Universität Wien
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230505 VO Analysen zur Gegenwartsgesellschaft (2025S)

Begann die Gegenwart für Soziologen zwischen 1977 und 1979?

3.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie

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Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

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  • Montag 10.03. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 17.03. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 24.03. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 31.03. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 07.04. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 28.04. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 05.05. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 12.05. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 19.05. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 26.05. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 02.06. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 16.06. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 23.06. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 30.06. 16:45 - 18:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalt: Darstellung jener historischen Ereignisse, die die Gegenwartsgesellschaft prägen

Methode: Die Darstellung ergibt sich aus einer quellenkundlichen, geisteswissenschaftlichen Methode, die hin und wieder eine Unterstützung aus vorhandenen Datenmaterialienerfahren. Gleichzeitig wird zur Klärung der kulturellen Phänomene die Methode der Komparatistik angewendet.

Ziel: Durch die LV soll der Blick auf neue Phänomene gesellschaftlichen Wandels geschärft werden und in weiterer Folge müsste auch das sozialwissenschaftliche Erhebungspotential

Vor 50 Jahren waren die gesellschaftspolitischen Kriterien entscheidend verändert worden, ohne damit eine adäquate Berücksichtigung in den Sozialwissenschaften gefunden zu haben. Es war mit zwei Ereignissen gleich im Jänner 1979 das Kräfteparallelogramm von Ost und West, von Sowjetunion und den USA irritiert worden: durch die Rückkehr Ayatolla Komeinis in Teheran und dem Beginn der islamischen Revolution. Wenige Wochen später besuchte Johannes Paul II. Polen und verursachte eine deutliche Schwächung der Homogenität und Stabilität der kommunistischen Gesellschaften nach dem Prager Frühling 1968. Dieser war noch im Sinne der Moskauer Politik "begradigt" worden. Gegen die damals herrschende Orientierung in der Soziologie, die sich das Diktum von Marx angeeignet hatte, nämlich Religion sei Privatsache, veränderten zwei Repräsentanten von Religionen das für stabil gehaltene Gefüge eines laizistischen Staates. Unmittelbar darauf folgten neue soziale Bewegungen, die einerseits eine Alternative zur Atomenergie forderten, andererseits für eine grundsätzliche Beachtung der Biosphäre eintraten. Sei es, dass der Club of Rome 1972 neue Kriterien vorstellte, die die Grenze des Wachstums notwendig erscheinen ließen, andererseits konstituierten sich "grüne Parteien". Sie waren in dem bisherigen gesellschaftspolitischen Kräftespiel zum neuen Faktor geworden und beendeten die traditionelle Zuordnung von "links" und "rechts". Nebenher fand im gleichen Zeitraum der erste atomare Unfall in Harrisburg statt und seither ist die Atomenergie nicht mehr das Allheilmittel für die Energiekrise. Unter Deng Xiaoping beginnt China mit einer neuen Wirtschaftspolitik. Während aus Vietnam tausende mit ihren Fischerbooten fliehen und die erste neue Flüchtlingsbewegung bilden. Inzwischen versucht die sowjetische Armee in Afghanistan eine neue politische Ordnung erfolglos aufzubauen.

In diesen historischen Fakten lassen sich die Spuren erkennen, die einerseits die Antinomie der Modernen vor Augen führt, andererseits erahnen lässt, noch nie modern gewesen zu sein, wie Bruno Latour lakonisch behauptete. Man ahnt schon den drohenden Zusammenbruch der Sowjetunion, der aber keineswegs die Rolle der liberalen Demokratie des Westens stärkt oder als Alternative empfiehlt. Offenbar zeigen sich Wege zu einer anderen Modernen, da in einer Serie von Publikationen Prognosen begründet werden, die das jeweilige Ende eines Faches, einer Schule, eines politischen Systems, ja sogar der gerade erfundenen Postmodernen ankündigen.

Die Vorlesung hat den Zweck, die verwirrende Vielfalt der Ereignisse zu ordnen, hatten sie doch die weitere Entwicklung einer "Weltgesellschaft" nachhaltig beeinflusst, verändert oder sogar wieder aufgespalten. So muss gleichzeitig darauf aufmerksam gemacht werden, dass in den Sozialwissenschaften gerade noch eine Resonanz auf die elektronische Veränderung der "Informationsgesellschaft" stattfand, aber damit noch lange nicht den dramatischen Wandel der Mentalitätsstrukturen reflektierte. Hatten die "Erdwissenschaften" inzwischen erkannt, diese inzwischen eingetretene Epoche eines "Anthropozäns" untersuchen zu müssen, beschränkten sich die Sozialwissenschaften nach dem Verlust der geisteswissenschaftlichen Paradigmen auf die Analyse gesellschaftlicher Befindlichkeit und Oberfläche.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Lehrveranstaltung sieht vor, dass von den Studierenden zwei kurze schriftliche Arbeiten verfasst werden, die in knapper Form Themen der Vorlesung teils rekapitulieren, teils auf Transformationen geläufiger kultureller Bestände Bezug nehmen.

Damit eine Benotung eingetragen werden kann, ist eine Prüfungsanmeldung für den jeweiligen Abgabetermin unerlässlich. Die Essays müssen in der Moodleplattform rechtzeitig zur Plagiatsprüfung (Turnitin) hochgeladen werden.

Der Abgabeordner befindet sich im Moodlekurs des jeweiligen Abgabetermins und ist während der Anmeldefrist für die Abgabe aktiviert. Stichtag für die Benotung ist der jeweilige Prüfungstermin, auch wenn Sie die Arbeit schon während der Anmeldefrist für die Prüfung frühzeitig einreichen.

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Hinweis der SPL Soziologie:
Eine erschlichene Leistung (Plagiat, Schummeln etc.) wird auf dem Sammelzeugnis als solche ausgewiesen (Eintragung eines X) und zählt als Prüfungsantritt.
Je nach Prüfungsmethode, kann im Zuge der Beurteilung die Plagiatssoftware (Turnitin in Moodle) zur Anwendung kommen.
Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) für die Produktion von Texten ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich gefordert wird.
Zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis kann die Lehrveranstaltungsleitung eine mündliche Reflexion ("Notenrelevantes Gespräch") vorsehen, die erfolgreich zu absolvieren ist.
Vierter Prüfungsantritt (kommissionelle Wiederholungsprüfung):
Wenn Sie eine nicht-prüfungsimmanente Lehrveranstaltung bereits dreimal negativ absolviert haben, ist eine Anmeldung zum vierten Prüfungsantritt in der StudienServiceStelle Soziologie erforderlich Weitere Informationen zu Anmeldefristen und Prüfungsmodalitäten unter: https://soziologie.univie.ac.at/info/pruefungen/#c56313.
Informationen zu digitalen Prüfungen: https://soziologie.univie.ac.at/info/digpruef/

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Abgabe von 2 kurzen Essays (Gesamt: 10 Seiten, mind. 30.000 Zeichen mit Leerzeichen).
Beide Essays sind zu einem Abgabetermin einzureichen.

Prüfungsstoff

Das in der LV Durchgenommene, Erarbeitete, Gelesene und Diskutierte

Literatur

Shmuel N. Eisenstadt, Die Antinomie der Moderne, Frankfurt 1992

Philipp Serasin, 1977, Frankfurt 2024

Bruno Latour, Wir sind nie modern gewesen, Frankfurt 2008

Frank Bösch, Zeitenwende 1979, München 2019

Byung Chul Han, Im Schwarm, Berlin 2013

Ingolfur Blühdorn, Unhaltbarkeit, Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt 2024

Hans Blumenberg, Realität und Realismus, Frankfurt 2020

Hans Blumenberg, Wirklichkeiten in denen wir leben, Stuttgart 1981

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 16.01.2025 10:26