Universität Wien

180294 SE The Seals of Sophia (2007W)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Continuous assessment of course work

Blocktermine sind:

Fr 19.10.07 von 18 - 20h,:
Sa 20.10.07 von 10 - 13.45h
Fr 14.12.07 von 14 - 20h
Fr 25.1.08 von 14 - 20h
Sa 26.1.08 von 10 - 13.45h
alle Termine im HS 2G

Registration/Deregistration

Note: The time of your registration within the registration period has no effect on the allocation of places (no first come, first served).

Details

max. 45 participants
Language: German

Lecturers

Classes

Currently no class schedule is known.

Information

Aims, contents and method of the course

Zwischen Glauben und Wissen formiert sich für die Menschen der frühen
Neuzeit ein außerordentliches Spannungsfeld, das neue Antworten auf die
gesellschaftlichen Umbrüche verlangt. Hier nun hat die Philosophie ihren
großen Auftritt und Auftakt zur Aufklärung ¿ es werden die Denkweichen neu
gestellt und Fragen des Menschseins und des Selbstbewusstseins aufgeworfen,
die bis in die Gegenwart aktuell geblieben sind.
Das Seminar untersucht die
Wurzeln der Aufklärung anhand der Bedeutung der Philosophinnen und stellt
die Frage nach einer weiblichen Aufklärung.

Der 30jährige Krieg veränderte massiv die ethischen Standards: wurde die
Kriegsführung bis dato noch unter Einhaltung gewisser menschlicher Standards
praktiziert, fielen nun die Schranken endgültig. Diese moralische
Enthemmung, die sich anhand an Glaubensfragen entzündete und im Krieg ohne
Schranken gelebt wurde, rief eine starke Gegenreaktion auf Seiten der
Gebildeten hervor. An die Stelle der Autoritätshörigkeit trat nun ein neues
Selbstbewusstsein. Dies gilt ebenso für die Philosophinnen der frühen
Neuzeit: Sie reklamierten ihre Weltentwürfe und Nachdenklichkeiten in das
Feld des Wissens und der Wissenschaften mit Appellen, Briefen,
Autobiografien und Schriften. Mathematik, Forschung und
naturwissenschaftlicher Entdeckerinnengeist paaren sich mit
philosophisch-religiösen Fragen nach dem Sinn des Menschseins und seiner
Verantwortung gegenüber der Welt.

Assessment and permitted materials

Minimum requirements and assessment criteria

Durch Luthers Bestreben, die katholischen Frauenklöster aufzulösen kam es
innerhalb der Reformation zu Reaktionen. Frauen, aus ihrem umfriedeten
Bereich der katholischen Klöster gedrängt, suchen sich neue geistige
Tätigkeitsfelder.

Der Pietismus entfaltet sich nicht nur zu einer großen Erneuerungsbewegung
des Protestantismus, sondern gewann zunehmend auch als kulturelle, soziale
und politische Bewegung an Bedeutung. Aber nicht nur Denker und Erneuerer
waren in dieser Strömung aktiv, auch die Rolle der Frauen und die große
Anziehungskraft, die der Pietismus auf diese ausübte, werden im Seminar
herausgearbeitet. Die Reformimpulse wurden von den Frauen aufgegriffen und
weiterentwickelt. Sie waren federführend im Ausbilden einer neuen Kultur,
deren Zentrum die Lebenspraxis im ethischen Sinn wird. Der Pietismus
beeinflusst die gesamte Alltagspraxis und das Verhältnis der Geschlechter:
Frauen übernahmen Leitungsfunktionen, reflektierten ihr Leben und ihr
Eheleben, ihren Glauben. Ihr Anliegen bestand neben Gelehrsamkeit und
Frömmigkeit darin, eine nicht nur religiös orientierte Mädchen- und
Frauenbildung zu propagieren und diese argumentativ und praktisch Grund zu
legen. Untereinander waren die Frauen in ein Netzwerk eingebunden, dass eine
besondere Frauentradition erschuf, aber auch der Austausch mit gebildeten
Männern und Philosophen wurde genauso kultiviert wie der Kontakt mit dem
eigenen Geschlecht.

Im inhaltlichen Feld zeigt sich eine stark religiöse Dimension und
gleichermaßen formieren sich massive Freiheitsbestrebungen im Denken,
Angriffe werden mit Ironie geführt, der eigene weibliche und aufgeklärte
Weltentwurf gewinnen an Bedeutung. Wurde dieser Diskurs bereits in der
Renaissance begonnen in der Frage der Gleichwertigkeit der Geschlechter so
wird nun mit dem Wunsch nach geistiger Erneuerung sowohl im Glauben als auch
im Feld des Wissens eine praktische Umwertung für das eigene Geschlecht und
ein Handlungsvollzug für die Dimensionen des Menschseins angestrebt.

Daraus ergibt sich eine große Dynamik zwischen geistigem Konservatismus
innerhalb des Glaubens und den Bestrebung einer radikalen Neuerung durch die
Forderungen der Aufklärung. Der Beginn der Neuzeit zeigt sich in einem
großen Spannungsfeld wieder streitender Kräfte: zwischen religiösen
Neuerungsbewegungen wie Protestantismus und Pietismus, der Hexenverfolgung
als Eingrenzungs- und Abwertungssystem gegen der Autorität der Frauen und
dem Versuch, diesen unruhigen und grausamen Zeiten mit aufklärenden
Gedanken, Taten und Werken zu begegnen.

Philosophiegeschichtl

Examination topics

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§ 4/2/2, BA: M 13, PP § 57.6

Last modified: Mo 07.09.2020 15:36