Universität Wien
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170713 UE No such thing as Nature. On necessary positions in choreography and performance (2025S)

Continuous assessment of course work
We 05.03. 16:45-20:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde

Details

max. 30 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

In der ersten Sitzung werden wir uns und das Thema vorstellen, eine Check-In Runde mit den Studierenden machen und die Inhalte und der Lektüren der einzelnen Sitzungen mit möglichen Referatsthemen genauer skizzieren. Wenn möglich soll sich auch schon eine Referatsgruppe oder einzelne Person für die zweite Sitzung am 19. März bilden.

In der zweiten Sitzung werden die weiteren Referatsthemen, Gruppen und entsprechenden Termine vereinbart, sowie auch in laufender Folge mögliche Exkursionen zu Stücken und / oder Studio- oder Probenbesuche mit Künstler*innen.

  • Wednesday 19.03. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
  • Wednesday 02.04. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
  • Wednesday 21.05. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
  • Wednesday 04.06. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
  • Wednesday 18.06. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
  • Wednesday 25.06. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde

Information

Aims, contents and method of the course

Inhalt und Ziel der Übung ist es, die Aufmerksamkeit auf ein mittlerweile etabliertes künstlerisches Feld zu lenken, das sich engagiert und klug buchstäblich brennenden Fragen zur Klimakatastrophe widmet und künstlerische und somatische Vorschläge für die Zukunft macht. Wir wollen erproben, uns in vielfach immer noch neuem Terrain zu artikulieren und dabei Zusammenhänge – genauso wie „Unübersetzbarkeiten“ – zwischen theoretischen Zugängen, gesellschaftlichen Diskursen und künstlerischen Arbeiten und ihren Bedingtheiten entdecken und formulieren.

Wie sprechen und reflektieren wir über künstlerische (auch non-verbale, somatisch orientierte) Arbeiten, die nicht zuletzt durch eine veränderte Positionierung „des Menschen“ in der Welt die Handlungsvermögen von künstlerisch Agierenden (Performer*innen, Tieren, Pflanzen, Medien) wie auch der Rezipient*innen neu konfigurieren und aushandeln?
Dies ist umso dringlicher, als durch die Konjunktur von kapitalistischen Technologien („Geo-Engineering“) ein Agieren gegen den Klimawandel und „für eine bessere Welt“ mitunter umstandslos in Werbespots aufgehen soll („Greenwashing“). Aber vor allem angesichts der aktuell massiven politischen Verschiebung Richtung Leugnung des sogenannten „menschengemachten Klimawandels“ und deren Konsequenzen hinsichtlich Demokratie und sozialer Gerechtigkeit.

Die Übung wird sich dem Spannungsfeld zwischen sich verändernden künstlerischen Produktionsbedingungen und -ethiken – etwa der aktuellen Forderung nach „klimafreundlichen“ Produktionsweisen – und der Frage nach der Autonomie der Künste bzw. Künstler*innen stellen. Es gilt, analytisches und künstlerisches Rüstzeug für bevorstehende Auseinandersetzungen zu entwickeln, welches das Potential der Kunst vor der Verpflichtung zur Konformität zu schützen in der Lage ist.

Als ein Lektüre-Leitfaden (und als ebensolches „Rüstzeug“) soll Anna Lowenhaupt Tsings „Der Pilz am Ende der Welt. Über das Leben in den Ruinen des Kapitalismus“ (2015) fungieren. Die Anthropologin Tsing entfaltet ein Panorama unterschiedlichster Geschichten, Wissensformen und Praxen, welches kapitalistisches Wirtschaften wie auch seine Randzonen verständlich macht, und stellt das Agieren von Sammlerinnen, Wissenschafterinnen und nicht-menschlichen Akteurinnen vor. Für uns von besonderem Interesse ist Tsings Situierung von Wahrnehmen (Ästhetik) im Feld divergenter Ökonomien, wie auch Begriffe wie Assemblage und Gefüge, die als Organisationsformen und Dramaturgien nicht zuletzt auch künstlerische Praxen informieren (und umgekehrt).

Diese und weitere Lektüren informieren die Beschäftigung mit ausgewählten Arbeiten, um ihr besonderes Potential zu verstehen und zu artikulieren. Das gemeinsame Lesen und Diskutieren von Texten und performativen Arbeiten wird initiiert und kontextualisiert durch Einzel- und bevorzugt Gruppenreferate.

Und abschließend: Welche Anforderungen werden an Absolvent*innen der TFM gestellt (werden), welche Zusammenhänge werden das Arbeiten zukünftiger Kurator*innen, Dramaturg*innen, Journalist*innen, Produktionsleiter*innen, Festival- und Theatermitarbeiter*innen ebenso wie Direktor*innen beschäftigen? Noch wird im Rahmen von öffentlich geförderten Projekten – von lokalen und nationalstaatlichen Kulturpolitiken bis zu EU-Projekten an einer „Green Transformation in Performing Arts“ gearbeitet. Welche Wege also wurden im Umgang mit den dringendsten Fragen von Ökologie und Klimakrise bereits beschritten – erfolgreich und erfolglos? Welche können wir finden, in dem wir erst eine Sprache entwickeln und weder Widersprüche noch Komplexität ignorieren noch uns - wie „Doomer Dudes“ - selbstmitleidigen Pessimismus erlauben? Und wie begegnen wir dem sich re-organisierenden Spannungsfeld zwischen künstlerischer Autonomie und ökologisch/politischer/ethischer Verpflichtung zur „Green Transformation“ in der Kunstproduktion.

Assessment and permitted materials

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Hinweis der Studienprogrammleitung: Wir möchten faire Bedingungen für alle Studierenden sicherstellen. Im Zuge der Beurteilung kann eine Plagiatssoftware (Turnitin in Moodle) zur Anwendung kommen. Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) für die Produktion von Texten ist nur dann gestattet, wenn dies ausdrücklich eingefordert wird. Alle Informationen zu Ihren Rechten und Pflichten finden Sie in der Satzung, https://satzung.univie.ac.at/studienrecht/.

Positive Absolvierung der Lehrveranstaltung, Teilnahme an Gruppenarbeit, Präsentation im Plenum, Verfertigen eines kurzen Texts über eine künstlerische Arbeit oder in der Lehrveranstaltung thematisierte kulturpolitische Fragestellung unter Einbeziehung begleitender Texte und der Diskussion und Reflexion im Kontext der Übung.

Minimum requirements and assessment criteria

Teilnahme an mindestens 5 der 7 Sitzungen; Beteiligung an der Diskussion in der Übung; Teilnahme an einer Arbeitsgruppe und Durchführung und Diskussion eines Referates in der Übung; Verfertigen eines Textes von 3000 - 5000 Zeichen.

Beurteilungsmaßstab der Teilleistungen:
Mitarbeit/Diskussion: 25%
Arbeitsgruppe/Referat: 50%
Text: 25%

Examination topics

Verständnis des künstlerischen Feldes im Kontext theoretischer und wissenschaftlicher Ansätze, Anschauen und Besprechen künstlerischer Arbeiten und begleitender Materialien, Verfassen eines kurzen Textes, der Einblick in eine künstlerische Arbeit oder eine kulturpolitische Fragestellung, ihren Kontext und die Entwicklung der eigenen Sprache diesen gegenüber gewährt und ein Bewusstsein über unterschiedliche Adressierungen (wissenschaftliche, kunstvermittelnde, kritische) zeigt.

Reading list

Künstlerische Arbeiten (Video oder wenn möglich Live Besuch nach Veröffentlichung der Wiener Spielpläne), u.a.:

Silke Huysmans & Hannes Dereere, "Pleasant Island" (2019, seither international on Tour)
Sabina Holzer, "which dances" (2019-2024 choreografische Assemblage inkl. Performance, Buch, Research-Formate, Wien u.a. Orte)
Angela Schubot & Jared Gradinger, "The Hut", Helsinki, 2022
Lisa Hinterreithner, "This is not a garden – vegetal encounters", Wien, 2022
Sergiu Matis, "Earth Works", Berlin, 2024
Claudia Bosse / theatercombinat, Performancereihe "Haunted Landscapes" (seit 2022 mit Recherchen und Aufführungen von Österreich bis Indonesien)

Literatur:
Karl Marx, Friedrich Engels, "Die Natur des Kapitals – Ökologie bei Marx", Reader, 13. Marxherbstschule Digital (2020)
Anna Lowenhaupt Tsing, "Der Pilz am Ende der Welt, Über das Leben in den Ruinen des Kapitalismus" (2015)
Donna Haraway, "Unruhig Bleiben" (dt. 2018), "Das Manifest für Gefährten. Wenn Spezies sich begegnen - Hunde, Menschen und signifikante Andersartigkeit" (2016), "Situiertes Wissen: Die Wissenschaftsfrage im Feminismus und das Privileg einer partialen Perspektive" (dt. 1995)
Anna Tsing, Heather Swanson, Elaine Gan, Nils Bubandt (Hg.), "Arts of Living on a Damaged Planet", (dt/en 2017)
Barbara Frischmuth, "Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen" (2021)
Robert Fleck, "Kunst und Ökologie" (2023)
Maggie Nelson, "On Freedom. Four Songs of Care and Constraint" (2021)
Malcom Ferdinand, "Decolonial Ecology. Thinking from the Caribbean World" (2022)
Isabelle Fremeaux und Jay Jordan, "We are nature defending itself" (2023)

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Last modified: Su 26.01.2025 18:05