Universität Wien
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240064 VO Schwerpunktvorlesung: Bildung und ungleiche Entwicklung (2021W)

Bildung für Befreiung. Eine kritische Bilanz revolutionärer Bildungskonzepte anlässlich des 100. Geburtstages von Paulo Freire und 60 Jahren Alphabetisierungskampagne in Kuba

BDG GEMISCHT

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Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

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Aufgrund der aktuellen Lage finden die VOs bis auf weiteres online über Zoom statt. Link findet sich im Moodle zur VO.

  • Montag 04.10. 15:00 - 16:30 Hybride Lehre
    Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
  • Montag 11.10. 15:00 - 16:30 Hybride Lehre
    Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
  • Montag 18.10. 15:00 - 16:30 Hybride Lehre
    Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
  • Montag 25.10. 15:00 - 16:30 Hybride Lehre
    Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
  • Montag 08.11. 15:00 - 16:30 Hybride Lehre
    Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
  • Montag 15.11. 15:00 - 16:30 Hybride Lehre
    Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
  • Montag 22.11. 15:00 - 16:30 Hybride Lehre
    Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
  • Montag 29.11. 15:00 - 16:30 Hybride Lehre
    Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
  • Montag 06.12. 15:00 - 16:30 Hybride Lehre
    Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
  • Montag 13.12. 15:00 - 16:30 Hybride Lehre
    Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
  • Montag 10.01. 15:00 - 16:30 Hybride Lehre
    Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
  • Montag 17.01. 15:00 - 16:30 Hybride Lehre
    Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
  • Montag 24.01. 15:00 - 16:30 Hybride Lehre
    Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziele:
Die Lehrveranstaltung möchte auf den theoretischen Zugängen von Paulo Freire, bell hooks und anderen aufbauend einen Einblick in die kritische Bildungsdebatte geben und historische Fallbeispiele diskutieren, im Rahmen derer eine kritische Bildungspraxis entfaltet wurde. Dadurch soll die Fähigkeit gestärkt werden, Bildungsdebatten kritisch, reflektiert und doch konstruktiv einzuordnen und mitzugestalten.

Methoden:
Vorträge der LV-Leiter*in sowie zahlreicher Gastvortragender, ergänzt durch Hinweise auf Lektüre von Originaltexten und ev. Videos mit Beiträge der behandelten Theoretiker*innen.

LV-Inhalt:
Es war einmal eine Zeit, da galt Bildung als ein Mittel, den Menschen Selbstbestimmung, Befreiung von Herrschaft und die autonome Gestaltung des eigenen Lebens zu ermöglichen. Das mag wie im Märchen klingen - und vielleicht war die Idee der emanzipatorischen Bildung auch nur ein Märchen, die von der politischen und historischen Entwicklung sehr rasch eingeholt wurde, wo auch immer sie sich entfalten wollte.

Diese Ringvorlesung stellt sich der Frage, was denn aus der Idee der emanzipatorischen Bildung geworden ist. Es ist nur allzu offensichtlich, dass sie heute nur mehr wenig Attraktivität genießt. Die bildungspolitischen Diskussionen, ob auf nationaler, regionaler oder globaler Ebene, orientieren sich an ganz anderen normativen Vorgaben und sind vom Leitbild der Wettbewerbsfähigkeit dominiert. Emanzipatorische Bildung war ebenfalls hochgradig normativ, aber ihre Norm war die Befreiungserzählung, unter Rückgriff auf Kant, Hegel, Marx und und im Süden auch auf vorkoloniale Bildungszugänge. Ab den 1960er Jahren, bis hin zu den 1980ern, galt dieser Zugang in den entwicklungspolitischen Diskussionen, vielerorts auch in den Ländern des Südens selbst, als Ausgangspunkt jeglicher Debatte über Bildung - und auch manche konkrete Bildungspolitik versuchte daran anzusetzen.

Im Rahmen der Ringvorlesung werden daher nach einer Einführung in theoretische Grundlagen zu Bildung und Befreiung eine ganze Reihe von Fallbeispielen aus der Geschichte der (emanzipatorisch gemeinten) Dritten Welt und des Globalen Südens vorgestellt und kritisch diskutiert. Hier sind jene Initiativen von besonderem Interesse, bei denen in Ländern der Peripherie versucht wurde, einen eigenständigen Weg der Bildungspolitik zu beschreiten.

Neben Beispielen aus dem sozialistischen Asien der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (China...) wird auf die Bedeutung des Konzeptes der befreienden Bildung für die Unabhängigkeitsbewegungen in Afrika eingegangen. Für Lateinamerika gilt die Kubanische Alphabetisierungskampagne von 1961 als Leuchtturm. Angeknüpft wurde daran ab 2000, als in Haiti und Nicaragua die Alphabetisierungskampagne "Yo sí puedo!" startete. Im Rahmen des lateinamerikanischen Regionalbündnisses ALBA-TCP wurde auch der interregionalen Bildungszusammenarbeit breite Aufmerksamkeit zuteil: Mit Unterstützung Kubas und Venezuelas konnte in Bolivien mit der "Yo sí puedo!"-Kampagne laut Regierungsdarstellung der Analphabetismus beseitigt werden.

Als Referenzpunkte dieser kritischen Bildungsdebatte des Globalen Südens stehen Paulo Freire und bell hook im Fokus der Ringvorlesung, neben europäischen Theoretiker*innen wie Antonio Gramsci und Pierre Bourdieu. Paulo Freire wurde am 21.9.1921 im pauperisierten Nordosten Brasilien geboren und hätte heuer seinen 100. Geburtstag. Bekannt wurde er durch sein in zahlreiche Sprachen übersetztes Buch „Pädagogik der Unterdrückten“. Mit der von ihm entwickelten dialogisch-situativen Methode gelang es, innerhalb von kurzer Zeit Tausende erwachsene Analphabeten zu alphabetisieren.

bell hooks kam am 25.9.1952 als Gloria Watkins in Kentucky, USA, zur Welt. Die US-amerikanische Literaturwissenschaftlerin afroamerikanischer Abstammung hat Freire einer feministischen Re-Lektüre unterzogen und gilt als Verfechterin feministischer und antirassistischer Ansätze.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Der Leistungsnachweis erfolgt in Form einer schriftlichen Prüfung am Ende des Semesters bzw. zu den weiteren Prüfungsterminen. Grundlage dafür sind zum einen die Vorträge, zum anderen die als Pflichtlektüre angegebenen Originaltexte der behandelten Theoretiker*innen.

Die Prüfung besteht aus zwei Teilen:

1. Essayfrage zu den Inhalten der Vorlesung (open book)

2. Rezension eines der Werke der behandelten Theoretiker*innen (von mind. 120 Seiten), 5.000 bis 6.000 Zeichen inkl. Leerzeichen.

!!! Bitte dabei die universitätsüblichen Formatierungen beachten (Name und Matr.Nr. angeben, 1,5zeiliger Text von 12 Punkt-Schrift) !!!

Teil 2 wird zu den Prüfungsterminen gemeinsam mit dem Test abgegeben.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ihr Essay wird mit max. 20 Punkten bewertet. Der 2. Teil der Prüfung (selbständige kurze Textarbeit) wird ebenfalls mit 20 Punkten bewertet. Die Prüfung ist ab 20 (von 40 möglichen) Punkten positiv.

Prüfungsstoff

Prüfungsstoff sind zum einen die Vorträge im Rahmen der RV, zum anderen die als Pflichtlektüre angegebenen Originaltexte der behandelten Theoretiker*innen.

Literatur

Prüfungsliteratur:

Anm: Diese Literaturangeben verstehen sich als Ergänzung zu den mündlichen Vorträgen. Es werden keine Fragen zu Details dieser Texte gestellt, es geht vielmehr um Übersicht und Zusammenhang.

Aiterwegmair, Katrin/Faschingeder, Gerald/Mérida, Concepción (2020): Systematisation of Experiences as a Methodology of Peasant- Based Action Research. In: Vilsmaier, Ulli/Faschingeder/Gerald, Mercón, Juliana (eds): Methods for Inter- and Transdisciplinary Research and Learning based on Paulo Freire. Special Edition of JEP - Austrian Journal of Development Research. Volume XXXVII (2) 2020. S. 4-18. [online hier : https://www.mattersburgerkreis.at/site/de/shop/jepartikel/shop.item/1966.html]

Faschingeder, Gerald/Kolland, Franz (2015): Was geschah mit der Idee der emanzipatorischen Bildung? Eine Einleitung. In: Gerald Faschingeder/Franz Kolland (Hg.): Bildung und ungleiche Entwicklung. Konvergenzen und Divergenzen in der Bildungswelt. nap: Wien (= Historische Sozialkunde/Internationale Entwicklung Bd. 34). S. 7-17.

Kazeem-Kaminski, Belinda: Engaged Pedagogy. Antidiskriminatorisches Lehren und Lernen bei bell hooks. Wien: Zaglossus 2016.

Kohan, Walter Omar (2021): Introduction: Beginnings and Senses of a Reading. In: Paulo Freire. A Philosophical Biography. London et al.: Bloomsbury. S. 1-15. [als ebook hier: https://www.bloomsburycollections.com/book/paulo-freire-a-philosophical-biography/ch1-life]

Langthaler, Margarita (2020): Bildung und Gegenhegemonie in peripheren Transformationsprozessen: Das Beispiel der bolivarianischen Bildungspolitik in Venezuela. In: JEP XXXVI, 55-81. [online hier: https://www.mattersburgerkreis.at/site/de/shop/jepartikel/shop.item/1953.html]

Ribolits, Erich (2015): Mythos Bildung. Wieso Bildung nie hält, was sie verspricht. In: Faschingeder, Gerald / Kolland, Franz (Hg.): Bildung und ungleiche Entwicklung. Globale Konvergenzen & Divergenzen in der Bildungswelt. Wien: nap 2015. S. 205-213.

Vilsmaier, Ulli/Streck, Danilo (2021): Das transformative Moment der Praxis. Paulo Freires Wegweiser für Radikale. In: Tobias Faix / Tobias Künkler (Hg.): Handbuch Transformation. Ein Schlüssel zum Wandel von Gesellschaft und Kirche. Neukirchen-Vluyn.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

IE: VM1 bis VM8, Schwerpunkt Bildung

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:20