010232 VO Chances and Challenges of Practical Theology (2007S)

Die Aufgabe der Kirchen war und ist immer eine: Dem Wort und Willen Gottes, dem Evangelium zum Durchbruch zu verhelfen, im Blick auf die Menschen der jeweiligen Zeit. In der Verwirklichung dieses "Hauptziels" hat sich kirchliches Handeln maßgeblich von der jeweiligen gesellschaftlichen Situation provozieren zu lassen.
In diesem Zusammenhang wird für die Lage der christlichen Kirchen in Europa seit mehr als zwei Jahrzehnten der Begriff "Krise" strapaziert. In der Vorlesung wird diese Krise analysiert, im Zentrum steht allerdings der "Kairos": Welche Chancen liegen in der aktuellen religiösen und gesellschaftlichen Lage für die Zukunft der Kirchen und ihrer Pastoral?
Um diese Chancen überhaupt zu erkennen, bedarf es einer kritischen Diagnose der modernen Gesellschaft, ihrer positiven Entwicklungen und ihrer Ausweglosigkeiten. Dabei ist die soziale Lage in einer Welt, die sich immer stärker ökonomisiert und globalisiert ebenso zu diskutieren wie die These von der wachsenden Sehnsucht nach Sinn und Religion.
Bei dieser Diagnose hilft eine "dialogische Theologie", die sich energisch und widerständig zugleich auf die Zeit einlässt und dies durch hohes Engagement in den aktuellen gesellschaftlichen Fragen dokumentiert. Eine solche Theologie anerkennt als entscheidendes Kriterium die Person in ihrer sozialen und religiösen Lage. Sie entwickelt eine adressatenorientierte Pastoral, wie Jesus in der Begegnung mit dem blinden Bartimäus: "Was soll ich Dir tun?" (Mk 10,51). Seelsorge ist heute angesagt, nicht Kirchensorge.
Die praktische Umsetzung einer solchen zeitgemäßen Pastoral wird in der Vorlesung an drei Beispielen durchgespielt: Pastorale Chancen in und jenseits der Gemeinde, Jugendpastoral, Pastoral in der Stadt.