilnehmer_innen auch eine schriftliche Abschlussarbeit im Umfang von 16 Seiten verfassen, in der das im Seminar erworbene Wissen nochmals kritisch reflektiert und nach Möglichkeit auf die Analyse eines konkreten empirischen Beispiels angewendet wird.
Alternativ zum regelmäßigen Verfassen von Thesenpapieren können die Teilnehmer_innen auch eine schriftliche Abschlussarbeit im Umfang von 16 Seiten verfassen, in der das im Seminar erworbene Wissen nochmals kritisch reflektiert und nach Möglichkeit auf die Analyse eines konkreten empirischen Beispiels angewendet wird.
Literatur
Adorno, Theodor W. (2003) [1953]: "Über Technik und Humanismus", Gesammelte Schriften Bd. 20.2, S. 310-317.
Haraway, Donna (1995): "Ein Manifest für Cyborgs", in: Dies.: Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen, Frankfurt/M, S. 33-72.
Heilbroner, Robert L. (1967): "Do Machines Make History", Technology and Culture, 8 (3), S. 335-345.
Latour, Bruno (2006): "Technik ist stabilisierte Gesellschaft", in: Belliger, Andrea/Krieger, David (Hrsg.): ANThology, Bielefeld, S. 369-397.
Latour, Bruno (2007): Elend der Kritik. Vom Krieg um Fakten zu Dingen von Belang, Zürich/Berlin.
Latour, Bruno (2008): Wir sind nie modern gewesen. Frankfurt/M.
Marcuse, Herbert (1979): "Einige gesellschaftliche Folgen moderner Technik", in: Schriften Bd. 3, Frankfurt/M, S. 286-319.
Marx, Karl (1983) [1858]: "Fixes Kapitel und Entwicklung der Produktivkräfte ('Das Maschinenfragment'), in: MEW 42, Berlin, S. 590-609.
Simondon, Gilbert (2012) [1958]: Die Existenzweise technischer Objekte, Zürich, S. 9-45.
Wajcman, Judy (1994): Technik und Geschlecht, Frankfurt/M, S. 166-193.
Winner, Langdon(1980): "Do Artifacts Have Politics", Daedalus, 109 (1), S. 121-136.
Haraway, Donna (1995): "Ein Manifest für Cyborgs", in: Dies.: Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen, Frankfurt/M, S. 33-72.
Heilbroner, Robert L. (1967): "Do Machines Make History", Technology and Culture, 8 (3), S. 335-345.
Latour, Bruno (2006): "Technik ist stabilisierte Gesellschaft", in: Belliger, Andrea/Krieger, David (Hrsg.): ANThology, Bielefeld, S. 369-397.
Latour, Bruno (2007): Elend der Kritik. Vom Krieg um Fakten zu Dingen von Belang, Zürich/Berlin.
Latour, Bruno (2008): Wir sind nie modern gewesen. Frankfurt/M.
Marcuse, Herbert (1979): "Einige gesellschaftliche Folgen moderner Technik", in: Schriften Bd. 3, Frankfurt/M, S. 286-319.
Marx, Karl (1983) [1858]: "Fixes Kapitel und Entwicklung der Produktivkräfte ('Das Maschinenfragment'), in: MEW 42, Berlin, S. 590-609.
Simondon, Gilbert (2012) [1958]: Die Existenzweise technischer Objekte, Zürich, S. 9-45.
Wajcman, Judy (1994): Technik und Geschlecht, Frankfurt/M, S. 166-193.
Winner, Langdon(1980): "Do Artifacts Have Politics", Daedalus, 109 (1), S. 121-136.
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
in 505: BA T2 SE Ausgewählte Paradigmen
Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39
Als einer der bedeutendsten gegenwärtigen Techniksoziologen hat Bruno Latour den Diskurs um das Verhältnis von Technik und Gesellschaft in den letzten drei Jahrzehnten maßgeblich mitgeprägt. Vor dem Hintergrund einer Kritik an sowohl technikdeterministischen wie auch sozialkonstruktivistischen Theoretisierungen von Technik und Gesellschaft, gelangt Latour über eine Radikalisierung der Erkenntnisse der Sociology of Scientific Knowledge zu einem soziologischen Ansatz, der nicht nur fundamental mit der Gegenüberstellung von Technik und Gesellschaft bricht, sondern dabei Technik bzw. technische Objekte als maßgeblich mitbeteiligt an der Herstellung der Gesellschaft verhandelt. Der Soziologie hält Latour dabei vor mit ihren Begriffen und Kategorien im beginnenden 21. Jahrhundert an ihre Grenzen gestoßen zu sein. Vor diesem Hintergrund verwirft Latour nicht nur die Unterscheidung von Mikro und Makro sowie Struktur und Handlung, sondern plädiert auch für einen Neuentwurf des Sozialen als etwas, das nicht bereits von vornherein gegeben ist, sondern stets aufs neue auszumachen ist und an dessen Konstitution nicht-menschliche Akteure (nicht zuletzt in Gestalt technischer Objekte) aktiv mitbeteiligt sind. Nachdem technische Objekte in der Soziologie über ein Jahrhundert lang weitestgehend als extra-soziale Phänomene verhandelt wurden, kommt diesen in Latours Soziologie die Funktion zu, zentrale Integrations- und Stabilisierungsmedien menschlicher Beziehungen und damit der Gesellschaft zu sein, indem erst durch Technik soziale Ordnung hergestellt und so Gesellschaft stabilisiert wird.