080067 UE Course: Bernini at the Court of the Sun King. The Diary of Paul Fréart de Chantelou (2024S)

Gianlorenzo Bernini (1598-1680) wurde 1665 von Ludwig XIV. eingeladen, nach Paris zu kommen und Pläne für die dortige königliche Residenz, den Louvre, auszuarbeiten. Kurz nach seiner Ankunft erhielt er zudem den Auftrag, den jungen König in Marmor zu porträtieren. Durch die Aufzeichnungen seines Betreuers und Dolmetschers, Paul Fréart, Sieur de Chantelou, ist die Nachwelt in der seltenen Lage, die Arbeit an der Bildnisbüste und dem monumentalen Architekturprojekt geradezu von Tag zu Tag mitverfolgen zu können. Anhand der Lektüre können die Studierenden ihre im bisherigen Studium gewonnenen Fachkenntnisse im Bereich der barocken Kunst Italiens und Frankreichs vertiefen, denn in dem Bericht in Tagebuchform, den Chantelou für eine offizielle Leserschaft verfaßte, hielt er zahlreiche Aussagen Berninis über seine Intentionen und Kunstauffassungen sowie seine Reaktionen auf Kunstwerke und Architektur fest, die er während seines Aufenthaltes sah. Hierin kommen ästhetische und kunsttheoretische Positionen und Wertmaßstäbe des römischen Künstlers zum Ausdruck, die nicht selten in Kontrast zu denjenigen stehen, die in Paris Geltung besaßen. Seine Begegnungen mit dem König, dem Hofadel sowie den einheimischen Künstlern geben Anlaß, die Stellung eines Künstlers, der damals schon Weltruhm besaß, in einer fremden und ihm nicht durchweg wohlgesonnenen Umgebung zu betrachten. Anhand der beiden Werke, der Büste Ludwigs XIV. und der Louvre-Planung, und der Aussagen, die dazu dokumentiert sind, können außerdem zentrale Forderungen an die Herrscherrepräsentation im Barock nachvollzogen werden. Der Kurs, in dem ausgewählte Passagen aus dem Journal gemeinsam gelesen und analysiert werden, versteht sich darüber hinaus als Einführung in die kritische Lektüre von Quellentexten. So sind Chantelous Schilderungen mit anderen Quellen zu vergleichen, wodurch seine spezielle Intention und -perspektive zutage tritt.

Kenntnisse des Französischen und auch Italienischen sind hilfreich, werden aber nicht vorausgesetzt. Erwartet wird hingegen engagierte Arbeit mit dem Text, d. h. die Bereitschaft, die von Woche zu Woche angesetzten Ausschnitte zu lesen und für die Diskussion im Kurs vorzubereiten.