170078 UE Contemporary theatre for a young audience (2007S)

Ziel der Übung soll es sein, theoretisch wie praktische Zugänge zum aktuellen Problemfeld Theater für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Nachdem sich die Konstruktion einer normativen Theorie des Theaters für Kinder und Jugendliche als genauso undurchführbar erweist wie für das zeitgenössische Theater im Allgemeinen, kann diese UE nur sinnhaft werden in starkem Verbund zur Praxis, im speziellen Fall mit der künstlerischen Leitung, der Dramaturgie des Theaters der Jugend. Jenes Spannungsfeld, das Besondere des Publikums zu analysieren ohne gleichzeitig dessen Pathologisierung zu betreiben, stellt seit jeher eine große Gefahr für die Ansprüche des Theaters für Kinder und Jugendliche dar und ließ so manches theoretische Konzept scheitern. Insofern bietet sich in der Vorgangsweise an, konkret am Beispiel einzelner Inszenierungen, die auf dem Spielplan des Theaters stehen, die Kriterien für ein sinnvolles Theater für Kinder und Jugendliche herauszuarbeiten. Gemeint ist damit ein Theater, das sich an den Emotions- und Erfahrungshaushalt seines Zielpublikums annähert ohne dabei der willfährigen Spekulation mit (vermeintlichen) Erwartungshaltung en zu verfallen. Mit den Realisierungskonzepten von Theatertexten sollen Theorien zu Funktion und Stellenwert von Theater und Kunst im allgemeinen verknüpft werden. Besonderes Augenmerk gilt dabei den psychoanalytischen Poetologien, die es auf die mimetischen Verfahrensweisen des Mediums Theater anzuwenden gilt. Als Beispiel könnte Bruno Bettelheims Studie über das Märchen genannt werden, ebenso eine Re-Lekture der nicht unumstrittenen Arbeiten Jean Piagets zur Entwicklung kindlicher Psyche. Gleichsam sollte die Lehrveranstaltung Raum bieten, neue Tendenzen in der Vermittlung von Kultur an Kinder und Jugendliche zu diskutieren. Als Beispiel hierfür könnte Donata Elschenbroichs Weltwissen des Siebenjährigen genannt werden, ein Buch, das das Problemfeld Bildungsbegriff anspricht und durch die durchwegs streitbaren Arbeiten des Medienanalytikers Neil Postman erweitert werden sollen. Einen besonderen Schwerpunkt der Analyse sollte weiters der Theaterpädagogik und deren produktionsbezogenen Initiativen zukommen. Anhand des theaterpädagogisc hen Angebotes im Theater der Jugend sollen Fragen nach Sinn, Zweck und Herausforderungen an die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nachgegangen werden. Die Fragestellungen richten sich schwerpunktmäßig nach einer didaktisch wertvollen und ebenso spielerischen Ergänzung in der Konfrontation des Zielpublikums mit Theater und in weiterer Folge mit Kunst. Ein Exkurs über die Arbeiten mit Kindern von Jakob Levy Moreno soll die Grundlage zu diesem Themenschwerpunkt bieten.