Universität Wien
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240077 KO 1 (2024W)

Material Concerns. Reading Care Work, Capitalism, and Gender in Literary Fiction

Continuous assessment of course work

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Details

Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Am Freitag, den 11.10.2024 von 10.15-11.45 Uhr findet eine ONLINE-Vorbesprechung der LV statt.

  • Thursday 24.10. 09:45 - 13:00 Seminarraum 16, Kolingasse 14-16, OG02
  • Thursday 07.11. 09:45 - 13:00 Seminarraum 16, Kolingasse 14-16, OG02
  • Thursday 21.11. 09:45 - 13:00 Seminarraum 16, Kolingasse 14-16, OG02
  • Thursday 05.12. 09:45 - 13:00 Seminarraum 16, Kolingasse 14-16, OG02
  • Thursday 16.01. 09:45 - 13:00 Seminarraum 16, Kolingasse 14-16, OG02
  • Thursday 30.01. 09:45 - 13:00 Seminarraum 16, Kolingasse 14-16, OG02

Information

Aims, contents and method of the course

Indem sie die Eigenlogik kapitalistischer Verhältnisse und der ihr inhärenten Geschlechterhierarchie erkennen, anstatt Letztere zu naturalisieren oder ihren Ursprung auf bloßes individuelles Handeln im Sinne eines „falschen Bewusstseins“ zu reduzieren, haben materialistisch-feministische Theorien das Verständnis davon erweitert, dass die materiellen Grundlagen von Geschlechterverhältnissen in deren Analyse notwendigerweise einzubeziehen sind. Dabei haben sie einer Hinwendung zu sozialen und ökonomischen Fragestellungen die Verschränkungen zwischen Patriarchat und kapitalistischer Ausbeutung aufdeckt und in diesem Zuge Begriffe wie Care- und Reproduktionsarbeit systematisiert. Neuere literarische Publikationen rücken diese Thematik verstärkt ins Blickfeld, indem sie etwa die Organisation von Sorgearbeit sowohl innerhalb familiärer als auch
gesellschaftlicher Strukturen thematisieren. Der Blick auf diese literarischen Annäherungsversuche offenbart, dass der Begriff „Care“ ein komplexes und heterogenes Phänomen ist, dem sich zu stellen die Bereitschaft „zu mehr Arbeit als bisher“ (Belsey 1990: 8) erfordert, wie die Literaturwissenschaftlerin Catherine Belsey schon im Jahr 1990 bemerkt. So müsse der Blick sich etwa zunehmend auf die Klassenbeziehungen in fiktionalen Texten, aber auch im Hinblick auf die Leser:innen sowie die gesellschaftlichen Verhältnisse insgesamt richten. Warum aber diese Anstrengung unternehmen? Was kann die materialistisch-feministische Analyse von Erzähltexten Neues oder Anderes in den gesellschaftlichen Diskurs um Arbeit, Ausbeutung, Macht und Geschlecht einspeisen?

Diesen Fragen will dieses Seminar nachgehen, indem es in einem ersten Schritt die Genealogie materialistisch-feministischer Theorien zu rekonstruieren und im Weiteren deren Potentiale für die (literatur-) wissenschaftliche Analyse transparent zu machen versucht. Auf dieser Grundlage soll die Darstellung von Care-Arbeit in zeitgenössischen Romanen und Erzählungen untersucht werden. Anhand einer entsprechenden Analyse wird herausgearbeitet, wie die Texte Fragen nach reproduktiver (Un-) Gerechtigkeit nachspüren, herrschaftsförmige Mechanismen der Delegation und Übernahme unbezahlter Sorgearbeit entlarven und den Einfluss der kapitalistischen Produktions- und Lebensweise auf unsere Beziehungen veranschaulichen. Anknüpfend sollen gemeinsam mit den Seminarteilnehmenden die Möglichkeiten einer kritischen materialistisch-feministischen Wissenschaft auch über die eigenen disziplinären Grenzen hinaus erkundet werden – dies auch vor dem Hintergrund, inwiefern sich mit ihrer Hilfe politische Handlungsmacht neu denken lässt.

Erwartete Vorkenntnisse, Lehr-/Lernmethoden und Prüfungsmodalitäten:

Die interdisziplinäre ausgerichtete Lehrveranstaltung ist als Lektürekurs angelegt und soll gleichzeitig Raum zur praktischen Anwendung des Erlernten bieten. Unterstützt durch Inputs seitens der Lehrveranstaltungsleitung werden einerseits theoretische Grundlagentexte gelesen, andererseits sollen die theoretischen Erkenntnisse auf den Bereich der Literaturübertragen werden und in die Analyse von Erzähltexten einfließen. Vorkenntnisse im Bereich der Literaturwissenschaft sind dabei nicht nötig, es wird lediglich eine Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit fiktiven Texten vorausgesetzt. Das Ziel ist die eigenständige und kritische Anwendung der materialistisch-feministischen Methode zur Analyse von Gesellschaft und Herrschaftsverhältnissen. Gegenstand und Grundlage der Diskussion bilden ausgewählte Texte bzw. Textauszüge in deutscher und englischer Sprache, die zur Vorbereitung auf die jeweilige Sitzung gelesen und mit Hilfe von Lektürefragen vorstrukturiert werden sollen. Ergänzend dazu bieten Schreibübungen (z.B. Lektüreprotokoll), interaktive Gruppenarbeiten und Kurzreferate die Möglichkeit zur inhaltlichen Vertiefung und Reflexion des Gelesenen.

Assessment and permitted materials

Regelmäßige Anwesenheit (max. ein Block darf versäumt werden), aktive und vorbereitete Teilnahme an der Diskussion, Lektüre der Texte, kleine schriftliche Aufgaben zur Vorbereitung auf die einzelnen Sitzungen, Referat, Essay.

Minimum requirements and assessment criteria

Leistungsbeurteilung:

mündliche Beteiligung inkl. Lektüreaufgaben (20 %)
kleine schriftliche Aufgaben (10 %)
Gruppenreferat inkl. Handout mit anschließender Diskussion (30 %)
Essay zu einer eigenen Fragestellung – Abgabe bis 28.02. (40 %)

Examination topics

s. Moodle; sämtliche in der LV präsentierten und erarbeiteten Inhalte.

Reading list

Primärliteratur (vorläufige Auswahl):

Birnbacher, Birgit: Wovon wir leben (Österreich, 2023)
De Céspedes, Alba: El cuaderno prohibido / Das verbotene Notizbuch (1953, Italien)
Dröscher, Daniela: Lügen über meine Mutter (2022, Deutschland)
Fallwickl, Mareike: Die Wut, die bleibt (2022, Österreich)
Ferrante, Elena: La figlia oscura / Frau im Dunkeln (2006, Italien)
Keyi, Sheng: Die Gebärmutter (2023, China)
Klemm, Gertrude: Aberland (2015, Österreich)
Moss, Sarah: Night Waking / Schlaflos (2011, Schottland)

Sekundärliteratur:

Aulenbacher, Brigitte et al. (2015): Feministische Kapitalismuskritik. Einstiege in bedeutende Forschungsfelder.
Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot.
Beier, Friederike et al. (2018): materializing feminism: Positionierungen zu Ökonomie, Staat und Identität (1.
Auflage). Münster: Unrast.
Belsey, Catherine (1990): „Eine Zukunft für die materialistisch-feministische Literaturwissenschaft“. In:
Feministische Studien, vol. 8, no. 2, 7-21.
Dibekulu, Dawit/Guadu, Ayenew (2023): Marxistische und feministische Literaturtheorien. Die philosophischen
Grundlagen und Konzepte. Berlin: Verlag Unser Wissen.
Silvia Federici (2012): Aufstand aus der Küche. Reproduktionsarbeit im globalen Kapitalismus und die unvollendete
feministische Revolution. Münster: Edition Assemblage.
Klanke, Annika (2023): „Materialistisch-feministische Erkundungen von Care-Arbeit in der Erzählliteratur der
Gegenwart“, in: Umstülpen. Leiden, Niederlande: Brill | Fink.
Schlicht, C et al. (Hrsg.) (2023): Literatur und Arbeitswelten. Leiden, Niederlande: Brill | Fink.
Scholz, Rüdiger (1996): Literaturtheorie Und Geschichte: Zur Diskussion Materialistischer Literaturwissenschaft.
Springer Link: Opladen.
Scholz, Roswitha (2000): Das Geschlecht des Kapitalismus: feministische Theorien und die postmoderne
Metamorphose des Patriarchats. Bad Honnef: Horlemann.
Undercurrents (Hrsg.) (2023): Literatur und Care. Berlin: Verbrecher Verlag.
Volk, Katharina (2018): Ein historischer Rückblick auf materialistisch-feministische Theorien. Münster: Verlag
Westfälisches Dampfboot.
Writing with CARE / RAGE (Hrsg.) (2021): „Rhizom – Offene Worte.“ Ein Kollektivtext.

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M2-KO1 und M2-KO2

Last modified: Mo 07.10.2024 20:46