240104 GR M1 - GR Guided Reading (4 ECTS) (2012W)

Gemessen an den Wogen, die 1991 die deutschsprachige Veröffentlichung von Judith Butlers Das Unbehagen der Geschlechter in der feministischen Theorie (und Bewegung) auslöste, ist es mittlerweile relativ still in den Auseinandersetzungen zwischen feministischen und queer-theoretischen Ansätzen geworden. Dennoch aber sind die Konflikte, Fragen, das wechselseitige Unverständnis und Unbehagen weitgehend geblieben. So bleibt von Seiten der Queer Theorie der theoretische und politische Vorwurf an die feministische Theorie bestehen, dass, solange an der sex-gender-Trennung festgehalten werde, letztlich jene Machtformen reproduziert werden, die die feministische Kritik gerade unterlaufen möchte. Zugleich wird von feministischen Theoretikerinnen argumentiert, Queer Theorie entzöge durch die Dekonstruktion ‚des Subjekts Frau‘ die Grundlagen sowohl für die Analyse von Geschlechterungleichheiten als auch für feministische Handlungsfähigkeit. Vor dem Hintergrund dieser anhaltenden Kontroversen sollen in dem Lektüreseminar zentrale Konzepte jeweils anhand eines Textes aus der feministischen Theorie und eines Textes aus der Queer Theorie besprochen werden. Mittels dieses Text-Tandems sollen folgende Schlüsselbegriffe ausgeleuchtet werden: Körper, Macht, Unterdrückung, Subjekt, Identität, Agency, Kritik, Widerstand, Utopie. Auf diese Weise sollen einerseits erkenntnistheoretische, analytische und politische Differenzen sichtbar werden. Andererseits aber soll der Fokus auch auf Überschneidungen und Anschlussstellen gelegt werden, an denen es produktiv sein kann, feministische und queere Ansätze zu einer queer-feministischen Perspektive zu verbinden, um so die Analyse von vergeschlechtlichten und heteronormativen Macht- und Herrschaftsverhältnissen zu vertiefen.