Universität Wien

240127 GR se (2025S)

Wahllehrveranstaltungen

Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

Note: The time of your registration within the registration period has no effect on the allocation of places (no first come, first served).

Details

Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Thursday 06.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal 30 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Thursday 13.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal 30 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Thursday 03.04. 11:30 - 13:00 Hörsaal 30 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Thursday 10.04. 11:30 - 13:00 Hörsaal 30 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Thursday 08.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal 30 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Thursday 15.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal 30 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Thursday 22.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal 30 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Thursday 05.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal 30 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Thursday 12.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal 30 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Thursday 26.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal 30 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7

Information

Aims, contents and method of the course

Inhalte:
Von der Frühen Neuzeit bis zum Jahr 1938 war das Rechtsinstitut der Scheidung von Tisch und Bett im Gebiet des heutigen Österreichs die einzige legitime Möglichkeit für katholisch getraute Eheleute, das eheliche Zusammenleben (unter Fortbestehen des Ehebandes) aufzuheben. Ehegerichtsakten bieten einen faszinierenden Einblick in die Aushandlung und Thematisierung verschiedener Aspekte des ehelichen und außerehelichen Sexuallebens vor Gericht, vom „klassischen“ Scheidungsgrund des Ehebruches, über die eheliche Pflicht zum Geschlechtsverkehr bis hin zu Mitteln und Methoden der Empfängnisverhütung. Wenn auch (infolge des mangelnden Zuganges von Frauen zu Rechtsberufen bis weit in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein) zumeist Männer als Richter, Anwälte oder ärztliche Sachverständige großen Einfluss auf den Ausgang der Verfahren nahmen, zeigt ein genauerer Blick, dass diese keine einheitliche Position vertraten.
Frauen nahmen in den Verfahren schließlich ebenso Handlungsspielräume wahr, indem sie z.B. rechtliche Vorschriften unterwanderten oder gewisse sexuelle Praktiken als Eheverfehlungen geltend machten. Auch marginalisierte Gruppen von Frauen, wie Dienstmägde, geraten über die Akten in den Blick. Die historische Scheidungsforschung bietet demnach auch eine Möglichkeit, sich mit der Verhandlung von Geschlechterbeziehungen vor Gericht auseinanderzusetzen und rechtliche (Un-)Gleichbehandlungen von Frauen ebenso aufzuzeigen wie deren Handlungsoptionen innerhalb und außerhalb des Gerichtssaales.

Lehrziele und Methoden:
Als Ausgangspunkt des Guided Readings dient eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Ehe- und Scheidungsrecht in Österreich zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert. Anschließend widmen wir uns den in den Ehegerichtsakten thematisierten Aspekten des ehelichen und außerehelichen Sexuallebens aus einer transdisziplinären Perspektive.
Nicht, was tatsächlich geschah, sondern auf welche Weise Sexualität und sexuelle Praktiken in den Akten adressiert, und welche gesellschaftlichen, medizinischen und rechtlichen Vorstellungen über Sexualität in den Gerichtsakten transportiert wurden, interessiert uns besonders. Wir diskutieren und kommentieren zu diesem Zwecke nicht nur verschiedene Aufsätze der Sekundärliteratur, sondern werden gemeinsam auch kurze Auszüge aus Gesetzestexten, Kommentaren und medizinischen Schriften lesen und besprechen. Dies soll die Studierenden anschließend befähigen, mit Auszügen aus Ehegerichtsakten zu arbeiten und diese in der Gruppe zu diskutieren und zu analysieren.

Ziel der Lehrveranstaltung ist es, dass die Studierenden mit verschiedenen Quellengattungen (Gesetze, juristische Kommentarliteratur, Gerichtsakten etc.) vertraut gemacht werden und sich darin erproben, diese zu kontextualisieren. Die Studierenden kennen nach Abschluss der Lehrveranstaltung Quellen und Forschungsliteratur zu den Themen Ehe und Scheidung, Sexualität sowie Geschlecht und gewisse Grundlagen des kulturwissenschaftlichen Arbeitens. Sie können das in der Lehrveranstaltung gewonnene Wissen anwenden, um historische Quellen besser zu verstehen und zu kontextualisieren. Schließlich kennen die Studierenden nach Abschluss der Lehrveranstaltung auch einige theoretische Perspektivierungen der Geschlechtergeschichte und können diese in Ansätzen anwenden.

Geographisch liegt der Fokus des Guided Readings auf Österreich, doch sollen auch Forschungsergebnisse aus dem deutschsprachigen Raum miteinbezogen werden. Zeitlich spannt das Guided Reading einen Bogen vom Erlass des Josephinischen Ehepatents im Jahr 1783 bis fast in unsere unmittelbare Gegenwart, um die Aus- und Nachwirkungen von gewissen medizinischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Diskursen bis heute besser nachvollziehen zu können.

Assessment and permitted materials

Die Leistungskontrolle setzt sich einerseits aus der Verfassung von wöchentlichen, kurzen schriftlichen Hausarbeiten zusammen (die Verwendung von KI gestützten Textverarbeitungsprogrammen jedweder Art ist hierbei nicht gestattet). Diese Hausarbeiten im Umfang von ca. 1-2 Seiten (Times New Roman, Zeilenabstand 1,15) sollen in ganzen Sätzen verfasst werden und bilden 60 % der Note. Darüber hinaus wird von den Studierenden eine regelmäßige, aktive Teilnahme an der Lehrveranstaltung in Form von Diskussionsbeiträgen in Kleingruppen oder im Plenum erwartet (40 % der Note).

Minimum requirements and assessment criteria

Für das Absolvieren des Guided Readings ist sowohl eine regelmäßige, aktive Teilnahme (max. zweimaliges unentschuldigtes Fehlen) und Mitarbeit, als auch die Vollständigkeit und Qualität der abzugebenden schriftlichen Hausarbeiten ausschlaggebend. Die Hausarbeiten bilden 60 % der Note, während die regelmäßige, aktive Teilnahme an der Lehrveranstaltung in Form von Diskussionsbeiträgen in Kleingruppen oder im Plenum mit 40 % der Note gewichtet wird.

Examination topics

Semesterlektüre (in Form von kleineren, schriftlichen Hausarbeiten)

Reading list

Literatur zur Lehrveranstaltung wird auf Moodle bekanntgegeben und bereitgestellt.

Zum Schmökern:

- Arni, Caroline: Entzweiungen. Die Krise der Ehe um 1900. Köln/Weimar/Wien 2004.
- Duncker, Arne: Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe. Persönliche Stellung von Frau und Mann im Recht der ehelichen Lebensgemeinschaft 1700-1914, Köln/Weimar/Wien 2003.
- Eder, Franz X: Kultur der Begierde. Eine Geschichte der Sexualität, München 2009.
- Griesebner, Andrea/Hehenberger, Susanne: Scheidungsgrund Sexualität. Die Anschuldigungen der Sodomie und der sexuellen Gewalt in frühneuzeitlichen Eheverfahren, in: Ammerer, Gerhard/Fritz, Gerhard/Tauchen, Jaromír (Hg.), Sexualität vor Gericht. Deviante geschlechtliche Praktiken und deren Verfolgung vom 14. bis ins 19. Jahrhundert. Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs 1 (2019), 131-149.
- Griesebner, Andrea: Datenbank Ehen vor Gericht 3.0. Eheprozesse zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert, unter Mitarbeit von Birgit Dober, Susanne Hehenberger, Beate Pamperl, Isabella Planer und Georg Tschannett.
- Kalb, Herbert: Das Eherecht in der Republik Österreich 1918-1978. In: Beiträge zur österreichischen Rechtsgeschichte 2 (2012), 27-43.
- Rieder-Zagkla, Stephanie: „…kurz, er wohnte mir nie ehlich bei.“ Die eheliche Pflicht zum Geschlechtsverkehr und deren Thematisierung in Scheidungsverfahren zwischen 1783 und 1938, in: Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs 1 (2022), 96-118.
- Tschannett,Georg: Zerrissene Ehen. Scheidungen von Tisch und Bett in Wien (1783–1850), ungedr. Diss., Universität Wien 2015.

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Last modified: Mo 03.03.2025 11:46