200213 SE Identity and Belonging (2024W)

Herkömmliche hegemoniale Forschungsparadigmen werten vielfach das Wissen von Menschen marginalisierter Communities ab und drängen sie als "Wissende zweiter Klasse" an den Rand. Diese epistemische Gewalt ist ein Resultat intersektionaler Unterdrückungssysteme (Kolonialismus, Patriachat, Kapitalismus), und führte zur Unterdrückung bzw. Auslöschung "alternativer" Wissensformen.
Partizipative Forschung ist ein Versuch, epistemische Gerechtigkeit wiederherzustellen, indem die gelebten Erfahrungen und vielfältigen Perspektiven marginalisierter Communities wertschätzt, und diese als Co-Forschende oder Community Forscher*innen aktiv in den Forschungsprozess einbezogen werden. Ziel ist es, der "westlichen Wissensmonokultur" (Santos 2018) eine Pluriversum, d.h. eine Pluriversität des Wissens entgegenzusetzen, indem die Stimmen derjenigen, die zuvor zum Schweigen gebracht wurden, ins Zentrum gerückt und somit unterdrückte, aber dennoch widerstandsfähige Formen des Wissens, Zusammenlebens, Fühlens und Seins zugänglich gemacht werden. Das Ziel partizipativer Forschungsansätze geht über die akademische Wissensproduktion hinaus und strebt sowohl strukturelle Veränderung als auch ein Empowerment der Co-Forscher*innen an. Im Seminar werden ethische Grundlagen, Merkmale, Potentiale, Herausforderungen, sowie mögliche Methoden partizipativer Forschungsansätze diskutiert, die eigene Rolle als Forscher*in reflektiert sowie Einblick in den Forschungsalltag verschiedener partizipativer Projekte gegeben.