Universität Wien
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070520 VO Specialisation: Questions and Issues of Women's and Gender History 2 (2010W)

Zur Geschlechtergeschichte der k. (u.) k. Armee im internationalen Vergleich (1868 bis 1914/18)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte

Details

Language: German

Examination dates

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Wednesday 13.10. 15:00 - 17:00 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
  • Wednesday 20.10. 15:00 - 17:00 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
  • Wednesday 27.10. 15:00 - 17:00 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
  • Wednesday 03.11. 15:00 - 17:00 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
  • Wednesday 10.11. 15:00 - 17:00 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
  • Wednesday 17.11. 15:00 - 17:00 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
  • Wednesday 24.11. 15:00 - 17:00 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
  • Wednesday 01.12. 15:00 - 17:00 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
  • Thursday 09.12. 17:00 - 19:00 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
  • Wednesday 15.12. 15:00 - 17:00 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
  • Wednesday 12.01. 15:00 - 17:00 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
  • Wednesday 19.01. 15:00 - 17:00 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
  • Wednesday 26.01. 15:00 - 17:00 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6

Information

Aims, contents and method of the course

Die derzeit europaweit in die Kritik geratene, in mehreren Staaten bereits abgeschaffte Allgemeine Wehrpflicht wurde im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn per Gesetz Ende 1868 eingeführt. Sie galt im Prinzip für alle jungen Männer ab dem 20. (später 21.) Lebensjahr, wobei man in der langen Friedenszeit bis zum Ersten Weltkrieg jedoch die absolute Mehrheit von ihnen nicht einzog, vor allem aufgrund ihrer „Untauglichkeit“. Dessen ungeachtet wurde das moderne Rekrutierungssystem der Allgemeinen Wehrpflicht, das auf dem republikanischen Konzept des „Bürger-Soldaten“ basiert, auch in der Habsburgermonarchie wirkmächtig als „Schule der Männlichkeit“ idealisiert und bekam so eine zentrale geschlechterpolitische Funktion zugeschrieben, die bis heute nachwirkt. Das hatte Implikationen auch im Hinblick auf die Frauen zugeschriebenen Geschlechtsmerkmale; das Konzept der „friedfertigen Frau“ entstand nicht von ungefähr ebenfalls mit Beginn des Zeitalters der Allgemeinen Wehrpflicht.
In der Vorlesung wird – aus einer geschlechtergeschichtlichen Perspektive – dargelegt, warum und wie, mit welchen Erwartungen und Zielsetzungen, die Allgemeine Wehrpflicht in der Habsburgermonarchie eingeführt und in den folgenden Jahrzehnten mehr oder weniger umfassend durchgesetzt wurde. Dabei werden die vielen Hindernisse und verschiedene Verweigerungsformen, die sich dieser Form der Militärrekrutierung hier entgegen stellten, ebenso dargelegt wie soldatische Leitbilder und Militärdiskurse zu geschlechterpolitischen Funktionen der Wehrpflichtarmee; interessieren wird hier insbesondere auch die Frage nach der durch die Allgemeine Wehrpflicht in Gang gesetzten sozialen Militarisierung bzw. der Militarisierung hegemonialer Männlichkeit bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Weiters bindet die Vorlesung solche Inhalte in den europäischen Kontext, ausgehend von der erstmaligen Aufstellung einer auf Allgemeiner Wehrpflicht basierenden Armee im Zuge der Französischen Revolution, über die Etablierung des Systems in Preußen während der sogenannten Befreiungskriege (1813/15), bis hin zum Beispiel Russlands, wo es 1874 eingeführt wurde, oder zum Beispiel Großbritanniens, das als letzter kriegführender Staat erst im Laufe des Ersten Weltkrieges per Allgemeiner Wehrpflicht zu rekrutieren begann.
Auch in der Habsburgermonarchie funktionierte am Beginn des Ersten Weltkrieges die Mobilisierung des Massenheeres, zogen Millionen von wehrpflichtigen Männer bereitwillig in einen Krieg, in dem eine wahre „Apotheose militarisierter Männlichkeit“ (George L. Mosse) geriert wurde. Lässt sich das vor allem mit Blick auf die Geschichte der Allgemeinen Wehrpflicht in Europa erklären?

Assessment and permitted materials

Die Vorlesung will auch Raum für Diskussion der präsentierten Einheiten bieten; daher ist kontinuierliche Anwesenheit umso erwünschter. Die Leistungsbeurteilung erfolgt in Form einer zweistündigen schriftlichen Schlussprüfung über den gebotenen Stoff; gegebenenfalls kann sie – in Absprach mit der Vortragenden – bis zur Hälfte durch die Abgabe einer schriftlichen Arbeit (einer Buchrezension, eines Essays, eines Quellenkommentars) ersetzt werden, die bei der schriftlichen Prüfung fertig vorzulegen ist.

Minimum requirements and assessment criteria

Examination topics

Reading list


• Werner Benecke, Militär, Reform und Gesellschaft im Zarenreich. Die Wehrpflicht in Russland 1874-1914, Paderborn u.a. 2006.
• Ute Frevert, Die Kasernierte Nation. Militärdienst und Zivilgesellschaft in Deutschland, München 2001.
• Ute Frevert (Hg.), Militär und Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart 1997.
• Karen Hagemann, "Mannlicher Muth und Teutsche Ehre". Nation, Militär und Geschlecht zur Zeit der Antinapoleonischen Kriege Preußens, Paderborn u.a. 2002.
• Karen Hagemann, Ralf Pröve (Hg.), Landsknechte, Soldatenfrauen und Nationalkrieger. Militär, Krieg und Geschlechterordnung im historischen Wandel, Frankfurt/New York 1998.
• Christa Hämmerle, Die k. (u.) k. Armee als ‚Schule des Volkes'? Zur Geschichte der Allgemeinen Wehrpflicht in der multinationalen Habsburgermonarchie (1866 bis 1914/18), in: Christian Jansen (Hg.), Der Bürger als Soldat. Die Militarisierung europäischer Gesellschaften im langen 19. Jahrhundert: ein internationaler Vergleich, Essen 2004, S. 175-213.
• Christa Hämmerle, Ein gescheitertes Experiment? Die Allgemeine Wehrpflicht in der multiethnischen Armee der Habsburgermonarchie, in: Zeitschrift für moderne europäische Geschichte / Journal of Modern European History / Revue d´histoire européenne contemporaine 5 (2007), S. 222-243.
• Thomas Hippler, Citizens, Soldiers and National Armies. Military service in France and Germany, 1789-1830, London/New York 2008.
• Jörn Leonhard, Nations in Arms and Imperial Defence – Continental Models, the British Empire and its Military before 1914, in: Zeitschrift für moderne europäische Geschichte / Journal of Modern European History / Revue d´histoire européenne contemporaine 5 (2007), S. 287-307.
• Jörn Leonhard, Ulrike von Hirschhausen, Does the Empire strike back? The Model of the Nation in Arms as a Challenge for Multi-Ethnic Empires in the Nineteenth and early Twentieth Century, in: Zeitschrift für moderne europäische Geschichte / Journal of Modern European History / Revue d´histoire européenne contemporaine 5 (2007), S. 194-221.
• George L. Mosse, Gefallen für das Vaterland. Nationales Heldentum und namenloses Sterben, Stuttgart 1993.
• Ute Planert, Der Mythos vom Befreiungskrieg. Frankreichs Kriege und der deutsche Süden:Alltag – Wahrnehmung – Deutung 1792–1841, Paderborn u.a. 2007.
• Sonya O. Rose, Fit to fight but not to vote? Masculinity and citizenship in Britain, 1832-1918, in: Stefan Dudink, Karen Hagemann, Anna Clark (Hg.), Representing Masculinity. Male Citizenship in Modern Western Culture, New York/Hampshire 2007, S. 132-150.
• Wolfgang Schmale, Geschichte der Männlichkeit in Europa (1450-2000), Wien/Köln/Weimar 2003.

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MA Frauen- und Geschlechtergeschichte: Vertiefung 1+2; Diplomstudium Geschichte: A1; MATILDA

Last modified: Mo 07.09.2020 15:31