Universität Wien
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240128 VO+UE VM8 / VM4 - Kunst - Macht - Entwicklung (2024W)

Partizipative Kunst und Performance im Kontext globaler und lokaler Machtverhältnisse

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Plus Zwei Ganztagsblöcke am
9.11. 10h-17h (inkl Pausen)
7.12. 10h-17 (inkl Pausen)

Im Studio: Rechte Bahngasse 12, 1030 Wien

  • Mittwoch 16.10. 15:15 - 18:30 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 1 UniCampus Hof 5 2M-O1-03
  • Mittwoch 30.10. 15:15 - 18:30 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 1 UniCampus Hof 5 2M-O1-03
  • Samstag 09.11. 10:00 - 17:00 Ort in u:find Details
  • Samstag 07.12. 10:00 - 17:00 Ort in u:find Details
  • Mittwoch 29.01. 15:15 - 18:30 Inst. f. Afrikawissenschaften, Seminarraum 1 UniCampus Hof 5 2M-O1-03

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Kontext(e):
Eine Reihe internationaler Kunstmessen des Jahres 2024 macht deutlich, wie explizit globale Machtverhältnisse aktuell in künstlerischen Kontexten verhandelt werden. Die Kunst-Biennale 2024 in Venedig steht unter dem Titel “Foreigners Everywhere” und soll Künstler_innen in den Vordergrund rücken, denen unterschiedliche Formen und Qualitäten des Fremd-Seins zugeschrieben werden: the queer artist, the outsider artist, the folk artist, the indigenous artist. Neu gedacht werden soll in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung des ‘Globalen Südens’ als Raum und als Konzept (und während in Österreich Debatten um die Definition von ‘Leitkultur’ geführt werden, steht der österreichische Pavillon unter dem Motto “Eine Sprache des Widerstands”). Die 17. Art-Dubai-Messe versprach 2024 nicht nur “aufregende, neue, globale Perspektiven” auf “Kunst über traditionelle, westlich dominierte geographische Bezüge und Narrative hinaus”, sondern auch, Dubai als zugleich “globale Stadt” und “Hauptstadt des Globalen Südens” zu präsentieren. Die Biennale in São Paulo wird zum ersten Mal von einem Kollektiv Schwarzer Künstler_innen kuratiert. 1951 war sie im Kontext des Kalten Krieges unter US-Einfluss entstanden - und sollte damit sowohl den strategischen Interessen der Großmacht als auch den (entwicklungs-)spezifischen Ambitionen ‘Brasiliens’ dienen. 2024 hingegen sollen die Nationalitäten der beteiligten Künstler_innen bei Vorab-Veröffentlichungen ausgelassen werden, während die Messe Raum schafft für die Auseinandersetzung mit globalen “‘Unmöglichkeiten’: Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, dem Umsturz westlicher Hegemonie, Dekolonisierung, Geschlechtergerechtigkeit und der Neuformung politischer Systeme”, so Kuratorin Lima.
Welche Rolle spielt Kunst also überhaupt im Kontext “internationaler Entwicklung”? Während in der Entwicklungspraxis Kunstprojekte, Initiativen und “künstlerisch inspirierte” Methoden und Zugänge mittlerweile weitgehend als Teil der EZA etabliert sind, spielt diese Frage in der deutschsprachigen Entwicklungsforschung (fast) keine Rolle - trotz zahlreicher einschlägiger internationaler Publikationen zum Themenbereich (etwa zu den Widersprüchen partizipativer Kunst bei Bishop 2012, partizipativer Kunst vor dem Hintergrund von Post-Development bei Cooke/Soria-Donlan 2020, der Ästhetik von Entwicklung bei Clammer/Giri 2017, Kunst und Kultur in der Entwicklungspraxis bei Maquire/Holt 2022).
In der transdisziplinär konzipierten Lehrveranstaltung wollen wir uns daher vor dem Hintergrund dieser sehr allgemein formulierten Frage mit der Geschichte, den theoretischen und gesellschaftspolitischen Hintergründen und Beispielen für den Zusammenhang zwischen Kunst und Entwicklung/Gesellschaft/Politik beschäftigen. Im Vordergrund soll dabei Performance-Kunst im weitesten Sinne und in unterschiedlichen Zeiten und Räumen stehen - als ‘sozial engagierte’ Kunst, als (zum Teil) partizipative Kunst, als gesellschaftskritische Intervention. Sie ist zugleich das Prisma, mit dem wir auf die Zusammenhänge von Kunst, Macht, Gesellschaft, Politik - und auf die Möglichkeiten von Liebe als politisches Prinzip blicken.
Die LV soll sowohl theoretische und historische Hintergründe vermitteln wie auch die Möglichkeit bieten, eine eigene künstlerische Position als Intervention im gesellschaftlichen (öffentlichen) Raum zu entwickeln, im künstlerischen Kontext zu verorten und die notwendigen Produktionsschritte umzusetzen und zu realisieren.
Methoden:
Lektüre und Diskussion zu ausgewählter Pflichtlektüre, Inputs durch LV-Leitung, Übungen in der LV, (begleitete, kritisch reflektierte) Entwicklung einer Intervention in Studierendengruppen oder individuell, Durchführung (ggf. außerhalb der LV), Reflexion (im Rahmen der LV), Dokumentation und schriftliche Reflexion des Prozesses.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

prüfungsimmanente LV, also keine Abschlussprüfung;
Leistungskontrolle: Mitarbeit, schriftliche Aufgaben, Praxisprojekt (Konzept, Präsentation, Durchführung, reflexive und laufende Dokumentation), Abschlussreflexion.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mitarbeit: 15%
3 Schriftliche Hausübungen: 20%
Praxisprojekt (Konzept, Präsentation, Durchführung, reflexive Dokumentation): 50%
Schriftliche Abschlussreflexion: 15%
Alle Teilaufgaben müssen für einen positiven Abschluss erbracht werden.

Prüfungsstoff

prüfungsimmanente LV, Teilleistungen siehe oben

Literatur

Pflichtlektüre wird in der ersten Einheit bekannt gegeben.

Weiterführende Literatur:
Becker, Carol (1994, ed.): The Subversive Imagination: Artists, Society, and Social Responsibility. New York: Routledge.
Belting, Hans / Buddensieg, Andrea / Weibel, Peter (2013, Hg.): The Global Contemporary and the Rise of the New Art Worlds. Cambridge: MIT Press.
Bhabha, Homi (1994): The Location of Culture. New York: Routledge.
Bhattacharya, Malini (1998): Performance as Protest: Cultural Strategies in the Era of ‘Globalisation’. In: Social Scientist 26/7-8, 21–31.
Bishop, Claire (2012): Artificial Hells. Participatory Art and the Politics of Spectatorship. London/New York: Verso.
Boyd, Andrew (ed.): Beautiful Trouble: A Toolbox for Revolution. New York: OR Books.
Bradley, Will / Esche, Charles (2007, eds.): Art and Social Change: A Critical Reader. London: Tate Publishing.
Bronson, A.A. / Gale, Peggy (1979, eds.): Performance by Artists. Toronto: Art Metropole.
Carlson, Marvin (2018): Performance: A Critical Introduction. New York: Routledge.
Cohen-Cruz, Jan (1998, ed.): Radical Street Performance: An International Anthology. London/New York: Routledge.
DeFrantz, Thomas F. / Gonzales, Anita (2014, eds.): Black Performance Theory. Durham/London: Duke University Press.
Faschingeder, Gerald (2003): Themenverfehlung Kultur? Zur Relevanz der Kulturdebatte in den Entwicklungstheorien. In: Faschingeder, Gerald / Kolland, Franz / Wimmer, Franz (Hg.): Kultur als umkämpftes Terrain. Paradigmenwechsel in der Entwicklungspolitik? HSK 21. Wien: Promedia/Südwind, 9-32.
Fleischmann, Alexander / Guth, Doris (2015): Kunst. Theorie. Aktivismus. Emanzipatorische Perspektiven auf Ungleichheit und Diskriminierung. Bielefeld: transcript Verlag.
Fuentes, Marcela A. (2019): Performance Constellations: Networks of Protest and Activism in Latin America. Ann Arbor: University of Michigan Press.
Gad, Daniel (2014): Die Kunst der Entwicklungszusammenarbeit. Konzeptionen und Programme einer auswärtigen Kulturpolitik nordischer Staaten. Wiesbaden: Springer VS.
Goldberg, RoseLee (2011): Performance Art. From Futurism To the Present. New York: Thames and Hudson.
Jackson, Shannon (2011): Social Works: Performing Art, Supporting Publics. New York/London: Routledge.
Kester, Grant H. (1998, ed.): Art, Activism and Oppositionality: Essays from Afterimage. Durham: Duke University Press.
Kester, Grant H. (2011): The One and the Many: Contemporary Collaborative Art in a Global Context. Duke University Press.
Moser, Anita (2014): Die Kunst der Grenzüberschreitung: Postkoloniale Kritik im Spannungsfeld von Ästhetik und Politik. Bielefeld: transcript Verlag.
Mould, Oli (2018): Against Creativity. New York: Verso.
Shepherd, Simon (2016): The Cambridge Introduction to Performance Theory. Cambridge: Cambridge University Press.
Thompson, Nato (2012, ed.): Living as Form: Socially Engaged Art From 1991-2011. New York: Creative Time Books.
Thompson, Nato / Sholette, Gregory (2004, eds.): The Interventionists: Users Manual for the Creative Disruption of Everyday Life. MA: Mass MoCA.
Ugwu, Catherine (ed., 1995): Let's Get It On: The Politics of Black Performance. Seattle: Bay Press.
Wesseling, Janneke/Cramer, Florian (2022, eds.): Making Matters. A Vocabulary for Collective Arts. Amsterdam: Valiz.
Wood, Catherine (2018): Performance in Contemporary Art. London: Tate Publishing.
https://performanceartresources.com/

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

VM4/VM8

Letzte Änderung: Di 28.01.2025 00:02