Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.
240064 VO Spezialvorlesung: Bildung für soziale Gerechtigkeit im globalen Kontext (2024W)
Eine kritische Bilanz emanzipatorischer und revolutionärer Bildungsideen und deren Umsetzungen im Globalen Süden.
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BDG
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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
Details
Sprache: Deutsch
Prüfungstermine
- Montag 27.01.2025 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- N Montag 03.03.2025 15:00 - 16:30 Hörsaal A UniCampus Zugang Hof 2 2F-EG-32
- Mittwoch 30.04.2025 11:30 - 13:00
- Montag 16.06.2025 15:00 - 16:30 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Montag 07.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Montag 14.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Montag 21.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Montag 28.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Montag 04.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Montag 11.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Montag 18.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Montag 25.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Montag 02.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Montag 09.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Montag 16.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Montag 13.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Montag 20.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Der Leistungsnachweis erfolgt in Form einer schriftlichen Prüfung am Ende des Semesters bzw. zu den weiteren Prüfungsterminen. Grundlage dafür sind zum einen die Vorträge, zum anderen die als Pflichtlektüre angegebenen Originaltexte der behandelten Theoretiker*innen.Die Prüfung besteht aus zwei Teilen:1. Essayfrage zu den Inhalten der Vorlesung (open book)
2. Lesetagebuch eines der Werke der behandelten Theoretiker*innen (von mind. 120 Seiten), 5.000 bis 6.000 Zeichen inkl. Leerzeichen.Bitte dabei die universitätsüblichen Formatierungen beachten (Name und Matr.Nr. angeben, 1,5zeiliger Text von 12 Punkt-Schrift).Teil 2 wird zu den Prüfungsterminen gemeinsam mit dem Test abgegeben.
2. Lesetagebuch eines der Werke der behandelten Theoretiker*innen (von mind. 120 Seiten), 5.000 bis 6.000 Zeichen inkl. Leerzeichen.Bitte dabei die universitätsüblichen Formatierungen beachten (Name und Matr.Nr. angeben, 1,5zeiliger Text von 12 Punkt-Schrift).Teil 2 wird zu den Prüfungsterminen gemeinsam mit dem Test abgegeben.
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Prüfungsstoff
Wie oben erwähnt: Der Leistungsnachweis erfolgt in Form einer schriftlichen Prüfung am Ende des Semesters bzw. zu den weiteren Prüfungsterminen. Grundlage dafür sind zum einen die Vorträge, zum anderen die als Pflichtlektüre angegebenen Originaltexte der behandelten Theoretiker*innen.Hier die Planung der Vorträge:Oktober:
7. Okt: Gerald Faschingeder, Margarita Langthaler (Internationale Entwicklung, Uni Wien): Zur Einführung: Emanzipatorische Bildung im globalen Bildungseinheitsbrei? Oder: Paulo Freire, die kubanische Bildungsrevolution und deren politisch-pädagogische Erben.14. Okt.: Margarita Langthaler (Uni Wien, ÖFSE: Befreiende Bildungskonzeptionen und deren (revolutionäre) Umsetzungen in Lateinamerika. Von Simón Rodríguez‘ educación republicana bis zu den Bildungskampagnen in Kuba, Nicaragua und Venezuela.21.: Okt.: Gerald Faschingeder (Uni Wien, Paulo Freire Zentrum): Präkoloniale Bildungssysteme und was aus ihnen wurde.28. Okt.: Katrin Aiterwegmair (Absolventin Internationale Entwicklung, Uni Wien; promovierte in Chiapas/Mexiko): "Bewusstsein kultivieren": Emanzipatorische Bildung in der bäuerlichen Selbstorganisation in Chiapas, MexikoNovember:
4. Nov.: Ana Pešikan (Universität Belgrad): Equity in Education in different sociocultural contexts: The Case of Yugoslavia. (Vortrag in engl. Sprache)11. Nov.: Cristina Alarcón López (Institut für Bildungswissenschaft, Arbeitsbereich Schul- und Bildungsforschung im internationalen Vergleich): Schüler:innen- und Studierendenproteste in Chile18. Nov.: Gerald Faschingeder (Uni Wien, Paulo Freire Zentrum): Was bedeutet eigentlich soziale Gerechtigkeit für Bildung im globalen Kontext? Achsen der Bildungsungleichheit und deren Überwindung.25. Nov.: Gerald Faschingeder (Uni Wien, Paulo Freire Zentrum): bell hooks und Audre Lorde. Feministische Ansprüche an befreiende Bildung.
Dezember:
2. Dez.: Veronika Wöhrer (Institut für Bildungswissenschaft, Arbeitsbereich Bildungsungleichheit): Partizipative Aktionsforschung - Selbstbestimmtes Lernen und Forschen?9. Dez.: Maximilian M.J. Chuhila (PhD, University of Dar es Salaam) [lecture via Zoom in English]: Education for Self-Reliance in Tanzania during Ujamaa, including aspects of adult education.16. Dez.: Walter Kohan (State Univ. of Rio de Janeiro, Brazil) [lecture via Zoom in English): Thinking with Paulo Freire: On Learning, Dialogue and Questioning as Beginning.Jänner:
13. Jänner: Gregor Kneussel (Sinologe, Wien): Chinas Bildungspolitik zwischen befreiendem Anspruch und Realität. Ein historischer Abriss über die Bildungspolitik der kommunistischen Regierung.20. Jänner: Margarita Langthaler (Uni Wien, ÖFSE): Mythos befreiende Bildung: Wieso Bildung nie hält, was sie verspricht. Zu den Konjunkturen des Bildungsbegriffes und seinen neuen Schwestern Kompetenz und Lebenslanges Lernen. Ein Syntheseversuch in memoriam Erich Ribolits.27.Jänner: 1. Prüfungstermin
7. Okt: Gerald Faschingeder, Margarita Langthaler (Internationale Entwicklung, Uni Wien): Zur Einführung: Emanzipatorische Bildung im globalen Bildungseinheitsbrei? Oder: Paulo Freire, die kubanische Bildungsrevolution und deren politisch-pädagogische Erben.14. Okt.: Margarita Langthaler (Uni Wien, ÖFSE: Befreiende Bildungskonzeptionen und deren (revolutionäre) Umsetzungen in Lateinamerika. Von Simón Rodríguez‘ educación republicana bis zu den Bildungskampagnen in Kuba, Nicaragua und Venezuela.21.: Okt.: Gerald Faschingeder (Uni Wien, Paulo Freire Zentrum): Präkoloniale Bildungssysteme und was aus ihnen wurde.28. Okt.: Katrin Aiterwegmair (Absolventin Internationale Entwicklung, Uni Wien; promovierte in Chiapas/Mexiko): "Bewusstsein kultivieren": Emanzipatorische Bildung in der bäuerlichen Selbstorganisation in Chiapas, MexikoNovember:
4. Nov.: Ana Pešikan (Universität Belgrad): Equity in Education in different sociocultural contexts: The Case of Yugoslavia. (Vortrag in engl. Sprache)11. Nov.: Cristina Alarcón López (Institut für Bildungswissenschaft, Arbeitsbereich Schul- und Bildungsforschung im internationalen Vergleich): Schüler:innen- und Studierendenproteste in Chile18. Nov.: Gerald Faschingeder (Uni Wien, Paulo Freire Zentrum): Was bedeutet eigentlich soziale Gerechtigkeit für Bildung im globalen Kontext? Achsen der Bildungsungleichheit und deren Überwindung.25. Nov.: Gerald Faschingeder (Uni Wien, Paulo Freire Zentrum): bell hooks und Audre Lorde. Feministische Ansprüche an befreiende Bildung.
Dezember:
2. Dez.: Veronika Wöhrer (Institut für Bildungswissenschaft, Arbeitsbereich Bildungsungleichheit): Partizipative Aktionsforschung - Selbstbestimmtes Lernen und Forschen?9. Dez.: Maximilian M.J. Chuhila (PhD, University of Dar es Salaam) [lecture via Zoom in English]: Education for Self-Reliance in Tanzania during Ujamaa, including aspects of adult education.16. Dez.: Walter Kohan (State Univ. of Rio de Janeiro, Brazil) [lecture via Zoom in English): Thinking with Paulo Freire: On Learning, Dialogue and Questioning as Beginning.Jänner:
13. Jänner: Gregor Kneussel (Sinologe, Wien): Chinas Bildungspolitik zwischen befreiendem Anspruch und Realität. Ein historischer Abriss über die Bildungspolitik der kommunistischen Regierung.20. Jänner: Margarita Langthaler (Uni Wien, ÖFSE): Mythos befreiende Bildung: Wieso Bildung nie hält, was sie verspricht. Zu den Konjunkturen des Bildungsbegriffes und seinen neuen Schwestern Kompetenz und Lebenslanges Lernen. Ein Syntheseversuch in memoriam Erich Ribolits.27.Jänner: 1. Prüfungstermin
Literatur
Bourdieu, Pierre (1971): Die Illusion der Chancengleichheit. Untersuchungen zur Soziologie des Bildungswesens am Beispiel Frankreichs. Stuttgart: KlettCarnoy, Martin (2007): Cuba’s Academic Advantage. Why Students in Cuba do better in School. Stanford: Stanford University PressCarnoy, Martin / Samoff, Joel (1990): Education and Social Transition in the Third World. Princeton University PressFaschingeder, Gerald / Kolland, Franz (Hg.): Bildung und ungleiche Entwicklung. Globale Konvergenzen & Divergenzen in der Bildungswelt. Wien: nap 2015.Freire, Paulo (1971): Pädagogik der Unterdrückten. Bildung als Praxis der Freiheit. Vom Verfasser autorisierte deutsche Übertragung von Werner Simpfendörfer. Stuttgart: Kreuz-Verlag [später: Reinbeck/Hamburg: Rowohlt, 1973].Freire, Paulo (2008): Pädagogik der Autonomie. Notwendiges Wissen für die Bildungspraxis. Übersetzt von Ivo Tamm in Koop. mit Dirk Oesselmann u. Peter Schreiner. Münster: Waxmann.hooks, bell (1994): Teaching to Transgress: education as the practice of freedom. London: Routledge.hooks, bell (2003): Teaching Community. A pedagogy of hope. New York: Routledge.hooks, bell (2010): Teaching Critical Thinking. Practical Wisdom. Routledge: New York, London.Kohan, Walter Omar (2021): Paulo Freire. A Philosophical Biography. London et al.: Bloomsbury. [als ebook hier: https://www.bloomsburycollections.com/book/paulo-freire-a-philosophical-biography/ch1-life]Kohan, Walter Omar (2015): The Inventive Schoolmaster. Simón Rodríguez. Sense Publishers, Rotterdam. [online hier: https://www.academia.edu/14650287/The_Inventive_Schoolmaster_Sim%C3%B3n_Rodr%C3%ADguez]Langthaler, Margarita (2019): Education Policies and Counter-Hegemony in Bolivarian Venezuela. Wien: PraesensLangthaler, Margarita (2020): Bildung und Gegenhegemonie in peripheren Transformationsprozessen: Das Beispiel der bolivarianischen Bildungspolitik in Venezuela. In: JEP XXXVI, 55-81.Nyerere, Julius (1967): Education for Self-Reliance. Dar-es-SalaamSamoff, J. (1990): “Modernizing” a Socialist Vision: Education in Tanzania. In: Carnoy, Martin / Samoff, Joel (Hg.): Education and Social Transition in the Third World. Princeton University Press. 209-268Spivak, Gayatri Chakravorty (2007): Can the Subaltern Speak? Postkolonialität und subalterne Artikulation. Übersetzt von Alexander Joskowicz, Stefan Nowotny, Einleitung von Hito Steyerl. Wien: Turia + Kant.Torres, Carlos Alberto (2014): First Freire: Early Writings in Social Justice Education. New York, NY: Teachers CollegePress.Castro Varela, María do Mar / Khakpour, Natascha / Niggemann, Jan (Hg., 2023): Hegemonie bilden. Pädagogische Anschlüsse an Antonio Gramsci. Weinheim: Beltz. https://www.beltz.de/fachmedien/sozialpaedagogik_soziale_arbeit/produkte/details/42821-hegemonie-bilden.html, 5.4.2024Woolf, Virginia (2004 [1929]): A Room of one’s own. London: Penguin Books.Woolf, Virginia (2017 [1929]): Ein eigenes Zimmer. Übersetzt von Axel Monte. Frankfurt/Main: Fischer.
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
IE: VM1 bis VM8, Schwerpunkt Bildung
Letzte Änderung: Di 28.01.2025 13:26
Die Lehrveranstaltung möchte auf den theoretischen Zugängen von Paulo Freire und anderen aufbauend einen Einblick in die kritische Bildungsdebatte geben und historische Fallbeispiele diskutieren, im Rahmen derer eine kritische Bildungspraxis entfaltet wurde. Dadurch soll die Fähigkeit gestärkt werden, Bildungsdebatten kritisch, reflektiert und doch konstruktiv einzuordnen und mitzugestalten.LV-Inhalt:
Im Kontext der Befreiungsbewegungen der 1950er und 1960er im Globalen Süden galt Bildung als ein wirksames Instrument der Befreiung von Herrschaft sowie des Aufbaus eigenständiger und sozial gerechter Gesellschaften. Den Menschen sollte sie Selbstbestimmung und die autonome Gestaltung des eigenen Lebens ermöglichen. Der Narrativ emanzipatorischer Bildung mag wie im Märchen klingen - und vielleicht war dieses Konzept auch nur ein Märchen, das von der politischen und historischen Entwicklung sehr rasch eingeholt wurde, wo auch immer es sich entfalten wollte.
Diese Ringvorlesung stellt sich der Frage, was denn aus der Idee der emanzipatorischen Bildung geworden ist. Es ist nur allzu offensichtlich, dass sie heute nur mehr wenig Attraktivität genießt. Die bildungspolitischen Diskussionen, ob auf nationaler, regionaler oder globaler Ebene, orientieren sich an ganz anderen normativen Vorgaben und sind vom Leitbild der Wettbewerbsfähigkeit dominiert. Emanzipatorische Bildung war ebenfalls hochgradig normativ, aber ihre Norm war die Befreiungserzählung, unter Rückgriff auf Kant, Hegel, Marx und im Süden auch auf vorkoloniale Bildungszugänge. Ab den 1960er Jahren, bis hin zu den 1980ern, galt dieser Zugang in den entwicklungspolitischen Diskussionen, vielerorts auch in den Ländern des Südens selbst, als Ausgangspunkt jeglicher Debatte über Bildung - und auch manche konkrete Bildungspolitik versuchte daran anzusetzen.
Im Rahmen der Ringvorlesung werden daher nach einer Einführung in theoretische Grundlagen zu Bildung für soziale Gerechtigkeit und Befreiung eine ganze Reihe von Fallbeispielen aus der Geschichte der (emanzipatorisch gemeinten) Dritten Welt und des Globalen Südens vorgestellt und kritisch diskutiert. Hier sind jene Initiativen von besonderem Interesse, bei denen in Ländern der Peripherie versucht wurde, einen eigenständigen Weg der Bildungspolitik zu beschreiten.
Die besprochene Beispiele umfassen das Konzept "Education for Self-Reliance" für eine autozentrierte Entwicklung Tansanias sowie sozialistische Versuche in Asien (China, Vietnam,...) Für Lateinamerika gilt die Kubanische Alphabetisierungskampagne von 1961 als Leuchtturm, ebenso wie jene im sandinistischen Nicaragua der 1980er Jahre. Angeknüpft wurde daran ab 2000, als in mehreren Ländern Lateinamerikas erneut Alphabetisierungskampagnen unter dem Motto "Yo sí puedo!" ("Ja, ich kannn") starteten. Im Rahmen des lateinamerikanischen Regionalbündnisses ALBA-TCP wurde auch der interregionalen Bildungszusammenarbeit breite Aufmerksamkeit zuteil: Mit Unterstützung Kubas und Venezuelas konnte in Bolivien mit der "Yo sí puedo!"-Kampagne laut Regierungsdarstellung der Analphabetismus beseitigt werden.Referenzpunkte dieser kritischen Bildungsdebatte des Globalen Südens sind neben Paulo Freire, Julius Nyerere und bell hooks auch europäische Theoretiker*innen wie Antonio Gramsci und Pierre Bourdieu.Methoden: Vorträge der LV-Leiter*innen sowie einzelner Gastvortragender, ergänzt durch Hinweise auf Lektüre von Originaltexten und Videos mit Beiträgen der behandelten Theoretiker*innen.