Universität Wien
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240012 SE VM1 / VM5 - Frantz Fanon und Fanonismus (2024S)

Kolonialismus, politische Befreiungstheorien und Emanzipationsbewegungen

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Geplant ist: reguläre vor-Ort Lehre - ohne Platzbeschränkungen

  • Dienstag 05.03. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 19.03. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 09.04. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 16.04. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 23.04. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 30.04. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 07.05. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 14.05. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 21.05. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 28.05. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 04.06. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 11.06. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 18.06. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 25.06. 09:45 - 11:15 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

‘Verlassen wir dieses Europa, das nicht aufhört, vom Menschen zu reden, und ihn dabei niedermetzelt, wo es ihn trifft, an allen Ecken seiner eigenen Straßen, an allen Ecken der Welt. Ganze Jahrhunderte hat Europa nun schon den Fortschritt bei anderen Menschen aufgehalten und sie für seine Zwecke und seinen Ruhm unterjocht; ganze Jahrhunderte hat es im Namen seines angeblichen ‚geistigen Abenteuers‘ fast die ganze Menschheit erstickt.... Also, meine Kampfgefährten, zahlen wir Europa nicht Tribut, in dem wir Staaten, Institutionen und Gesellschaften gründen, die von ihm inspiriert sind.’
Frantz Fanon 1961, Die Verdammten dieser Erde
Mit diesen Worten avancierte der Autor in den 1960er Jahren zu einem der meist zitierten Theoretikern des Antikolonialismus in der Dritten Welt. Der Titel seines Buches stammt aus der Internationale: Wacht auf, Verdammte dieser Erden. Wirklich berühmt wurde jedoch die Publikation ‘Die Verdammten dieser Erde’ dank des vom französischen Philosophen Jean-Paul Sartre verfassten Vorworts. Frantz Fanon (1925-1961), geboren auf Martinique, studierte nach Kriegsende Medizin in Lyon, bevor er sich auf Psychiatrie spezialisierte.
Angesichts der Tatsache, dass Fanon nicht in Afrika, sondern in den Antillen auf die Welt kam bzw. der Vielfalt der Themenbereiche [Kolonialismus, Unterdrückung, Rassismus, Assimilation und Entfremdung, Befreiung], mit denen er sich befasste, hat sich der Fanonismus zu einer Emanzipationstheorie entwickelt, deren Aktions- und Rezeptionsradius sich über drei Kontinente [Afrika, Europa, Amerika] erstreckte.
Fanon war grundsätzlich der Ansicht, dass die ‘Schwarzen’ nicht gezwungen waren, sich mit der kolonialen Situation abzufinden. Überdies setzte er voraus, dass die Option auf Desalienation, das heißt, auf eine revolutionäre Beendigung des Entfremdungsprozesses, prinzipiell im Kolonialsystem begründet war. Fanon definiert den Kolonialismus als Herrschaftsmoment, in dem der Kolonisierte einer permanenten sozialen Gewalt ausgesetzt und zugleich in ein Befreiungsszenario gedrängt wird. Dementsprechend sollte jeder dominierte Mensch eine militante Haltung einnehmen, damit er seine Würde und Identität wiederherstellen kann. Laut Fanon müssen sich alle ‘Schwarzen’, die unter einem Entfremdungssyndrom leiden, ihre geistigen Fähigkeiten zurückholen bzw. sich in die Lage versetzen, eigene autonome Wertesysteme zu gestalten, welche wiederum eine Emanzipation von den universellen Normen der westlichen Welt voraussetzen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

LV-TeilnehmerInnen sollen in der Lage sein, aufgrund einer intensiven Quellen- und Literaturanalyse neue und fundierte Kenntnisse über wichtige Phasen und Aspekte von Emanzipationsbewegungen zu erwerben. Sie sollen auch befähigt werden, Ziele und Defizite von Unabhängigkeitsideologien treffend zu deuten. Wichtig wird auch sein, dass TeilnehmerInnen die Fähigkeit entwickeln, stets zu hinterfragen, kritisch zu lesen und bewerten, historische Strukturen und Prozesse zu analysieren, Zusammenhänge zwischen historischen Geschehnissen herzustellen. Schließlich wird es darum gehen, dass TeilnehmerInnen sich eine gewisse Kompetenz aneignen, erworbene Erkenntnisse schriftlich wie auch mündlich prägnant und begreiflich zu vermitteln.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

regelmäßige und aktive Teilnahme, Hausübungen, Gruppenarbeit, Referate, Verfassung einer Seminararbeit.

Prüfungsstoff

Erfüllung aller festgelegten Teilleistungen.

Literatur

1) Frantz Fanon. In: Felix Wemheuer: Linke und Gewalt. Pazifismus, Tyrannenmord und Befreiungskampf. Promedia, Wien 2014, S. 113123
2) David Caute: Frantz Fanon (‘Fanon’, 1970). Dtv, München 1970 (Moderne Theoretiker)
3) Alice Cherki: Frantz Fanon. Ein Porträt (‘Frantz Fanon’, 2000). Edition Nautilus, Hamburg 2002
4) Peter Geismar: Fanon. Dial Press, New York 1971
5) Pramod Nayar: Frantz Fanon. Routledge, London 2013
6) Erik M. Vogt: Jean-Paul Sartre und Frantz Fanon. Antirassismus Antikolonialismus Politiken der Emanzipation. Turia + Kant, Wien / Berlin 2012
7) Udo Wolter: Das obskure Subjekt der Begierde. Frantz Fanon und die Fallstricke des Subjekts der Befreiung. Unrast, München 2001
8) Renate Zahar: Kolonialismus und Entfremdung. Zur politischen Theorie Frantz Fanons. EVA, Frankfurt/M. 1974
9) Peter Hudis: Frantz Fanon: philosopher of the barricades, London: Pluto Press, 2015
10) Fanon, Frantz: Die Verdammten dieser Erde [Vorwort von Jean-Paul Sartre], Frankfurt am Main 1981
11) Fanon, Frantz: Schwarze Haut, weiße Masken, Syndikat Verlag, Frankfurt am Main 1980.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

IE: VM1 / VM5;
Afrikawissenschaften:
SAG.SE2
SAG.KU2
SAG.KU3

Letzte Änderung: Mi 31.07.2024 12:06