Universität Wien
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135812 SE MA seminar: Nostalgia (2022S)

Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

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Details

max. 20 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Wednesday 02.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 09.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 16.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 23.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 30.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 06.04. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 27.04. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 04.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 11.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 18.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 25.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 01.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Thursday 02.06. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 08.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 15.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 22.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 29.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Aims, contents and method of the course

Auf signifikante Weise steht das Phänomen der Nostalgie zwischen Formen des Fremdseins, der Heimatlosigkeit, des inneren und äußeren Exils und dem kulturell so produktiven Feld der Melancholie in all ihren auch literarischen und ästhetischen Dimensionen. Wie diese ist sie ein Mischgefühl zwischen Leid und Lust und als "Sehn-Sucht" ein Verlangen, das zugleich etwas sucht und eine Sucht ist. Anders aber als das bloße Heimweh ist Nostalgie nicht wirklich zielgerichtet, objektbezogen, d.h. sie hat kein konkretes "Heim", in das sie zurück will. Die Nostalgie lebt geradezu aus ihrer Nicht-Erfüllung und ist damit den generellen Kriterien des Ästhetischen viel näher als das Heimweh oder das existenzielle Geworfen-Sein des Menschen.
Nostalgie ist ein Phantomschmerz der Seele, für den es keine Heilung gibt: Denn das Schlimmste, was dem Nostalgiker passieren kann, ist die Rückkehr in den ersehnten Zustand, in das Land oder zum Menschen der Sehnsucht. Lebt doch das Reich der Nostalgie davon, letztlich unbetretbar zu sein. Würden wir es in Besitz nehmen, wäre es doch im selben Augenblick für immer verloren, denn sein eigentliches Lebenselixier ist eben die Unstillbarkeit einer Sehnsucht, die sich als self fulfilling prophecy permanent neu erfindet.
Der Nostalgiker ist nicht heimatlos, er hat eher ein Zuviel an Heimat, in die er nie repatriiert werden kann, weil es sie so, wie er sie imaginiert, schlichtweg nicht gibt, genauer: vielleicht nie gegeben hat. Wenn heute der Zug der Zeit ins Nostalgie-Reich unterwegs ist, dann folgt er damit einem Fahrplan, der als Palimpsest immer schon unter den utopischen, futurologischen, optimalen Projektionen verborgen lag.
Die politischen Nostalgien verbinden sich gerne mit Verlustzonen, die über ein großes Potential an Verzauberung verfügen, weil sie zu ihrer jeweiligen aktuellen Auftreten schon mit Sehnsüchten aufgefüllt waren: so etwa imperiale Phantomschmerzen, die nach dem Zusammenbruch eines Reiches endlos fortwirken, aber auch schon während dessen Spätzeit in Untergangsphantasien und Verlust-Lust gerade auch literarisch erblüht war (Habsburgmonarchie, Wien um 1900, Russisches Reich, Britisches Empire, französisches Empire, Sowjetunion etc.)
Paradigmatisch für Nostalgie-Diskurse sind nicht nur Kindheitserinnerungen (Vladimir Nabokov, "Speak Memory") oder die Untergangsästhetik von Josef Roth ("Radetzkymarsch") bzw. Heimito v. Doderer ("Strudlhofstiege" u.a.), dazu gehören auch Werke von Stefan Zweig ("Die Welt von Gestern") oder die der russischen Emigration nach 1917 (Ivan Bunin, Vladimir Nabokov, Gaito Gasdanow u.a.) bis hin zu Filmen wie Andrej Tarkovskijs "Nostalghia" oder "Grand Budapest Hotel", "Cinema Paradiso" oder "Once Upon a Time in Hollywood".
Methodische Schwerpunkte des Seminars:
• Psychoanalyse der Trennung (Freud)
• Gedächtnisforschung und kollektive Phantasmen
• Kulturtheorie der Sehnsuchts-Chronotope
• Emigrationsforschung
• Erfundene Geschichte und Politik des Revisionismus (imaginäre Imperien)
• Dekonstruktion und Diskurstheorie: Sprachen der Sehnsucht

Assessment and permitted materials

Die Teilleistungen bestehen aus: Regelmäßige Teilnahme am Seminar und an den Diskussionen (20 Pkt), Präsentation des eigenen Themas mündlich und mit Handout (20 Pkt) und selbstständige Anfertigung einer schriftlichen Seminararbeit (60 Pkt)

Minimum requirements and assessment criteria

Vgl. Punkte für Teilleistungen:
• Ein Fernbleiben vom Seminar sollte nicht mehr als 2x und auch da mit einer stichhaltigen Begründung erfolgen
• Das Handout soll mindestens eine Woche vor dem Referatstermin dem Seminarleiter und den Teilnehmer*innen zugänglich gemacht werden (Umfang 4-6 Seiten)
• Je nach Teilnehmerzahl sollte der Seminarvortrag mindestens 30‘ dauern und wenn möglich mit Power Point und/oder anderen Unterlagen begleitet werden
• Die schriftiche Arbeit sollte um 25 S. umfassen und nach vereinbarten Regeln eines stylesheet und den formalen Anforderungen einer wiss. Arbeit verfasst werden.
• Es besteht die Möglichkeit, die vom Seminarleiter erfolgten Korrekturen in eine endgültige Fassung der Seminararbeit zu integrieren.

Examination topics

Da es sich beim Seminar um eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung handelt, gibt es keine abschließende Prüfung, sondern die genannten Teilleistungen.

Reading list

Tagungsband "Nostalgie. Ein kulturelles und literarisches Sehnsuchtsmodell", Hg. A. Hansen-Löve, B. Obermayr, A. Burghardt, "Wiener Slawistischer Almanach" 82 (2018), 570 S.
Nicolosi, Riccardo, "Nostalgia psychopathologica. Karl Jaspers 'Heimweh und Verbrechen' (1909) und das psychiatrische Erzählen krimineller Nostalgie", ebd., S. 203-218.
Hansen-Löve, Aage, "Nostalgie im Zwiespalt von Melancholie und Depression. Russisches BIedermeier", ebd., S. 75-118.
Schahadat, Schamma, "Exil und Nostalgie", ebd., S. 325-348.
Lachmann, Renate, "Jugonostalgie eine postsozialistische Passion?", ebd., 445-466.
Tobias Becker/Sabine Stach (Hrsg.):"Zeithistorische Forschungen"18 (2021), Heft 1:"Nostalgie"

Anspach, C.K. 1934. "Medical Dissertation on Nostalgia by Johannes Hofer, 1688", Bulletin of the Institute of the History of Medicine 2/6 (1934), 376-391
Boym, S. 2001. "The Future of Nostalgia", New York.
Butler, Judith. 2013. "Afterword: after loss, what then?", in: D.L. Eng/D. Kazanjian (Hg.), "Loss: The Politics of Mourning", Berkeley, CA: University of California Press, 467-470.
Bunke, S. 2009. "Heimweh. Studien zur Kultur- und Literaturgeschichte einer tödlichen Krankheit", Freiburg i.Br.
Davis, F. 1979. "Yearning for Yesterday. A Sociology of Nostalgia", London.
Földenyi, Laszol 1988. "Melancholie", Berlin.
Freud, Sigmund. "Trauer und Melancholie", in: GW, Bd. X, 427-446.
Hofer, J. 1688. "Dissertatio medica de Nostalgia, oder Heimwehe", Basel.
Jaspers, K. 1996 [1909]. "Heimweh und Verbrechen", München
Klibansky, Raymond / Panofsky, Erwin / Saxl, Fritz 1990. Saturn und Melancholie, Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst, Frankfurt/M.
Lachmann, Renate 1990. Gedächtnis und Literatur. Frankfurt/M.
Lowenthal, Dawid. 1989. Nostalgia tells it like it wasn’t, in: M. Chase/C.Shaw (Hg.), The Imagined Past: History and Nostalgia, Manchester: Manchester University Press, 18-32.
Rettig, Daniel 2013."Die guten alten Zeiten: Warum Nostalgie uns glücklich macht", München.
Starobinski, Jean 1966. "The Idea of Nostalgia", Diogenes 54 (1966), 81-103.
Wilson, J.L. 2005. "Nostalgia. Sanctuary of Meaning", Lewisburg.

Association in the course directory

MA M1

Last modified: Th 04.07.2024 00:13