Universität Wien
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240042 SE Focus on gender bias in Wikipedia (2020S)

mit Fokus auf den Gender Bias in der Wikipedia

Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

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Details

Language: German

Lecturers

Classes

jeweils Dienstag / 14.00-15.30 Uhr, ab 10.03.2020
Sensengasse 3a, Hörsaal 1 (1. Stock)

Die letzten beiden Einheiten (23.6. & 30.6.) finden ev. geblockt im PC-Seminarraum 3, Oskar-Morgenstern-Platz 1 (1. UG) am 23.6. von ca. 14–17 Uhr statt.


Information

Aims, contents and method of the course

Seit ihrer Erstellung 2001 hat die Online-Enzyklopädie Wikipedia einen wahren Siegeszug hingelegt. Durch ihre enorme Reichweite – sie liegt auf Platz sechs aller weltweit aufgerufenen Webseiten – ist ihr ein erheblicher Einfluss auf breite Bevölkerungsschichten zuteil geworden. In den (Geistes-)Wissenschaften scheint das Symbol für eine offene, kollaborative Netzkultur jedoch noch kaum angekommen zu sein. „Beziehen Sie sich bloß nicht auf Wikipedia!“ wird vielen Studierenden bereits in den ersten Semestern eingeschärft. Dabei handelt es sich um einen gut gemeinten Ratschlag, der im sogen. digitalen Zeitalter, das auch vor den Geisteswissenschaften nicht Halt macht (Digital Humanities), jedoch etwas unzeitgemäß anmutet und darüber hinaus einen kritischen Umgang mit der beliebtesten Referenzseite der Welt erschwert. Einen ersten Schritt, um Wikipedia ‚studieren‘ zu können, stellt ihre Enttabuisierung im Wissenschaftsbetrieb dar; die Überwindung des pauschalisierenden Urteils „Wikipedia ist ‚schlecht‘ und unwissenschaftlich“ zugunsten eines differenzierteren Zugangs, der sich mit der Frage „Was genau ist ‚schlecht‘ oder unwissenschaftlich an der Wikipedia und was nicht?“ beschäftigt. Ein Aspekt, der in diesem Seminar von besonderem Interesse sein wird, ist der Gender Bias in der Wikipedia, auch als '#WikiGap' oder 'Women in Red' bekannt. Der Name des gleichnamigen Projekts rührt von den roten Hyperlinks in bestehenden Wikipedia-Einträgen her, die anzeigen, dass noch kein Artikel zum jeweiligen Begriff – überdurchschnittlich oft handelt es sich dabei um Namen von Frauen* – existiert. Es stellt sich die Frage, warum es so viele ‚Frauen in Rot‘ gibt. Wie beim Gender Bias im Verlagswesen, in der Literaturkritik oder in der Filmbranche gibt es eine Korrelation zwischen dem Geschlecht der Personen, die editieren, und dem Geschlecht der Personen, über die Einträge angelegt werden. Die erstmals im April 2011 durchgeführte Wikipedia-Umfrage der Wikimedia Foundation ergab, dass nur 9 Prozent der Wikipedia-Redakteur*innen Frauen* sind. Dieses Ungleichgewicht macht sich auch in den Inhalten bzw. deren Qualität bemerkbar: Biographien zahlreicher Frauen* fehlen, sind ausbaufähig, inhaltlich unausgewogen oder bspw. nicht auf Deutsch verfügbar. Es ist anzunehmen, dass diese Schieflage auch auf LSBTTIQ-Personen zutrifft und sich für Personen, die bspw. aufgrund von Gender und sexueller Orientierung oder aufgrund von Gender und race/Ethnizität usw. Diskriminierungen ausgesetzt sind, sogar noch verschärft. Um dem WikiGap etwas entgegenzusetzen, werden ‚Frauen in Rot’ (oder solche, die noch nicht einmal rot, d.h. noch gar nicht erfasst, sind), Werke von ihnen (je nach Herkunftsdisziplin können das Bücher, Filme, Projekte, Sammlungen, Initiativen, usw. sein) oder auch ‚rote‘ genderspezifische Themen recherchiert, relevante Quellen kritisch geprüft und schließlich wissenschaftlich fundierte Wikipedia-Einträge angelegt.
Neben dem Einblick in die Wikipedistik bzw. Wikipedia Studies, insbes. von kulturwissenschaftlicher Seite, soll ein Bewusstsein für den bestehenden Gender Bias in der Wikipedia sowie für die Gründe und Konsequenzen dieses Ungleichgewichts geschaffen werden. Dadurch, dass wir uns nicht nur theoretisch mit der Materie beschäftigen, sondern selbst als Redakteur*innen aktiv werden, arbeiten wir dem WikiGap entgegen und schärfen dabei gleichsam das Bewusstsein dafür, was einen guten Wikipedia-Artikel und letztlich auch korrektes wissenschaftliches Arbeiten ausmacht.

Assessment and permitted materials

Die ersten Einheiten sind der Vorstellung des Proseminars und der theoretischen Rahmung gewidmet. Im Plenum bzw. in Moodle-Diskussionsforen werden Texte über geisteswissenschaftliche Zugänge zur Wikipedia bzw. die im Entstehen begriffenen Forschungsfelder der Wikipedistik (vgl. Wozniak 2015) oder Wikipedia Studies (vgl. Börner/Kopf 2018) besprochen, um alsdann ein Bewusstsein für den bestehenden WikiGap zu schaffen und das Projekt der ‚Frauen in Rot’, das sich mit der Bekämpfung dieses bestehenden Gender Bias in der Wikipedia beschäftigt, näher kennenzulernen. Im zweiten Teil der Lehrveranstaltung steht die Auseinandersetzung mit den wichtigsten Wikipedia-Richtlinien (z.B. Wie schreibe ich gute Artikel? Welche Belege sind zu erbringen? Wann erfüllt ein Eintrag die von Wikipedia vorgegebenen Relevanzkriterien? usw.) und mit den technischen Voraussetzungen (z.B. Kreieren eines Accounts, Basics der Textbearbeitung, Unterschied Benutzer- und Artikelnamensraum usw.) im Fokus, die eine wichtige Grundlage für den dritten, praktischer angelegten Abschnitt der Lehrveranstaltung – die eigentliche Recherche über ‚Frauen in Rot’ und das Konzipieren eines Wikipedia-Eintrags – bilden. Jede*r Studierende stellt in den Folgeeinheiten des Seminars – digital über das Videokonferenztool Jitsi Meet – kurz vor, über wen (oder über was) er*sie warum einen Wikipedia-Eintrag plant und wie er*sie die von Wikipedia vorgegebenen Kriterien zu erfüllen gedenkt. Anhand einer zuvor gemeinsam erarbeiteten Checkliste wird Peer-Feedback gegeben. Die Recherche begleitend, spätestens jedoch beim gemeinsamen digitalen Edit-a-thon, der in Kooperation mit Wikimedia Österreich in einer der letzten Einheiten des Seminars stattfinden wird, soll mit dem Anlegen eines Artikelentwurfs im Benutzernamensraum der Wikipedia begonnen werden, sodass am Ende des Semesters jede*r einen einigermaßen vollständigen Entwurf eines Wikipedia-Eintrags nachweisen kann. Jede*r Studierende bekommt eine*n Respondent*in zur Seite gestellt, damit die Artikel bereits vorab, d.h. bevor ich sie ‚begutachte‘ und schließlich für die Einreichung in der Wikipedia freigebe, gegenseitig korrekturgelesen und besprochen werden können.

Minimum requirements and assessment criteria

Um die Lehrveranstaltung positiv abzuschließen, wird von den Teilnehmer*innen eine regelmäßige und aktive Teilnahme erwartet (aufgrund der Gesundheitslage in Form von Diskussionsbeiträgen in den dafür angelegten Moodle-Foren und Anwesenheit bei den Videoschaltungen über Jitsi Meet) – das inkludiert die regelmäßige Vorbereitung von Texten. Jede*r Studierende stellt zudem im Laufe des Semesters den von ihr geplanten Wikipedia-Artikel vor. Dieser wird, zumindest in den Grundzügen, in den letzten Einheiten des Semesters im Rahmen eines gemeinsamen Edit-a-thons erstellt und kann in den ersten Wochen der Semesterferien noch selbständig ergänzt und verfeinert werden. Der Artikel ist bis spätestens 30.9. an Stelle einer Abschlussarbeit (als Link oder Word/pdf-Datei) abzugeben. Die Veröffentlichung des Artikels in der Wikipedia wird zwar allen nahegelegt, es besteht jedoch kein Zwang. Die Endnote setzt sich aus folgenden Teilleistungen zusammen: Mitarbeit (15%), Präsentation der ‚Frau in Rot’ und der geplanten oder bereits durchgeführten Rechercheschritte (15%), Abgabe eines kurzen Essays während des Semesters (20%) und Abgabe des Wikipedia-Artikels am Ende bzw. nach dem Semester (50%).

Examination topics

Die während des Semesters besprochene Literatur – von Texten über Wikipedia Studies bis hin zu Wikipedia-Richtlinien – und Anwender*innenskills.

Reading list

Bock, Florian: „‚Women in Red’. Die fehlenden Frauen in Wikipedia.“ In: orf.at (6.10.2018), https://orf.at/stories/3047921/ [30.12.2019].

Börner, Ingo/Kopf, Susanne: „Wikipedia Studies: sprach- und literaturwissenschaftliche Zugänge zu Wikipedia.“ In: Börner, Ingo/Straub, Wolfgang/Zolles, Christian (Hg.): Germanistik digital: Digital Humanities in der Sprach- und Literaturwissenschaft. Wien: facultas 2018, S. 212–227.

Patsalidis, Marlene/ Wade, Jessica: „Forscherinnen: Was es für Chancengleichheit in der Wissenschaft braucht.“ In: Kurier (15.4.2019), https://kurier.at/leben/jess-wade-ueber-frauen-in-der-forschung-was-es-fuer-chancengleichheit-in-der-wissenschaft-braucht/400464103 [30.12.2019].

Pulz, Magdalena/Wade, Jessica: „Geschlechterungleichheit bei Wikipedia: ‚Wir müssen brillante Frauen feiern’ (Interview)“. In: Süddeutsche Zeitung (22.10.2018), https://www.sueddeutsche.de/leben/geschlechterungleichheit-bei-wikipedia-wir-muessen-brillante-frauen-feiern-1.4178782 [30.12.2019].

Wikipedia: „Richtlinien“, https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Richtlinien
– „Edit-a-thon/WikiGap Wien 2019“, https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Edit-a-thon/WikiGap_Wien_2019
– „WikiProject Women in Red“, https://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiProject_Women_in_Red
– „WikiProjekt Frauen/Frauen in Rot“, https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiProjekt_Frauen/Frauen_in_Rot
– „Women in Red“, https://en.wikipedia.org/wiki/Women_in_Red

Wozniak, Thomas: „Wikipedia in Forschung und Lehre – eine Übersicht.“ In: Wozniak, Thomas/Nemitz, Jürgen/Rohwedder, Uwe (Hg.): Wikipedia und Geschichtswissenschaft. Oldenbourg: De Gruyter 2015, S. 33–52.

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Last modified: Mo 07.09.2020 15:21