140102 PS Literatur und Geschichte (2006W)

Das Verhältnis zu Geschichte spielte in der modernen afrikanischen Literatur vor allem in ihren Anfängen eine wesentliche Rolle. Romane aus der frühen Zeit der Unabhängigkeit und davor wurden von den Autoren und Autorinnen häufig explizit als Gegenstrategie zur kolonialen Geschichtsschreibung verstanden. Auch in Bezug auf jüngere Konflikte verlagern sich Aufarbeitung und Gedächtnisarbeit häufig in den Bereich der Literatur. So bezeichnet die simbabwische Verlegerin Irene Staunton die Schriftstellerinnen und Schriftsteller des Landes als dessen eigentliche "truth commission". Ebenso bildet in Kritik und Rezeption afrikanischer Literatur die Auffassung von Literatur als "Gegengeschichte" bzw. subversiver Praxis zu hegemonialen Geschichtsschreibungen ein zentrales Deutungsmuster.
Im Proseminar wird die Interaktion von Literatur und Geschichte anhand von Kolonialismus und seiner literarischen Repräsentation beleuchtet. Dafür werden sowohl Texte afrikanischer AutorInnen, als auch Beispiele europäischer Kolonialliteratur herangezogen. Das Verhältnis Geschichte-Gegengeschichte soll dabei durch den Einbezug weiterer Kategorien wie Geschlecht und soziale Herkunft weitere Differenzierung erfahren.