190099 SE Education - Alterity - Cultur(alism) (2017W)

Menschen sind fortwährend in räumliche Umgebungen eingebunden, die Handlungsmöglichkeiten bestimmen und zentrale Voraussetzungen auch für Bildungs-, Erziehungs- und Lernprozesse bilden. Zugleich sind Räume über die Zeit stetigen Wandlungen unterworfen. Neben Wohn- und Arbeitsräumen, zu denen in der Wissensgesellschaft insbesondere Bildungsräume zählen, kommen in zunehmendem Maß virtuelle Räume hinzu. Sie alle prägen unsere Verhaltensweisen und tragen so zur Kulturalität des Menschen bei: Als „stille Miterzieher“ haben sie vielschichtige Implikationen auf individueller wie auch gesellschaftlicher Ebene. Dazu gehört beispielsweise, dass soziale Ungleichheit räumlich strukturiert ist; dass die Gestaltung von Klassenzimmern oder Bibliotheksräumen die Formen des Lernens beeinflussen; oder dass ICT-basierte social media neue Formen der Subjektivierung ermöglichen.

Das Seminar greift solche und andere Aspekte der Pädagogik des Raums auf und stellt den Menschen als handelndes Wesen im Medium von Raum und Zeit zur Diskussion. Die zentrale erziehungswissenschaftliche Analyseperspektive, von der aus im Seminar die Kulturalität des Menschen erfasst wird, ist die historische Anthropologie. Diese Perspektive ermöglicht es, den Raum als oftmals nicht mitbedachten Faktor in den Selbst-Welt-Relationierungen des Menschen in einem historisierenden Zugriff zu erfassen. Hierzu werden Theorien und Konzepte zur Pädagogik des Raums diskutiert, um darauf aufbauend problematisierende Forschungsperspektiven zu entwickeln.

Studierende, die das Seminar erfolgreich besucht haben, kennen die vielschichtige Bedeutung der Pädagogik des Raums, sind mit aktuellen Konzepten der historischen Anthropologie aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive vertraut und können die soziale sowie pädagogische Dimension von Raum einordnen.