170507 UE Traces of Critical Theory in film (2023S)

Die Ideen und Analysen der Kritischen Theorie sind in film- und medienwissenschaftlichen Diskursen längst etabliert. Die Kritik der Kulturindustrie durch Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, die Theorie des Films von Siegfried Kracauer sowie die film- und medientheoretischen Reflexionen Walter Benjamins gelten als fundamentale Grundlagen der kritischen Filmwissenschaft. In der Lehrveranstaltung sollen jedoch nicht die film- und medienwissenschaftlichen Texte der Kritischen Theorie im Vordergrund stehen, sondern vielmehr jene Filme und Filmemacher*innen, die Aspekte der Kritischen Theorie in ihre Arbeiten mitaufgenommen und filmisch umgesetzt haben. Dies trifft beispielsweise die Filme von Wim Wenders, Alexander Kluge, Jean-Luc Godard, Harun Farocki, Ingemo Engström und Chris Maker. Die Bezüge auf Theoreme der Kritischen Theorie sind dabei mal expliziter wie bei Kluge, mal impliziter wie bei Godard. Neben Filmen bei denen ein nachweisbarer Einfluss der Kritischen Theorie offensichtlich ist, werden in der Lehrveranstaltung Filme behandelt, die zwar keinen direkten Bezug aufweisen, jedoch in einen produktiven Dialog mit deren Thesen gebracht werden können, wie bspw. der japanische Anime-Klassiker Prinzessin Mononoke von Hayao Miyazaki der auf fantastische Art und Weise die Kritik der Naturbeherrschung und der instrumentellen Vernunft exemplifiziert sowie der spielerische Dokumentarfilm Donna Haraway: Story Telling for Earthly Survival von Fabrizio Terranova der mit Benjamins Theorie des Erzählens korrespondiert. Heide Schlüpmann zufolge war der Anfang der Filmwissenschaft ein Exodus aus der Philosophie ins Kino hinein. In dieser Lehrveranstaltung möchte ich die entgegengesetzte Bewegung, also die Übersetzung bzw. Anverwandlung einiger Positionen der Kritischen Theorie in den Film hinein, untersuchen.