Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.
230223 SE SE aus femnistischen Theorien: Kritik der Gefühle. Geschlechtertheoretische Perspektiven (2007W)
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
Labels
Details
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Donnerstag 17.01. 14:00 - 20:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Freitag 18.01. 10:00 - 19:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
- Samstag 19.01. 10:00 - 19:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Einführung in die Grundbegriffe der soziologischen und philosophischen Gefühlstheorie; methodische Reflexionen über Analysen von Emotionen unter geschlechtertheoretischer Perspektive, ev. Diskussion kleinerer Beobachtungssequenzen.
Prüfungsstoff
Das Seminar entwickelt zunächst einige Grundbegriffe der Gefühlstheorie (Emotion, Gefühlsausdruck, Gefühlsdiskurs) sowie der Begriffe "Konstruktion" und "Geschlecht" (gender). Im Anschluss daran wird gefragt, welche Ebenen für eine Soziologie der Emotionen und von Gender relevant sind, und wie sie untersucht werden können. Dieses Konzept wird dann auf bestimmte Gefühlsgruppen angewendet. Dabei spielen historische Gefühlsdiskurse wie der über die (romantische) Liebe und der über die (weibliche) Schamhaftigkeit und - als Kontrastfolie - über die männliche Aggressivität ebenso eine Rolle wie die Möglichkeit, auf Gefühle und Geschlechtsinszenierungen gezielt einzuwirken. Dass die eigene Geschlechtsdarstellung nur begrenzt kontrolliert werden kann, wird verständlicher durch die Verankerung von Geschlecht in Gefühlen und damit im Körper. Abschließend soll das Geschlecht des Gefühlsbegriffs in historischer Perspektive dargestellt und neuere soziologische Kulturdiagnosen hinsichtlich des Wandels der Gefühlskultur diskutiert werden.
Literatur
Arnold-de Simine, Silke: Leichen im Keller. Zu Fragen des Genders in Angstinszenierungen der Schauer- und Kriminalliteratur 1790 - 1830, Ingberg 2000Benthien, Claudia/Anna Fleig/Ingrid Kasten (Hg.): Emotionalität. Zur Geschichte der Gefühle, Köln 2000Delumeau, Jean: Angst im Abendland. Die Geschichte kollektiver Ängste im Europa des 14. bis 18. Jahrhunderts, Reinbek bei Hamburg 1989Demmerling, Christoph/Hilge Landweer: Philosophie der Gefühle. Von Achtung bis Zorn, Stuttgart 2007Große Gefühle, hg. vom ZDF-Nachtstudio, Frankfurt 2000Hochschild, Arlie: Das gekaufte Herz. Zur Kommerzialisierung der Gefühle, Frankfurt 1990Illouz, Eva: Der Konsum der Romantik. Liebe und die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus, Frankfurt 1997Illouz, Eva: Gefühle in Zeiten des Kapitalismus, Frankfurt 2006Kasten, Ingrid u.a. (Hg.): Kulturen der Gefühle in Mittelalter und Früher Neuzeit (=Querelles. Jahrbuch für Frauenforschung 2002), Stuttgart 2002Kiesow, Rainer Maria/Martin Korte (Hg.): Emotionales Gesetzbuch. Dekalog der Gefühle, Köln 2005Landweer, Hilge: Fühlen Männer anders? Zur Konstruktion von Geschlecht durch Gefühle, in: Silvia Stoller/Helmuth Vetter (Hg.): Phänomenologie und Geschlechterdifferenz. Wien 1997, S. 24 -273.Lehtinen, Ullaliina: Underdog Shame. Philosophical essays on women¿s internalization of inferiority. Doctoral Dissertation, University of Göteborg 1998Meier-Seethaler, Carola: Gefühl und Urteilskraft. Ein Plädoyer für die emotionale Vernunft, München 1997, bes. 185-210Neumayr, Agnes (Hg.): Kritik der Gefühle, Milena Verlag Wien 2007Opitz, Claudia/Ulrike Weckel/Elke Kleinau (Hg.): Tugend, Vernunft und Gefühl. Geschlechterdis-kurse der Aufklärung und weibliche Lebenswelten, Münster 2000Perko, Gudrun/Alice Pechriggl: Phänomene der Angst. Geschlecht - Geschichte - Gewalt, Wien 1996Pulcini, Elena: Das Individuum ohne Leidenschaften, Berlin 2004Saurer, Edith: Scham und Schuldbewusstsein. Überlegungen zu einer möglichen Geschichte moralischer Gefühle unter besonderer Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Aspekte, in: Heide Dienst/Edith Saurer (Hg.): "Das Weib existiert nicht für sich." Geschlechterbeziehungen in der bürgerlichen Gesellschaft, Wien 1990, 21-40.Schmid, Bernd: Wir-Intentionalität. Kritik des ontologischen Individualismus und Rekonstruktion der Gemeinschaft, Freiburg 2005Schmitz, Hermann: System der Philosophie Bd.III.2.Schützeichel, Rainer: Emotionen und Sozialtheorie (2006)Sloterdijk, Peter: Zorn und Zeit. Politisch-psychologischer Versuch, Frankfurt 2006
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39
In diesem Seminar soll die Frage im Mittelpunkt stehen, welche sozialen Funktionen Gefühle haben und welche Rolle sie insbesondere bei der Aufrechterhaltung und Veränderung von Geschlechterverhältnissen spielen. Dabei bezeichnet "Kritik" im Titel des Seminars eine doppelte Perspektive: Einerseits soll untersucht werden, ob es Gründe gibt, bestimmte Gefühle zu kritisieren und ob es sinnvoll ist, das zu tun. Dahinter steht die Frage, in welchem Maße auf Gefühle überhaupt Einfluss genommen werden kann und wie solche Veränderungswünsche wirksam werden können, in anderen Worten: wie eine begrenzte Kontrolle von Gefühlen möglich ist. Andererseits soll aber auch nach einer Kritik an sozialen Prozessen durch Gefühle gefragt werden, denn Gefühle können Kritik auch motivieren. Beispielsweise wäre die Frauenbewegung der siebziger Jahre ohne die Empörung über ungerechte Geschlechterverhältnisse nicht entstanden.Das Seminar entwickelt zunächst einige Grundbegriffe der Gefühlstheorie (Emotion, Gefühlsausdruck, Gefühlsdiskurs, Gehalt eines Gefühls) sowie die Begriffe "Konstruktion" und "Geschlecht" (gender). Im Anschluss daran wird gefragt, welche Ebenen für eine Soziologie der Emotionen und von Gender relevant sind, und wie sie untersucht werden können. Dieses Konzept wird dann auf bestimmte Gefühlsgruppen angewendet. Dabei spielen historische Gefühlsdiskurse wie der über die (romantische) Liebe und der über die (weibliche) Schamhaftigkeit und - als Kontrastfolie - über die männliche Aggressivität ebenso eine Rolle wie die Möglichkeit, auf Gefühle und Geschlechtsinszenierungen gezielt einzuwirken. Dass die eigene Geschlechtsdarstellung nur begrenzt kontrolliert werden kann, wird verständlicher durch die Verankerung von Geschlecht in Gefühlen und damit im Körper. Abschließend soll das Geschlecht des Gefühlsbegriffs in historischer Perspektive dargestellt und neuere soziologische Kulturdiagnosen hinsichtlich des Wandels der Gefühlskultur diskutiert werden.