Universität Wien

180104 PS Corporeality and philosophy of the incarnation (2015W)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Continuous assessment of course work

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Details

max. 45 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Wednesday 14.10. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Wednesday 21.10. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Wednesday 28.10. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Wednesday 04.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Wednesday 11.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Wednesday 18.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Wednesday 25.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Wednesday 02.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Wednesday 09.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Wednesday 16.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Wednesday 13.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Wednesday 20.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Wednesday 27.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock

Information

Aims, contents and method of the course

Leiblichkeit aufseiten der Phänomenologie und der sog. kontinentalen Tradition der Philosophie sowie Verkörperung/Embodiment aufseiten der analytisch-philosophischen Tradition und Kognitionswissenschaften bilden zentrale Begrifflichkeiten zeitgenössischen Denkens. Für Protagonisten wie Edmund Husserl, Maurice Merleau-Ponty oder Bernhard Waldenfels bildet der Leib das Grundphänomen schlechthin (vgl. Waldenfels 2000, 9), er ist die Bedingung der Möglichkeit von Erfahrung überhaupt. Daran schließt die Aussage von Fingerhut et al. zum analytischen Begriff der Verkörperung nahtlos an an: „Die Frage nach der Rolle, die unser Körper für das Denken, die Wahrnehmung, das Bewusstsein und unser gesamtes In-der-Welt-Sein spielt, betrifft viele Disziplinen.“ (Fingerhut, u.a. 2013)
So sehr sich jedoch die AutorInnen über die Wichtigkeit und den fundierenden Charakter von Körper und Leiblichkeit einig sind, so schwierig gestaltet es sich noch immer wieder, die verschiedenen Begrifflichkeiten und Theorien zueinander in Bezug zu setzen. In diesem Seminar sollen Kongruenzen und Divergenzen analysiert und eine entsprechend kritische Begriffsklärung unternommen werden.
Im ersten Teil des Seminars werden wesentliche Merkmale des phänomenologischen Leibbegriffs herausgearbeitet. Die Kennzeichnung des Leibes als „Nullpunkt der Orientierung“ (Hua IV, 158) wird im phänomenologischen Diskurs bis heute in unterschiedlichen Facetten diskutiert. Emmanuel Alloas, Stefan Kristensens sowie Dan Zahavis Interpretationen vor allem von Husserls und Merleau-Pontys Konzeptionen einer präreflexiven Leiblichkeit im Lichte der gegenwärtigen Debatten bieten einen wichtigen Ausgangspunkt. Mit Shaun Gallagher lässt sich die Brücke von der Phänomenologie der Leiblichkeit zu den Kognitionswissenschaften schlagen.
Im zweiten Teil des Seminars werden zentrale Begriffe und Thesen zu erläutern sein, die als „4-E-Ansatz“ der Philosophie der Verkörperung im gleichnamigen Sammelband zusammengefasst werden: Zu klären ist das Verhältnis von Verkörperung (embodiment) und der kognitiv relevanten Rolle der Umwelt bei „Einbettung“ (embedded cognition) und „ausgedehntem Geist“ (extended mind); ebenso wie die handlungs- und verhaltensorientierte Auffassung von verkörperter Interaktion im Enaktivismus (enactivism). Nicht nur relativ einfache kognitive Fähigkeiten wie Wahrnehmungen, sondern auch komplexere geistige Fähigkeiten wie die Ausbildung von Überzeugungen, Wünschen und Absichten – so die Annahmen – sollten sich als „intrinsisch verkörpert und wesentlich in eine Umwelt eingebettet“ erweisen. Dass dies auch die Überwindung eines Kognition/Emotion-Dualismus’ implizieren muss, wird anhand von Giovanna Colombettis The Feeling Body zu diskutieren sein.
Eine weitere wichtige Thematik, die sich aus der jüngsten Debatte ergibt und im dritten Teil des Seminars behandelt werden soll, betrifft das Verhältnis von menschlicher und nicht-menschlicher Leiblichkeit und Verkörperung. Es ist kein Zufall, dass Markus Wild, der für zentrale Beiträge zur Tierphilosophie des Geistes bekannt ist, einen Sammelband zur Philosophie der Verkörperung miteditiert hat. Außer Zweifel steht auch, dass sowohl die Phänomenologie der Leiblichkeit als auch die Philosophie der Verkörperung über die Betrachtung des menschlichen Geistes hinausreichende Folgen haben.

Assessment and permitted materials

Regelmäßige aktive Teilnahme, Abgabe von fünf kurzen Lektürereflexionen, ein Impulsreferat sowie das Verfassen einer Proseminararbeit.

Minimum requirements and assessment criteria

Dieses Seminar verfolgt das Ziel, zentrale Positionen der jüngsten Debatten zu Leiblichkeit und Embodiment zu thematisieren. Indem ein Verständnis von aktuellen Texten erarbeitet wird, kann auch gezeigt werden, wie philosophische Konzeptionen wertvolle interdisziplinäre Anwendungen erfahren und ihrerseits von empirischen Ergebnissen beeinflusst werden.
Die Texte stammen überwiegend von AutorInnen, die für die von Martin Huth und Peter Kaiser organisierte Tagung „Leibliche Tiere – verkörperter Geist“ (11. und 12. Dezember 2015, Institut für Philosophie der Universität Wien) als Keynote Speakers bereits zugesagt haben: Elisa Aaltola, Giovanna Colombetti, Joerg Fingerhut, Kristina Musholt und Markus Wild. Das bietet Studierenden die ausgezeichnete Gelegenheit, ihre im Seminar erworbenen Kenntnisse mit die Debatte prägenden PhilosophInnen direkt zu diskutieren.

Examination topics

In den ersten beiden SE-Einheiten wird zunächst ein Überblick über die zu behandelnden Themen gegeben werden. Dabei soll ein Problembewusstsein für Leiblichkeit und Verkörperung geschaffen werden. Ausgewählte Zitate (Handouts) sollen sowohl den Diskussionseinstieg ermöglichen als auch zur Orientierung für die Wahl der Referate (in der zweiten SE-Einheit) dienen. In den folgenden SE-Einheiten gibt es am Beginn eine kurze Zusammenfassung der LV-Leiter, um die Inhalte der jeweils letzten SE-Einheit für alle Anwesenden noch einmal zu vergegenwärtigen. Danach halten ein/zwei Studierende ein Referat zu einem Text (bzw. bestimmten Passagen, ca. 15 Minuten). Genaue Lektüre, Referate und Lektürereflexionen sollten die Grundlage für die anschließende Diskussion sein.

Reading list

Aaltola, E.: “Empathy, Intersubjectivity and Animal Philosophy.” In: Environmental Philosophy, 10/2, 2013, S. 75-96.
Alloa, E./Bedorf, T./Grüny, C./Klass, T.N. (Hg.): Leiblichkeit. Geschichte und Aktualität eines Konzepts, Tübingen, Mohr Siebeck, 2012.
Alloa, E./Depraz, N.: „Edmund Husserl – ‚Ein merkwürdig unvollkommen konstituiertes Ding’“, in: Alloa u.a. (Hg.) (2012), S. 7–22.
Colombetti, G.: The Feeling Body. Affective Science Meets the Enactive Mind, Cambridge, MA, MIT Press, 2014.
Fingerhut, J./Hufendiek, R./Wild, M. (Hg.): Philosophie der Verkörperung. Grundlagentexte zu einer aktuellen Debatte, Berlin, Suhrkamp, 2013.
Gallagher, S.: „Kognitionswissenschaften – Leiblichkeit und Embodiment“, in: Alloa u.a. (Hg.) (2012), S. 320–333.
Gallagher, S./Zahavi, D.: The Phenomenological Mind. An Introduction to Philosophy of Mind and Cognitive Science, London/New York, Routlegde, 2008.
Husserl, E.: Cartesianische Meditationen. Eine Einleitung in die Phänomenologie. Husserliana I, Den Haag, Springer, 1950.
Husserl, E.: Ideen zur einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Zweites Buch: Phänomenologische Untersuchungen zur Konstitution, Husserliana IV, Den Haag, Martinus Nijhoff, 1952.
Kristensen, S.: „Maurice Merleau-Ponty I – Körperschema und leibliche Subjektivität“, in: Alloa u.a. (Hg.) (2012), S. 23–36.
Merleau-Ponty, M.: Phänomenologie der Wahrnehmung, Berlin, de Gruyter, 1966.
Merleau-Ponty, M.: Das Sichtbare und das Unsichtbare, gefolgt von Arbeitsnotizen, München, Fink, 1952.
Musholt, K.: „Self-Consciousness and nonconceptual content“, in: Philosophical Studies 163 (3), S. 649–672.
Waldenfels, B.: Das leibliche Selbst. Frankfurt am Main, Suhrkamp, 2000.

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BA Philosophie M5.1, UF PP 57.3.2, UF PP 08

Last modified: Mo 07.09.2020 15:36