Universität Wien
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230087 VO Sociology of Game (2019S)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie

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Details

Language: German

Examination dates

Lecturers

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  • Wednesday 06.03. 13:15 - 14:45 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
  • Wednesday 13.03. 13:15 - 14:45 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
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  • Wednesday 27.03. 13:15 - 14:45 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
  • Wednesday 03.04. 13:15 - 14:45 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
  • Wednesday 10.04. 13:15 - 14:45 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
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  • Wednesday 12.06. 13:15 - 14:45 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
  • Wednesday 19.06. 13:15 - 14:45 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4

Information

Aims, contents and method of the course

Dass das Spiel ein besondere Kategorie in Sozialwissenschaften sein kann, ist nicht erst in der Spieltheorie von Oskar Morgenstern ökonomisch interpretiert worden, sondern weit vorher war das Spiel als Gesellschaftsparadigma geläufig. Den ersten Hinweis, dass sich im Spiel eine besondere soziokulturelle Besonderheit verbirgt, gab Jan Huizinga in seinem berühmten Werk "Homo ludens". Darin wird erstmals der spielerische Umgang mit Struktur und Form in der Renaissance dargestellt, also der bislang verbindliche Formenkanon in der Architerktur wie auch die gesellschaftlichen Konventionen stellten keine Orientierung mehr dar. Erst Freiherr von Knigge hatte im Sinne von Aufklärung und humaner Gleichheit das "Gesellschaftsspiel" korrekten Verhaltens wieder ins Leben gerufen. Er konnte daher im "Umgang mit den feinen Leuten" eine verbindliche Verhaltenskodifizierung entwerfen. Es wurde zur Grundlage "bürgerlicher Gesellschaft" im 18. Jahrhundert.
Die Soziologie hatte unter dem Einfluss der Psychologie gesellschaftliche Prozesse, deren Bedeutung für die Interaktionen bereits in den 20er Jahren thematisiert und dieses Vorgehen, das sich strikt an die sozialpsychologische Vorgabe zu halten suchte, als Rollentheorie ins Fach integriert. Spätestens seit Erving Goffman ist die Metaphorik des Spiels als wesentlicher Gegenstand soziologischer Analyse geläufig geworden. "Wir alle spielen Theater" war wohl der Höhepunkt in der Annahme, dass nahezu grundsätzlich soziale Interaktionen nach Regeln der Präsentation, gemäß einem Wunsch nach Geltung, der Kommunikation und der Schaffung virtueller sozialer Räume erfolgen. In der Folge war dann auch auf Grundlage der Einsichten von Erving Goffman und Neil Postman der Entwurf bearbeitet worden, dass eine "Gesellschaft" unter dem Einfluss der Massenmedien eine zusätzliche Theatralisierung erfuhr. Es scheint sich die soziale Wirklichkeit nahez aufzulösen, die Akteure sozialer Sitationen erliegen der technischen Verführung ihrer elektronischen Geräte. Im ersten Augenschein kann man sagen, dass Menschen heute nicht mehr handeln - so wir noch die Handlungstheorie von Max Weber in Erinnerung haben - sondern sie "fingern". Die Präsenz der Kommunikationsmedien im Alltag lässt die bisherigen Interaktionen als historisches Relikt erscheinen, ja an Stelle der Dialoge traten die fast schon "autistisch" anmutenden ausschließlichen Zuwendungen zu den elektronischen Geräten, selbst wenn ein sozialer Kontext gegeben ist.
In der Lehrverantaltung wird die Dominanz der Informationstechnologie, deren Wirkung der Singularisierung zum Ausgangspunkt der Darstellung. Es wird zum Gegenstand der Überlegungen gehören, dass es zwar zu interkontinentalen Netzwerkverbindungen gekommen ist, doch nie wird dabei auch erwähnt, dass eine zunehmende individuelle "Entbindung" gegenüber der Gesellschaft zu bemerken ist. In weiterer Folge wird zu zeigen sein, dass ausgerechnet eine "postindustrielle" Gesellschaft nach Daniel Bell die Freizeit vornehmlich spielend und spielerisch verbringt und zugleich dringen deren Kriterien in die Arbeitwelt ein. Nun besitzt das Spiel, auch wenn es sich um ein Gesellschaftsspiel handelt, eine Selbstreferenz, es schöpft seinen Sinn nur vordergründig aus einem Angebot der Ablenkung und Entspannung, sondern allzu oft bewahrheitet sich das Sprichwort, dass aus dem Spiel ernst werden kann, was Friedrich Dürrenmatt immer wieder thematisiert hatte - etwa in "Richter und sein Henker" oder im "Monstervortrag über Recht und Gerechtigkeit".
Freilich in der gegenwärtigen Phase "spielender" Gesellschaft können die sozialen Situationen umgehend "umschlagen" und in einen Prozess gegen den Menschen hineinlaufen, der generell im Rollenspiel von Kläger, Beklagtem und Richter beginnt. Darin ist ein gesellschaftliches Paradigma zu sehen, das sich im Sinne der Analysen von Hans Blumenberg einstellt.
Das Ziel der LV wird sein, dass das Spiel als gesellschaftliches Kriterium dem Kriterium der Arbeit ebenbürtig gegenübertritt.

Assessment and permitted materials

Mündliches Prüfungsgespräch - keine Hilfsmittel

Minimum requirements and assessment criteria

Mündliche Prüfung über die angegebene Literatur.
Prüfungsdauer pro KandidatIn circa 15 Minuten.

Examination topics

Reading list

Jan Huizinga, Homo ludens, reinbek 1958,

Peter l. Berger, Thomas Luckmann, Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Eine Theorie der Wissenssoziologie, Frankfurt 1998

Helmut Kohlenberger, Prozess und Spiel, Wien 2013

Peter Burke, Helden, Schurken und Narren, Stuttgart 1981

Erving Goffman, Wir alle spielen Theater, Die Selbstdarstellung im Alltag, Stuttgart 1991

Eugen Fink, Spiel als Weltsymbol,

Reinhold Knoll, DKT, (in: Innovation und internationales Rechtssystem, Festschrift für W. Zankl, Wien 2009) Verfügbar in der Lehrplattform

Elisabet Holzleithner, Gericht über den Ausnahmezustand. Das Schauspiel ´Terror - Ihr Urteil` an der Schnittstelle von Recht, Literatur und Populärkultur; in: SWS Rundschau, Heft 4/ 2018

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Last modified: We 15.12.2021 00:23