Universität Wien
Warning! The directory is not yet complete and will be amended until the beginning of the term.

100231 SE Modern German Literature: (2018W)

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie
Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

Note: The time of your registration within the registration period has no effect on the allocation of places (no first come, first served).

Details

max. 30 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Friday 05.10. 13:15 - 14:45 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Friday 12.10. 13:15 - 14:45 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Friday 19.10. 13:15 - 14:45 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Friday 09.11. 13:15 - 14:45 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Friday 16.11. 13:15 - 14:45 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Friday 23.11. 13:15 - 14:45 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Thursday 29.11. 18:30 - 20:00 Hörsaal 30 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Friday 30.11. 13:15 - 14:45 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Friday 07.12. 13:15 - 14:45 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Friday 14.12. 13:15 - 14:45 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Friday 11.01. 13:15 - 14:45 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Friday 18.01. 13:15 - 14:45 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Friday 25.01. 13:15 - 14:45 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3

Information

Aims, contents and method of the course

Das Motiv des Parks und Gartens nimmt in der Geschichte der Moderne eine Schlüsselstellung ein. Moderne kann als Prozess verstanden werden, in dem Differenzen aufbrechen und sich Pluralitäten entfalten. Moderne als Epoche dagegen ist an der Reflexion über diese zunehmende Ausdifferenzierung und Pluralisierung der Gesellschaft gebunden. Wenn Moderne als ein kulturelles Phänomen betrachtet wird, so ist es sinnvoll, Kultur als Ensemble von Elementen, mittelst derer Individuen miteinander kommunizieren, zu begreifen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welche Räume den Rahmen einer solchen Kommunikation bereitstellen und wie sich in diesen Räumen Identität konstituiert.
Wichtig hinsichtlich des Gartenmotivs erscheint weiters die Feststellung, dass Moderne mit dem Prozess der Aufklärung verbunden ist. Unter Aufklärung ist nicht nur die Entzauberung der Welt durch Wissenschaft, Logik und Rationalität zu verstehen. Auch die Kritik an einer einseitigen Orientierung an der Ratio, wie sie die Romantik formuliert hat, gehört zum Prozess der Aufklärung, stellt gewissermaßen eine zweite Aufklärung dar, in der die Vernunft kritisch auf sich selbst reflektiert.
Park und Garten sind Orte, an denen der in der Aufklärung aufgebrochene Konflikt zwischen Natur und Kultur stillgelegt zu sein scheint. Denn schon in der Mythologie und in der religiösen Überlieferung ist der Garten ein Bild der Versöhnung von Natur und Kultur, wie sie im biblischen Paradiesgarten mustergültig zum Ausdruck kommt.
Doch spätestens seit der Romantik wird die Opposition von Kultur und Natur auch auf dem Schauplatz des Gartens und Parks akut. Der Garten ist nicht mehr ein metaphysischer Archetypus, nicht mehr Bild des Kosmos. Die scheinbar gebändigte Natur wird wieder gefährlich, der Garten wird nicht nur zum Ort der Eintracht und Erfüllung, sondern auch zum Ort unabwägbarer Bedrohungen: Geborgenheit und Schutz schlagen oft ins Unheimliche, in Schrecken und Kälte um. Statt Ordnung herrscht Orientierungsverlust, die Pflege der Natur wird zu ihrer Vergewaltigung.
Auch in der Funktion des Gartens und Parks als Kommunikationsraum brechen Ambivalenzen auf. Wie sich das Ideal und die Praxis der Gartenanlagen im Verlauf der Geschichte immer wieder verändern, so verändert sich auch ihre soziale Funktion. Geselligkeit im Garten kontrastiert mit der Einsamkeit, die nicht nur mit Geborgenheit und Ruhe, sondern mit Verlassenheit und Grauen assoziiert wird.
Garten und Park sind Inbilder kulturell codierter Räume, in denen sich die Natur zu einem mustergültigen Ganzen zusammenfügt. Die eingerahmte Natur erscheint geordnet und ihre Teile werden als Zeichen lesbar. Damit kann die Gartenkunst mit der Schreibkunst verglichen werden. Gartenkunst wird zur Metapher für Schreibkunst, der Gärtner zum Analogon des Dichters.
Gärten und Parks kann man schließlich als Heterotopien (und Heterochronien) im Sinne Foucaults verstehen: Sie sind zwar wirkliche Orte, aber herausgehoben aus dem alltäglichen Lebensgefüge, in ihnen werden die Regeln der Gesellschaft suspendiert oder widerrufen.
Im Seminar soll es darum gehen, das Park- und Gartenmotiv als Strukturelement literarischer Texte zu begreifen. Ziel ist es nicht, einfach die Belegstellen zusammenzutragen und zu summieren, sondern die Funktion des Motivs zu erfassen. Diese Funktion ist selbstverständlich variabel. Ihre historische Veränderung zu rekonstruieren verspricht nicht nur Aufschlüsse über den Verlauf der Literaturgeschichte, sondern auch über den kultur- und mentalitätsgeschichtlichen Wandel.
Anhand ausgewählter Beispiele sollen historische Umbrüche und Konstanten in den Wahrnehmungsformen, den Erzählstrategien und der sprachlichen Verbildlichung des Motivs untersucht werden. Durch textnahe Diskussionen sollen die Fähigkeit der Studierenden zu präziser Literaturanalyse und ihre intensive Teilnahme am Seminargeschehen befördert werden.

Assessment and permitted materials

- Abhaltung eines Impulsreferats, das mit den Mitgliedern einer ExpertInnengruppe abgestimmt ist; im Anschluss Diskussionsleitung
- Erstellung eines Handouts und von 4 Leitfragen für die Diskussion (in Abstimmung mit der ExpertInnengruppe)
- Teilnahme an den Diskussionen in allen Einheiten
- Seminararbeit im Umfang von mindestens 25 Seiten Haupttext, Abgabe bis spätesten 15. 4. 2019 in gedruckter und elektronischer Form.

Minimum requirements and assessment criteria

- Klare Struktur und wirkungsvolle Technik des Vortrags
- Effizienter und sinnvoller Einsatz von Hilfsmitteln (Handout, Folien, Filmbeispiele etc.)
- Aktive Teilnahme an sämtlichen Sitzungen durch Fragen und Diskussionsbeiträge
- Handout: effizient und konzise aufbereitete Informationen, klare Struktur, Auswahl markanter, aussagekräftiger Zitate
- Leitfragen: Relevante, offene Fragen, Bevorzugung kontroverser Fragestellungen
- Umsichtige Diskussionsleitung, die Impulse setzt, ohne die Diskussion rigide zu steuern.

Beurteilungskriterien für die Seminararbeiten:

Forschungsstand
- Reflektierte Kenntnis des Forschungsstands
- Angemessenheit der Auswahl der zitierten Literatur
- Wissenschaftlichkeit der Quellen (Lexika, Monographien, Aufsätze etc.)
- Konsistente Einbettung in den aktuellen Forschungsstand

Theorie und Methode
- Präzisierung von Fragestellung(en), Ziel(en) und/oder Hypothese(n)
- Klarheit und Nachvollziehbarkeit der Formulierung und Begriffsverwendung
- Erklärung und Begründung des methodischen Vorgehens
- Gegenstandsangemessenheit des methodischen oder theoretischen Paradigmas
- Methodische und theoretische Problembewusstheit

Struktur und Aufbau
- Plausibilität der Gesamtstruktur der Arbeit
- Stimmigkeit der jeweiligen Abschnitte in sich
- Logische Abstimmung und Balance der Abschnitte untereinander (Textkohärenz und -kohäsion)
- Plausible Rahmung durch Einleitung und Schluss

Examination topics

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Reading list

Sekundärliteratur und Anthologien

• Friedmar Apel: Die Kunst als Garten. Zur Sprachlichkeit der Welt in der deutschen Romantik und im Ästhetizismus des 19. Jahrhunderts. Heidelberg 1983 (Beihefte zum Euphorion, 20. Heft).
• Roger Bauer: Das Treibhaus oder der Garten des Bösen : Ursprung und Wandlung eines Motivs der Dekadenzliteratur. Wiesbaden 1979.
• Eva Börsch-Supan: Das Motiv des Gartenraums in Dichtungen des neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts. In: Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 39 (1965), S. 87-124.
• Horst S. und Ingrid G. Daemmrich: Garten. In: dies.: Themen und Motive in der Literatur. Ein Handbuch. 2., überarb. und erw. Aufl. Tübingen, Basel 1995, S. 172-176.
• Marianne Fischer: Das Gartenmotiv in der englischen und deutschen Literatur in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wien (Dipl.arb.) 1997.
• Hubertus Fischer (Hg.): Natur- und Landschaftswahrnehmung in deutschsprachiger jüdischer und christlicher Literatur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. München 2010.
• Michel Foucault: Andere Räume. In: ders.: Botschaften der Macht. Reader Diskurs und Medien. Stuttgart 1999, S. 145-157.
• Hermann Glaser: Hinterm Zaun das Paradies. Wandlungen des Gartenbildes. Cadolzburg 1999.
• Astrid Graf-Wintersberger (Hg.): Der Garten und sein Mensch : Schriftsteller über ihre Leidenschaft. Salzburg, Wien 2001.
• Christian Metz (Hg.): Schön ist mein Garten: ein literarischer Streifzug. Frankfurt am Main 2009.
• Robert Pogue Harrison: Gärten. Ein Versuch über das Wesen der Menschen. Aus dem Amerikan. von Martin Pfeiffer. München 2010.
• Thomas Koebner: Der Garten als literarisches Motiv. Ausblick auf die Jahrhundertwende. In: Park und Garten im 18. Jahrhundert. Colloquium der Arbeitsstelle 18. Jahrhundert der Gesamthochschule Wuppertal. Heidelberg 1978, S. 141-192.
• Astrid Lefenda: Technik in Garten und Park. Künstliche Welten in Franz Werfels „Stern der Ungeborenen“ und Ernst Jüngers „Gläserne Bienen“. Wien (Dipl.arb.) 2002.
• Edgar Marsch: Der Garten als literarische Topographie. Bausteine zu einer Topographie dargestellter Landschaft. In: Edgar Marsch, Giovanni Pozzi (Hg.): Thematologie des Kleinen. Petits thèmes littéraires. Freiburg/CH 1986 (= Seges. Studien und Texte zur Philologie und Literatur Universität Freiburg Schweiz, N. F., 2), S. 33-91.
• Wendelin Schmidt-Dengler: "wir werden heute nicht zum garten gehen" (Stefan George) : Garten als Thema in der Literatur der Jahrhundertwende. Worms am Rhein 1995.
• Wendelin Schmidt-Dengler: Eine kleine Literaturgeschichte des Gartens. In: Garten-Kunst. Bilder und Texte von Gärten und Parks. 284. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien o.J. [2002], S. 12-33.
• Claudia Schmitt, Christiane Solte-Gresser (Hg.): Literatur und Ökologie : neue literatur- und kulturwissenschaftliche Perspektiven. Bielefeld 2017.
• Gisela Steinlechner: Garten-Räume. Erkundungen einer kulturellen Topographie. In: Die Gartenkunst. 19. Jg. H. 2/2007, S. 245-251.
• Hans von Trotha: Im Garten der Romantik. Berlin 2016.
• Helga Volkmann: Unterwegs nach Eden. Von Gärtnern und Gärten in der Literatur. Göttingen 2000.

Association in the course directory

Teilnahmevoraussetzung im UF Deutsch Diplom:
1.Abschnitt
Zur Äquivalenzliste geht es hier: http://spl-germanistik.univie.ac.at/uploads/media/Aequivalenzliste_LA_UF_Deutsch.pdf

Last modified: We 15.12.2021 00:18